Kusel Mäandern durch ein tiefes Tal

Hinter Eßweiler erreicht der Talbach, der auf der Höhe zwischen Kollweiler und Rothselberg entspringt, seinen schönsten Abschnitt in einem weitgehend ursprünglich gebliebenen Tal. Im weiteren Verlauf bis zur Mündung fließt der Bach ruhig durch ein abwechselnd weiter und enger werdendes Tal. Auf seiner gesamten Strecke gab es früher in fast jedem Dorf eine Mühle.

Nördlich von Eßweiler sollte in den 70er Jahren ein kleiner Stausee entstehen, doch wurden die Pläne aus Gründen des Naturschutzes nicht verwirklicht. Stattdessen hat man heute an dem Weg neben dem Bach die „Allee der Generationen“ angelegt, wo für jedes neugeborene Kind in Eßweiler ein seltener Obstbaum gepflanzt wird. Inzwischen stehen hier bereits mehr als 30 Bäume. Nach etwa einem Kilometer kommt man zu dem schönsten Abschnitt des Tales. Der Talbach hat hier ein tiefes Tal geschaffen, das weitgehend ursprünglich ist. Er fließt munter in einem steinigen Bett und bildet ausgeprägte Mäander, begleitet von umgestürzten Bäumen, frei gespülten Wurzeln und Poldern mit Schwemmholz. Mit etwas Glück kann man Wildenten, Graureiher, Wasseramseln und Eisvögel beobachten. Der ehemalige Wanderweg wird nicht mehr gepflegt, aber ein Pfad führt bis zu einem Steg, der vom Hochwasser beschädigt wurde. Im Sommer mäht die Gemeinde Eßweiler einen Streifen am Bach, so dass ein Teil des Tales begehbar ist. Der geplante Talbachradweg soll durch dieses Tal führen, was hoffentlich nicht die Ruhe und Ursprünglichkeit stören wird. Oberhalb des Tales lädt die Landscheidhütte zu einer Rast ein. Im weiteren Verlauf fließt der Bach ruhig in einem Tal, in dem sich Wiesen und kleine Wälder abwechseln. Erlen säumen seinen Lauf, der immer wieder Mäander bildet. Die Hügel, die etwa 100 Meter höher als das Bachbett sind, treten mehrmals näher heran, verengen das Tal und geben es dann wieder frei. Auf dieser Strecke durchquert der Talbach Oberweiler im Tal, Hinzweiler und Nerzweiler, die im Mittelalter zu dem eigenständigen politischen und kirchlichen Verwaltungsbezirk „Eßweiler Tal“ gehörten. Die Häuser in den Dörfern stehen fast ausschließlich auf Erhöhungen, wo sie sicher vor Hochwasser sind. Schließlich erreicht der Talbach das Glantal, mündet aber nicht direkt in diesen Fluss. Denn er trifft zuerst einen alten Mühlkanal, der vom Glan abgezweigt worden war und die Offenbacher Klostermühle versorgte. Erst in Offenbach hat er nach knapp 14 Kilometern sein Ziel erreicht, nachdem er ein Gebiet von 34 Quadratkilometern entwässert hat. Der Jettenbach, der in Eßweiler in den Talbach mündet, und der Talbach sind Beispiele für die Bedeutung der Mühlen, die es einst in fast jedem Dorf gab. Nur Rothselberg hatte keine Mühle, so dass die Bauern ihr Getreide wahrscheinlich nach Eßweiler bringen mussten. Jettenbach hatte seit 1714 im Norden des Dorfes eine Mühle. Der Mühlteich wurde durch einen Graben gespeist, der an der Hauptstraße abzweigte und neben ihr verlief. Als die Mühle 1930 ihren Betrieb einstellte, erhielt der Jettenbach wieder sein ursprüngliches Bett. 1958/59 wurde die Mühle abgerissen und an ihrer Stelle der Mühlhof gebaut. In Eßweiler gab es zwei Mühlen. Von der oberen Mühle, die am Jettenbach lag, ist das stattliche Gebäude noch erhalten und dient heute als Wohnhaus. Von der unteren Mühle am Ende der Mühlgasse sind die Gebäude und auch die meisten Gerätschaften aus dem Mahlbetrieb erhalten. Zwei Mühlen gab es auch in Oberweiler im Tal, an die aber nur noch die Mühlstraße erinnert. Die Obermühle entstand 1506, die Untermühle 1588. In allen Orten war das Wasser im Sommer oft knapp. Auch die Mühle in Hinzweiler ist verschwunden. Sie stand zwischen dem Dorfkern um die Kirche und dem Straßendorf auf der anderen Bachseite. In Nerzweiler gibt es noch einen Mühlweg, der im 18. Jahrhundert zu einer Mühle mit zwei Wasserrädern und zwei Mahlgängen führte. Die älteste Mühle war die Klostermühle in Offenbach, die vielleicht schon im 12. Jahrhundert gebaut worden war. Der Name Talbach wird heute nur noch selten gebraucht. Aber er lebt weiter im Bestandteil des Vereins „Talbachmusikanten Eßweiler“, mit dem der Ort seine Tradition als Musikantendorf fortsetzt.

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