Kusel „Einige besonders wichtige Themen setzen“

NANZDIETSCHWEILER. Andreas Hartenfels hatte schon Monate vor der Landtagswahl für Wirbel gesorgt – für mehr, als es den meisten seiner Parteikollegen lieb war. Mit offenen Worte zu seiner schwierigen parteiinternen Situation bei Bündnis 90/Grüne wurde er Punktsieger beim Politiker-Speed-Dating vor wenigen Wochen.

„Wer hatte die überzeugendste Antwort auf deine Frage?“, waren die Schüler nach dem Speed-Dating (wir berichteten) gefragt worden. Zehn der 30 Stimmen erhielt Hartenfels. Gepunktet hatte er unter anderem mit Einblicken in sein Seelenleben nach den Turbulenzen des Vorjahres, als er in seiner Partei aufgefordert worden war, auf eine Kandidatur um Listenplatz zwei gegen Fraktionschef Daniel Köbler zu verzichten. Mittlerweile, so sagt Hartenfels, habe sich das innerparteiliche Verhältnis „wieder weitgehend normalisiert“. Zwei Minuten Zeit pro Antwort – das Speed-Dating sei auch für erfahrene Politiker eine Herausforderung gewesen, befindet der Nanzdietschweilerer, dessen erste Legislaturperiode als Landtagsabgeordneter nun zu Ende geht. Er vermutet, auch deshalb bei den Schülern gut angekommen zu sein, „weil ich keine geleckten Antworten geben wollte, sondern klarmachen, dass auch ich ein Mensch bin, der mit den Antworten ringt“. Dabei hätten Inhalte womöglich gar nicht mal im Mittelpunkt gestanden. Ohnehin befürchtet Hartenfels, dass „das Wahlergebnis am 13. März wenig mit der Arbeit auf Landesebene zu tun hat“. Nach all dem Hickhack nun auf Listenplatz sechs notiert, wird Hartenfels sicher auch im neuen Landtag vertreten sein. Mit dem Gedanken, dort womöglich erstmals der Opposition anzugehören, kann er sich zumindest arrangieren. „Ich bin das aus dem Kreistag gewöhnt“, sagt er. Sollte es so kommen, gehe es für ihn in den nächsten fünf Jahren eben darum, „einige besonders wichtige Themen zu setzen“ und „Informationen so aufzubereiten, dass die Regierung nicht umhinkommt, sich damit auseinanderzusetzen“. Dennoch weiß Hartenfels auch, dass es schwieriger würde, Impulse zu setzen. Selbst in den fünf Jahren Regierungszeit hat er lernen müssen, „dass man als Abgeordneter nur ein kleines Rädchen in einem komplexen Räderwerk ist“. Erreicht, da ist der 49-Jährige sich sicher, habe er dennoch einiges. In der Haushaltspolitik, die seit einem Jahr sein hauptsächliches Betätigungsfeld darstellt. Vor allem aber auch in den Bereichen regionale Landesplanung, Bauen und Wohnen, in denen er auch beruflich zu Hause ist. Obgleich er im Landschaftsplanungsbüro in Nanzdietschweiler – anders als geplant – nicht mehr aktiv ist: „Das nebenher weiter zu machen, ist unrealistisch.“ (tmü)

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