Kusel „Ich will authentisch bleiben“

Zeit zum Durchatmen hatte der 55-jährige Börsborner noch nicht. „Der Wahlkampf war anstrengend“, gibt Klaus Schillo zu. Schließlich gab es nicht nur die Wahl am 25. Mai, sondern auch eine Stichwahl zwei Wochen später. Vier Kandidaten hatten sich um das Amt des Bürgermeisters beworben, außer Schillo auch Jürgen Conrad, Helge Schwab und Sigmund Niebergall. Weil keiner im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen erhielt, traten Schillo und SPD-Unterbezirksvorsitzender Conrad zur Stichwahl an. Mit einem überwältigenden Ergebnis für den Unabhängigen: Schillo bekam 71,2 Prozent der Stimmen. Doch der Weg dorthin war anstrengend. „Die Stichwahl hätte ich nicht auch noch gebraucht“, sagt der Abteilungsleiter bei der Verbandsgemeindeverwaltung. Er habe an 20 Infoständen gestanden, sei viel draußen unterwegs gewesen. „Die Flugblätter habe ich selbst ausgetragen“, berichtet Schillo. „Da war es von Vorteil, dass ich vom Marathonlauf komme“, scherzt er. Viel Sommerurlaub war danach nicht drin, „ich hätte noch eine Woche länger gebraucht“, gibt er gerne zu. Doch will Klaus Schillo nicht klagen. Dass er solch ein überzeugendes Wahlergebnis eingefahren habe, sei „schon toll“. Die letzten 14 Tage bis zur Stichwahl habe er noch einmal Vollgas gegeben. Seine Freunde hätten ihn tatkräftig unterstützt. Und bereits vor dem alles entscheidenden Wahltag habe er Zustimmung unter den Bürgern gespürt. „Die Leute wollten einen aus ihrer Mitte“, gibt er als Begründung an. Ein Kompliment will der designierte Bürgermeister noch in Richtung seiner Mitbewerber loswerden: „Der Wahlkampf war fair, es gab wenige Scharmützel.“ Ungewöhnlich war seine breite Unterstützerfront: Außer den Grünen, bei denen er einmal Mitglied war, sprach sich auch die CDU der Verbandsgemeinde für den Verwaltungsmann aus. Dass die konstituierende Sitzung des neu gewählten Verbandsgemeinderates mit der Wahl der Beigeordneten aus den drei stärksten Fraktionen so harmonisch verlaufen sei, gebe Anlass zur Hoffnung für die Zukunft. Auch, dass die Fraktionen vorher mit ihm das Gespräch gesucht hätten, also keine Kampfabstimmungen stattfanden, sondern man sich zuvor auf die Personalien einigte. Und wie geht es jetzt weiter? Noch hat Klaus Schillo einiges zu tun als Leiter der Ordnungs-, Schul- und Sozialabteilung bei der Verbandsgemeindeverwaltung. Als Beispiele nennt er den Bauernmarkt Ende September in Breitenbach oder den alljährlichen Pferdemarkt im November im Quirnbach. Das sei teilweise bereits Routine, schränkt Schillo ein. Und er berichtet, dass der amtierende Bürgermeister, Klaus Müller, ihn in wesentliche Fragen einbeziehe. Dazu kommt jetzt plötzlich auch noch das aktuell gewordene Thema Gebietsreform. Am 17. Dezember ist es soweit: Klaus Müller wird in einer sicherlich festlichen Sitzung verabschiedet – nach immerhin 35 Jahren als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler. Und Klaus Schillo wird gleichzeitig ins Amt eingeführt, so dass es pünktlich zum 1. Januar richtig losgehen kann. Was sein erstes Projekt sein wird, weiß Schillo auch schon: der Umbau des Rathauses. Das Verwaltungsgebäude in Glan-Münchweiler muss dringend renoviert werden, Beschlüsse hat der Rat schon gefasst. Dann steht ein neues Leader-Programm an mit der Gruppe Wes-trich-Glantal und den Verbandsgemeinden Glan-Münchweiler, Waldmohr, Schönenberg-Kübelberg, Ramstein-Miesenbach und Bruchmühlbach-Miesau. Das Fördergebiet müsse mindestens 50.000 Einwohner umfassen und über Kreisgrenzen hinweggehen, erläutert der künftige Bürgermeister. Apropos Kreisgrenzen: Das prägende Thema der nächsten Jahre ist zweifelsohne die Zukunft der Verbandsgemeinde: Fusion oder nicht? „Ich bin da völlig entspannt“, sagt Schillo. Man müsse abwarten, was kommt, Glan-Münchweiler habe – zumindest im Moment – keine Not. Was hat er sich vorgenommen für seine Amtszeit? „Ich will authentisch bleiben“, sagt der sportliche Mann. Ob er sein Vereins-Engagement so weiterführen könne wie bisher, wisse er noch nicht. Doch bleibe er auf jeden Fall im TuS Börsborn aktiv: „Das ist meine Heimat.“ Auch Schiedsmann der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler will er bis zum Ende der Wahlzeit in drei Jahren wenn möglich bleiben: „Das liegt mir irgendwie.“ Auch will er versuchen, den personellen Umbau der Verbandsgemeindeverwaltung, der durch seinen Wechsel notwendig wird, „ohne große Eingriffe“ hinzubekommen. Hat sich durch seine Wahl zum Bürgermeister denn für seine vierköpfige Familie etwas geändert? Schillo erzählt, dass seine Frau Irmtrud schon mal scherzhaft als „First Lady“ angesprochen werde. Ansonsten sei er gespannt, wie sich das doch anspruchsvolle Amt auf das Familienleben auswirke. Weiterführen wird er aber ein Projekt, das er seiner Frau einst zum Geschenk gemacht hat: Jedes Jahr besuchen sie eine andere Stadt in Deutschland. In M wie Marburg waren sie schon.

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