Kusel Blick in eine unsichere Zukunft

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Auf ein „durchwachsenes Jahr“ blickt Kreisbauernchef Marcel Müller aus Körborn zurück. Die Landwirte hätten unter anderem Ertragseinbußen beim Getreide und Einbrüche beim Preis für Schweinefleisch hinnehmen müssen, sagt er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Unsicherheit begleite viele Bauern auch im aktuellen Jahr. Denn ab April wird die Milchquote abgeschafft.

Die seit 1984 geltende Quotenregelung begrenzte die Gesamtmenge der in der Europäischen Union erzeugten Milch. Wenn die Landwirte ab 1. April wieder dem freien Markt ausgesetzt sind, erwartet Müller zunächst keinen Anstieg des ohnehin niedrigen Milchpreises. Insgesamt sei das abgelaufene Milchjahr zwar mit Preisen um 40 Cent besser als die Vorjahre verlaufen, aber Ende 2014 sei es dann wieder zu einem Einbruch der Milchpreise gekommen. Die Molkerei Hochwald zahlte nach Angaben der Landwirtschaftskammer im November nur noch 33 Cent pro Liter. „Es wird dauern, bis sich der Milchpreis erholt“, prognostiziert der Körborner die Veränderungen nach Aufgabe der Quote. Ob der Preis dann für kleinere Betriebe ausreicht, sei fraglich. Ähnliche Probleme haben laut Müller derzeit Schweinehalter – nur noch eine gute Handvoll im Landkreis. So weiß der Kreisbauernchef bereits von einem Betrieb, der aufgeben wird. Der Preis für Schweinefleisch war im Sommer massiv eingebrochen. Aussicht auf Besserung gebe es nicht. Angst haben die Schweinezüchter auch vor Tierseuchen. Während man gegen die europäische Schweinepest impfen könne, gebe es keine Immunisierung bei der afrikanischen Variante. In Polen seien schon solche Fälle aufgetreten, dann bleibe nur die Keulung, sagt Müller. „Die guten Zeiten werden kürzer. Da ist es schwieriger, schlechte Zeiten zu kompensieren“, erläutert er. Viele Betriebe müssten daher wirtschaftlich mehrere Standbeine aufbauen. „Die Zeiten, in denen 30, 40 Sauen eine Familie ernähren konnten, sind vorbei“, verdeutlicht der Kreisbauernchef, der auf seinem Hof in Körborn rund 1200 Schweine samt Nachwuchs hält. Vergleichbar sei die Situation der Kuh-Bauern. „Der Quotenausstieg wird den Strukturwandel beschleunigen“, vermutet Müller. Zahlreiche der 480 registrierten landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis (davon sind jedoch nicht mehr alle aktiv) haben laut Müller auch Probleme mit der Rekrutierung geeigneten Personals. „Es ist schwierig, gut ausgebildete Leute zu finden“, berichtet Müller, der auf seinem Hof schon Azubis ausgebildet hat. Moderne Traktoren fahren, das fänden potenzielle Arbeiter attraktiv – aber die Arbeit im Stall ... Auch das Wetter bereitete den Landwirten im vergangenen Jahr Sorgen. „Wir hatten keinen richtigen Sommer und vorher schon keinen richtigen Winter“, erinnert Müller. Dem Getreide habe zuerst der Kältereiz gefehlt, zur Erntezeit gab es ständig Regen. Die Folge: Viele Betriebe konnten zwar noch durchschnittliche Ernten registrieren, aber es gab Ertragseinbußen. Zudem mussten die Landwirte starke Einbrüche bei den Getreidepreisen schlucken. Ein Lichtblick waren immerhin die Dieselpreise, sie rangierten 2014 auf niedrigerem Niveau. Durchschnittlich 100 Liter verbrauche ein Landwirt pro Hektar Land, schildert Müller. Insgesamt sei die Stimmung unter den Landwirten im Kreis Kusel ziemlich im Keller, registriert der Kreisvorsitzende. Der hohe Bürokratieaufwand sei ein Grund. So wird die Novellierung der Düngeverordnung kritisch gesehen. Und die Zusammenarbeit mit dem Ministerium in Mainz könnte zielführender sein, betont er. Bürokratische Hindernisse sorgten für Unmut unter der Bauernschaft, die ihre Arbeit auf den vergleichsweise weniger guten Böden der Westpfalz oftmals nicht genügend gewürdigt sieht. Müller: „Wir machen schließlich die Leute satt.“ (suca)

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