Kreis Kusel Applaus erst mit Verzögerung

Im Juni war Joseph Parsons solo im Saalong in Kübelberg, am Donnerstag kam er im Duo mit Todd Thibaud. Die beiden Liedermacher liefen zu großer Form auf und schlugen das kleine, feine Publikum in ihren Bann.

Todd Thibaud, Sänger und Liedermacher aus Boston, und Joseph Parsons, Wahldeutscher. Beide mit ausdrucksstarken Stimmen gesegnet, Parsons mit der einen Tick markanteren, Thibaud mit sanfterem Timbre; beide achtbare Gitarristen, beide mit einem Gespür für die Klänge des Landes, das ihre Persönlichkeiten geprägt hat: Americana, Folk, Country, gerader Rock und eine Anmutung von Blues. In den Pressemitteilungen spielen sie mit der Ähnlichkeit zu Simon & Garfunkel, der Hörer freilich denkt auch ein bisschen an America und Crosby & Nash, an die Themen von Bruce Springsteen, wenn der den Geschichtenerzähler gibt und, Geschlecht hin oder her, die Dixie Chicks. Mit deren Produzent arbeitet Thibaud tatsächlich in den USA ab und an zusammen. Das aktuelle Album Eden, das das Duo beim Konzert im Saalong des Gasthauses Schleppi – es ist Teil einer kleinen Tour – vor allem vorstellt, ist allerdings im Studio im Steinhuder Meer in Niedersachsen entstanden. Parsons ist dort zur Ruhe gekommen und hat, wie er sagt, eine produktive Zeit hinter sich. Sein letztes Soloalbum „Empire Bridges“ stellte er im Juni umjubelt in Kübelberg vor. Am Donnerstagabend war „Eden“ dran. „Das ist ein komplett anderer Ansatz“, sagt Konzertveranstalter Manuel Bücker. „Deshalb habe ich Parsons wieder gebucht.“ Bücker ist zweifelsohne auch ein Fan des Liedermachers. Viel Geld kann er mit diesen Konzerten nicht machen, die Zugpferde des Programms von Anderswelt, seiner Agentur mit Vereinsstatus, sind Konzerte wie das bereits ausverkaufte mit „Genesis“-Ray Wilson am 25. Oktober, – wer für den 25. keine Karte mehr bekommen hat, kann es einen Tag zuvor in der Stadthalle Birkenfeld versuchen – oder die Deep-Purple-Nacht, die am 8. November beim Schleppi steigt. Es spricht für den Eventmanager aus Brücken und für den Saalong, dass Herzblutmusiker wie Thibaud und Parsons dennoch ein Forum finden. Allzu viele solcher Veranstaltungen sieht der Landkreis Kusel nach dem Niedergang der meisten seiner Musikkneipen nicht mehr. Es spricht auch für die Veranstalter, dass mit Luca Tarantini ein junger Songwriter aus Landstuhl ein Vorprogramm spielen darf. „Manchmal erfind’ ich so Geschichten und schreib’ Lieder drüber“, sagt der. „Ich hoffe, wir können einmal Vorprogramm für Dich spielen“, lobt Thibaud den Nachwuchs später. Das Publikum am Donnerstag ist klein, fein und vom ersten Takt an dabei. Mucksmäuschenstill ist es im Saal, als die beiden Musiker anheben. „Hallo, wie geht’s in Kübelberg-Schönenberg?“, sagt Parsons. „War das richtig? Das ist ein hartes Wort.“ Das dritte Stück ist das erste von der neuen Platte, für die beide Musiker Stücke beigesteuert haben. „Everything changes“ heißt das kleine, zarte, harmonische Lied. Wie oft bei den beiden ist es Variation der großen Themen Liebe und Vergänglichkeit. „Cost of Eden“ und „Time is due“ finden sich ebenfalls auf dem Silberling, der natürlich am Ausgang, auf Wunsch handsigniert, zum Verkauf steht. Eingestreut ins Repertoire werden Lieder von älteren Parsons/Thibaud-Alben, ebenso Solostücke. Natürlich fehlt „Skipping stone“ nicht, das erste Lied, das Parson auf deutschem Boden komponierte und das die Liebeserklärung an die eine Frau ist. Thibaud steuert „My Daddys Cadillac“ bei. Der war, erzählt er, zwar ein Volvo – aber für einen 17-Jährigen gleichwohl nicht weniger als die große weite Welt. Zwei Stunden spielt das Duo mit einer Pause, es sind zwei Stunden mit zwei Stimmen, zwei Gitarren, einem Schuss Mundharmonika und einem winzigen Spritzer percussiver Effekte. Mehr als einmal packt die Musik das Publikum so, dass der Applaus erst mit Verzögerung einsetzt. Natürlich kommen die beiden nicht ohne Zugaben davon. Und bei der wird die vorher ab und an in den Harmonien hörbare Hommage an Paul Simon und Art Garfunkel dann explizit. „The Boxer“ zum mitträllern macht den Anfang, „Bye-Bye Love“, das Simon & Garfunkel wie so viele andere Künstler auch gesungen haben, markiert das Ende. Parsons immerhin kommt vielleicht wieder. Das Hardpan-Projekt, das vor zehn Jahren eine Handvoll Singer/Songwriter zusammenbrachte, wird möglicherweise eine Neuauflage erfahren. „Wenn es nicht langweilig wird, kann ich die Jungs vielleicht holen“, sagt Manuel Bücker.

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