Kusel „Däumchen drehen“ ist seine Sache nicht

Am Sonntag wurde dem 77-jährigen Gerold Antoni aus Lauterecken in Speyer von Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Pirminius-Plakette verliehen. Die Plakette, die die höchste Auszeichnung der Diözese darstellt, wird für besonderes kirchliches und karitatives Engagement verliehen.

„Ich war schon immer ein aktiver Katholischer“, erklärt Gerold Antoni lächelnd. Begonnen habe das in seiner Kindheit und Jugend in der Jungschar und als Messdiener, schon neben der Volksschule, die in Lauterecken gemischt konfessionell organisiert war. Darin sieht Antoni bis heute einen Vorteil. Während in anderen Orten, zum Beispiel in Sien, dem Herkunftsort seiner Frau, die Konfessionen getrennt voneinander unterrichtet wurden, und dort Begriffe wie „Kreizkepp“ und „Blokepp“ eher fielen, spielte das bei ihm nie eine Rolle. Nach seinem Volksschulabschluss 1951 absolvierte Antoni in der Schreinerei des Vaters eine Lehre zum Schreiner und das doch recht „widerwillig“, wie der 77-Jährige berichtet. Viel lieber wäre er – als einer der ersten Schüler der Kreismusikschule – Musiker geworden. Wenngleich er zunächst nur widerwillig Schreinergeselle wurde, war Antoni in Sachen Meisterausbildung wiederum sehr engagiert. In Lauterecken war er von 1962 bis 1979 selbstständig tätig, bis die Diakonie Bad Kreuznach auf ihn zukam. Weder für ihn, noch für seinen Arbeitgeber am Bodelschwingh-Zentrum in Meisenheim spielte der vermeintliche Gegensatz katholisch – protestantisch eine Rolle, so dass er knapp 25 Jahre bis zum Renteneintritt 2001 dort arbeitete. Als Bereichsleiter der Holzverarbeitung absolvierte er mit 42 Jahren noch sonderpädagogische Kurse und es war es ihm wichtig, seinen behinderten Mitarbeitern auch zu zeigen, wohin ihre Werke, wie beispielsweise die verschiedensten Vogelnistkästen, hinkommen. Sein Motto am Arbeitsplatz und im Privaten war stets: „Keine Probleme machen, wo keine sind.“ Den Kirchenchor in Lauterecken leitete Antoni von 1958 bis 2001 und das recht erfolgreich, wie er hinzufügt. „Wir wollten was erreichen, aber immer ohne Vorschrift, sondern auf Basis von Vorschlägen“, berichtet Antoni, der dieses Credo auch bei den Feuerwehrkapellen in Sien und Grumbach sowie bei der musikalischen Ausbildung seiner beiden Töchter zur Grundlage nahm. Bis heute ist er an seinem Dienstort Wolfstein als Organist tätig und hilft aus, wo immer es nötig ist. In der Kirche brachte er sein musikalisches und handwerkliches Geschick häufig ein. Bei allen Baumaßnahmen, die über die Jahre anstanden, brachte er sein Wissen und Können in Eigenleistung ein. Das müsse auch die Familie mittragen, denn seine Freizeit verbrachte Antoni daher häufig nicht zu Hause. „Ich war Mädchen für alles“, sagt er. „Däumchen drehen“ ist seine Sache nicht. Bereits in jungen Jahren habe er im Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat „als Küken“ für frischen Wind im positiven Sinne gesorgt. Seine Frau, die er 1966 heiratete, und seine beiden Töchter unterstützten ihn und akzeptierten sein Tun, hielten ihm den Rücken frei. Unvergessen bleibt für den Rentner, der fünf Jahre auch in einer Band Unterhaltungsmusik machte, eine Feierlichkeit in der Fruchthalle Kaiserslautern. Dort wurde er als Dirigent mit Tuba aktiv. „Ich hatte Courage, aber auch immer gewusst, was ich kann, so dass ich mich nicht blamierte“, erinnert sich der Träger der Pirminius-Plakette, die auch sein Bruder Richard bereits bekommen hat. Antonis neun- und zwölfjährige Enkel sind – natürlich – auch schon als Messdiener tätig und ebenfalls musikalisch bewandert. „Die Kirche hat mich manche Minute gekostet, aber ich habe mit Freude mit geplant und gearbeitet“ blickt Antoni zurück. Bei der Verleihung der Pirminius-Plakette am Sonntag in Speyer betonte Bischof Wiesemann, dass Antoni mit dem Kinderchor St. Franz Xaver, den er seit über 40 Jahren leitet, auch anspruchsvolle Literatur einübe. Einfühlungsvermögen beweise der „Glücksfall für die Gemeinde“ zudem als Organist. „Seine Prinzipienfestigkeit und Treue lässt ihn zu einer Stütze der katholischen Kirche werden“, stellte der Bischof heraus. (sbs)

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