Kusel Der Burgwart muss ganz viel improvisieren

Die Burg Lichtenberg ist beliebtes Ausflugsziel, Veranstaltungsort und historische Stätte. Für Stephan Weingarth ist sie seit elf Jahren der Arbeitsplatz. Als Burgwart kümmert er sich im Auftrag der Kreisverwaltung um das alte Gemäuer. Seine Arbeiten reichen von Glühbirnen wechseln im Turm bis Schneeschippen im Winter.

„Letzten Endes ist es eine Hausmeistertätigkeit“, sagt Stephan Weingarth, als er auf seinen Titel als Burgwart angesprochen wird. Er ist verantwortlich dafür, dass die Burganlage gepflegt ist und den Besuchern nichts unangenehm auffällt. Auch wenn für Veranstaltungen Wasser und Strom benötigt oder Zelt und Bühne aufgebaut werden, ist er da und passt auf, dass alles glatt läuft. „Das ist wie zu Hause. Da guckt der Bauherr auch auf die Finger“, meint er. Während der Konzerte oder anderer Veranstaltungen versucht er jedoch, nicht immer anwesend zu sein. Ab und an lässt er sich von Kollegen vertreten. Dennoch sei oft er es, der am Ende das Licht ausmache. Jeden Morgen macht Weingarth zuerst einen Rundgang über die Burg und sieht nach, ob alles in Ordnung ist. Da die Burg frei zugänglich ist, finden sich zwischen den Ruinen schon einmal Spuren eines nächtlichen Lagerfeuers. Die zahlreichen Veranstaltungen im Sommer bedeuten zusätzliche Arbeit. „Wir hängen hintendran wegen dem Burgsommer. Das stört mich seit 14 Tagen: die Hecken am Parkplatz müssen geschnitten werden. Aber wir sind dran“, verspricht er, während um ihn herum nach dem Konzert vom Vorabend aufgeräumt wird. In den Sommermonaten wird Weingarth von drei Ein-Euro-Jobbern unterstützt, die allesamt „sehr engagiert seien“, wie er betont. Im Winter kümmert er sich alleine um die Burg. Fällt viel Schnee, sei er „manchmal kurz vorm Verzweifeln“. Es sei schwierig, die Parkplätze, die Lieferantenzufahrt sowie die Wege auf der Oberburg bis zur Kirche und den Museen freizuhalten. Kein Wunder: Die Burganlage ist 425 Meter lang und etwa zwischen 30 und 100 Metern breit. Dass Weingarth Burgwart wurde, nachdem sein Vorgänger in Rente gegangen war, war nahezu unausweichlich. „Der Einzige, der sich hier ausgekannt hat, war ich“, meint er lachend. Seit 1993 arbeitet der gelernte Maurer bei der Kreisverwaltung. Er sei oft auf der Burg gewesen und habe die Urlaubsvertretung für seinen Vorgänger gemacht. Es gibt wohl nur wenige, die Burg Lichtenberg besser kennen als Weingarth. „Hier muss man viel improvisieren“, erzählt er. Die Anlage hält immer wieder Überraschungen bereit. „Da wurde da ein bisschen Strom, da ein bisschen Strom hingelegt.“ Wer sich nicht auskennt, kann schnell eine Leitung treffen. Insgesamt sei die Anlage mittlerweile aber auf einem „guten Stand“. Als in den 90er Jahren die großen Bauprojekte Jugendherberge und Geoskop anstanden, wurden die Wasserleitungen erneuert und ein Gasanschluss gelegt. „Man muss das hier gerne machen“, ist Weingarth überzeugt. Burgwart zu sein, sei „sehr zeitintensiv“. Gewöhnlich findet man ihn von Montag bis Freitag tagsüber irgendwo auf dem Gelände. Mitunter wird er aber auch an Wochenenden und Feiertagen angerufen. Selbst nachts musste er schon von seinem Wohnort Pfeffelbach zur Burg hochfahren. Die Alarmanlage war losgegangen. Aber: „Gott sei Dank ist noch nie was gewesen.“ Ist es bei einem seiner Einsätze allzu spät geworden, hat er schon im Hochzeitszimmer übernachtet. Trotz der vielen Arbeit und nach mehr als einem Jahrzehnt als Burgwart sagt Weingarth noch immer: „Ich bin unwahrscheinlich gerne auf der Burg.“ Und: „Man muss sich die Zeit nehmen, um das zu genießen.“

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