Kusel Grundproblem: Zu wenig Bewegung

Kusel. „Ich hab Rücken.“ Das sagt nicht nur ein gewisser Horst Schlämmer, sondern das sagen immer mehr Menschen. Chronischer Rückenschmerz plagt viele, verleidet ihnen das Leben. Das bestätigt auch Wolfram Käfer, Leitender Arzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie am Westpfalz-Klinikum Kusel. Er ist Gesprächspartner bei der letzten RHEINPFALZ-Sprechstunde in diesem Jahr am Mittwoch, 3. Dezember, 11 bis 12.30 Uhr.

Seit 4,5 Jahren gibt es die Spezialabteilung in Kusel, und die Patientenzahlen steigen – sowohl der operierten als auch der konservativ behandelten. Mit großem Erfolg wird eine neue, multimodale Therapie angeboten, berichtet Käfer. Die Patienten kommen für eine Woche ins Kuseler Krankenhaus, erhalten unter anderem intensive Krankengymnastik, aber auch Infiltrationen unter CT-Beobachtung und werden zweimal mit dem Bus des Westpfalz-Klinikums nach Kaiserslautern gebracht, wo sie die Abteilung für Schmerztherapie und Psychosomatik besuchen. Das funktioniere sehr gut, denn Rückenschmerzen seien „kein rein körperliches Leiden“, betont Käfer. Deswegen wolle man diese Therapie stärker anbieten, wiewohl die üblichen Therapien weiterlaufen. Dass die Zahl der Menschen mit Rückenleiden zunimmt, rührt natürlich auch daher, dass die Menschen immer älter werden. Der Leitende Arzt betont: „Die Veränderungen der Wirbelsäule erreichen alle – aber nicht alle entwickeln Symptome.“ Was den Fachmann erschreckt: Nicht nur Ältere haben Rückenprobleme, sondern auch bereits Jugendliche. Der Grund sei ganz einfach: mangelnde körperliche Aktivität. Denn während früher Kinder oft den ganzen Tag draußen unterwegs waren, sitzen sie heute vor Fernseher, Computer oder Spielkonsole. Nicht nur ihnen, sondern auch allen anderen rät Käfer zu Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung. Egal, ob es Laufen, Wandern oder Schwimmen sei. Problem sei aber, dass viele Vorgeschädigte Angst hätten, der Schmerz trete durch die Bewegung auf – was zu einem Teufelskreis führt, weil mangelnde Bewegung wiederum den Schmerz verstärkt. Ganz wichtig sei in jedem Fall die Mitarbeit des Patienten, auch nach einer möglichen Operation. Und genau davor hätten viele eine irrationale Angst. Käfer weiß: „Wenn’s ans Rückgrat geht, werden Urängste geweckt.“ Wobei das Hauptproblem sei, den idealen Zeitpunkt für eine Operation zu finden. Grundsätzlich würden viele Patienten konservativ behandelt, das heißt mit Medikamenten und Physiotherapie. Wenn das nichts mehr nützt, muss über eine Operation nachgedacht werden. „Zu früh ist ebenso gefährlich wie zu spät“, sagt der Wirbelsäulenspezialist. Denn mit der Zeit werden Schmerzen chronisch, obwohl eine Operation gelungen sei, habe sie keinen Effekt mehr. Für die Behandlung von Rückenschmerzen ist zuerst einmal der Hausarzt zuständig. Als zweites folgt ein Facharzt, ein Orthopäde. Nur wenn der nicht mehr weiterkommt, sei das Krankenhaus, die Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie, gefragt. (ba)

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