Kusel Kusel: „Der Arbeitsmarkt ist sehr robust“

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Ja, der Arbeitsmarkt im Landkreis Kusel sieht aktuell minimal schlechter aus als im Vorjahr. Damals betrug die Arbeitslosenquote im Februar 4,9 Prozent, heuer sind es 5,1. Doch Sorgen macht sich Peter Weißler, der neue Chef der Arbeitsagentur Kaiserslautern-Pirmasens, deshalb keine. „Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Stellen sind da – ich bin zufrieden“, sagte er gestern bei einem Besuch der RHEINPFALZ-Redaktion.

Der leichte Anstieg, so erklärt der 53-Jährige aus Maikammer, der Mitte Februar die Nachfolge von Hans-Joachim Omlor angetreten hat, habe in erster Linie damit zu tun, dass nun auch anerkannte Flüchtlinge in der Statistik ihren Niederschlag finden. „Der Anstieg ist dem Thema Flucht und Asyl geschuldet.“ Nicht einer tatsächlichen Verschlechterung am Arbeitsmarkt. Allerdings weiß der Südpfälzer auch um die Bedeutung der umliegenden Wirtschaftsstandorte für die Arbeitslosenzahl der Kreisbewohner. Denn mehr als 17.000 von ihnen pendeln tagtäglich über die Kreisgrenze, um Lohn und Brot zu verdienen. Das Gros von ihnen findet Arbeit Richtung Kaiserslautern oder ins Saarland. Deshalb blickt der neue Agentur-Chef auch mit großem Interesse auf Betriebe wie Bosch und Ina Schaeffler in Homburg oder Opel in Kaiserslautern und auf das, was sich dort tut. Er bleibt aber gelassen: „Bei Opel gibt es noch eine Garantie bis Ende 2018“, sieht er hier auf jeden Fall noch eine Weile keinen Grund zur Beunruhigung nach der Übernahme durch PSA. Und was sagt er zu den beiden Homburger Großbetrieben? „Ich kann keine unternehmerischen Entscheidungen treffen. Unsere Aufgabe ist es, dann gegebenenfalls zu reagieren.“ Er sieht die Region, auch den Kreis Kusel, für die nähere Zukunft gut aufgestellt, denn das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht in seiner jährlichen Prognose für die Westpfalz von einem wahrscheinlichen weiteren Jobzuwachs in diesem Jahr aus. Selbst die schlechteste Prognose der Forscher nennt maximal einen Verlust von 500 Arbeitsplätzen für das gesamte Gebiet, die positive Rechnung einen Zuwachs von 4000 Stellen. „Der Arbeitsmarkt in der Westpfalz ist sehr robust“, folgert der Agentur-Chef. Weißler ist ein Freund von langfristigen Betrachtungen, wenn es um Statistiken geht. „Wenn man sich die Zahlen nur eines Jahres anschaut, dann können da Sonderfaktoren reinspielen.“ Also hat er sich auch den Landkreis Kusel über die Jahre angesehen – und erfreuliches entdeckt. „Zwischen 2006 und 2016 hat sich die Arbeitslosigkeit hier halbiert.“ Am meisten profitiert davon haben übrigens die Frauen; gestiegen ist nur die Anzahl jobsuchender Ausländer, und das vor allem 2015/2016. Zeitgleich ist die Zahl sozialversicherungspflichtiger Jobs sogar im strukturschwachen Kreis Kusel gestiegen: von 11.413 auf 12.190 (Stichtag jeweils der 30. Juni). Damit hinkt Kusel zwar dem Agenturbezirk hinterher – in der Westpfalz ist die Stellenzahl seit 2006 um 11,6 Prozent gestiegen, im Kreis Kusel nur um 6,8 Prozent –, aber Wachstum ist Wachstum. Dass inzwischen viele junge Flüchtlinge in der Statistik von Arbeitsagentur und Jobcentern auftauchen, sieht Weißler als Chance, dem zunehmenden Nachwuchsmangel entgegenzuwirken – und da will er auch die Agentur weiter miteinbringen. Hier strebt er eine engere Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Jobcenter des Landkreises Kusel an – ebenso beim Thema Rehabilitation. Eventuell ließen sich dabei gemeinsame Maßnahmen organisieren, sagt er. Er habe darüber zuvor auch mit Landrat Winfried Hirschberger gesprochen, der sich dafür offen gezeigt habe. Mit noch einer Institution in Kusel will die Agentur in nächster Zeit enger zusammenarbeiten: mit der Berufsbildenden Schule BBS. Denn die Agentur Kaiserslautern-Pirmasens ist eine von drei Modellregionen bundesweit für das Projekt „lebensbegleitende Berufsberatung“. Einer der Schwerpunkte sei, zu verhindern, dass sogenannte Ausbildungszögerer ihre Lehrstelle hinschmeißen und nichts mehr tun. Sie in dann Ausbildung zurückzuholen, gilt als ausgesprochen schwierig. Also will die Agentur in Zusammenarbeit mit der Berufsschule hier schon früher ansetzen – in dem Moment, in dem ein Lehrling überlegt, seine Lehrstelle aufzugeben. Beispielsweise könnte ihn ein Betriebs- oder Branchenwechsel davor bewahren, frustriert ins Nichtstun abzugleiten. Und während der zweite Schwerpunkt, die Hochschulzögerer, mangels Uni im Kreis Kusel kaum eine Rolle spielt, kommt Punkt drei auch wieder für den Kreis zum Tragen: die Arbeitsberatung für Beschäftigte. Ihnen kann aufgezeigt werden, wohin und wie sie sich weiterentwickeln können. „Diese Arbeitsberatung ist ein gesetzlicher Auftrag, und es gab sie schon mal. Aber in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist das etwas in den Hintergrund getreten.“ Das soll sich nun ändern. |wop

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