Kusel Bespuckt und mit faulem Obst beworfen

Schönenberg-Kübelberg. Wehe dem, der sich im Mittalalter etwas zu Schulden kommen ließ. Handelte es sich um ein Bagatellvergehen, musste der Beschuldigte damit rechnen, an den Pranger gestellt zu werden. Der Nachbau eines solchen Schandpfahls ist in Schönenberg-Kübelberg zu finden. Er bildet eine Station des Ritter-Gerin-Weges, einer von drei Wanderwegen des Begehbaren Geschichtsbuches.

Halseisen und Handschellen hängen an Ketten von der Stele aus rotem Sandstein herab. Sie steht auf dem Kübelberger Dorfplatz, nur unweit von der katholischen Pfarrkirche entfernt. Wem diese Eisen umgelegt wurden, dem stand nichts Gutes bevor. Dabei war das öffentliche Zur-Schau- und An-den-Pranger-stellen in früheren Zeiten keine Seltenheit. Ganz im Gegenteil, sie stand nach dem Kulturhistorischen Verein „Gericht Kübelberg“ auf der Tagesordnung. Dieser hat sich 2007 aus einem Arbeitskreis heraus gefunden. Sein Ziel ist es, historische Zusammenhänge im früheren Gerichtsbezirk Kübelberg zu erforschen und zu dokumentieren. Das Gericht Kübelberg bestand rund fünf Jahrhunderte lang. Geschichtlich belegt ist, dass von 1291 bis 1797 die zwölf Dörfer Kübelberg, Schönenberg, Sand, Schmittweiler, Dittweiler, Altenkirchen, Frohnhofen, Brücken, Niederohmbach, Elschbach, Ober- und Niedermiesau dazu gehörten. Anfangs waren es auch Todesurteile, die gesprochen und vollstreckt wurden. Daran erinnern noch heute der Galgen und die Blutrichtstätte, die ebenfalls Stationen auf dem 27 Kilometer langen Ritter-Gerin-Weg sind. Glücksspiel, Verleumdungen oder Nachbarschaftsstreitigkeiten könnten ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass die Beschuldigten an den Pranger gestellt wurden, weiß Vorsitzender Markus Bauer. Doch nicht nur das Anlegen der Eisenfesseln ging damit einher. „Die Verurteilten wurden beschimpft, bespuckt und mit faulem Obst und Gemüse oder mit Fäkalien beworfen.“ Schon der öffentliche Prozess muss keine ruhige Angelegenheit gewesen sein und wurde wohl lautstark von Zwischenrufen, Gelächter und vielleicht auch von Applaus begleitet. Kurt Zimmer ist einer der fünf ehrenamtlichen Führer aus den Reihen des Vereins, die Interessierten diese Art der Rechtssprechung, die dazugehörigen Hintergründe und geschichtliches Wissen über zwei Jahrtausende bei Wanderungen nahe bringen. Etwa acht bis zehn Führungen werden laut Bauer pro Jahr gebucht. Bei der Planung der Touren gehen die Führer auf die Interessen der Gruppe ein. Genauso sind Abstecher zu anderen geschichtsträchtigen Orten wie dem Bierkeller möglich. Der Ritter-Gerin-Weg gehört neben dem Kirschenland- und dem Diamantschleifer-Weg zum Begehbaren Geschichtsbuch der Verbandsgemeinde Schönenberg-Kübelberg. Dieses Wegenetz wurde von 2004 bis 2006 angelegt und mit Informationstafeln versehen. Erhältlich sind zudem Flyer, Broschüren, Wanderkarten und weiteres Material. Finanziert wurde das Vorhaben, dessen Ziel es ist, den Tourismus zu fördern, von den sieben Ortsgemeinden und mit Hilfe von Zuschüssen der Wirtschaftsförderung. Schon bei der Gründung haben sich rund 50 Mitglieder dem Kulturhistorischen Verein „Gericht Kübelberg“ angeschlossen. Ihre Zahl ist in den acht Jahren seines Bestehens gleich geblieben. „Wir haben viel bewegt und viel zu Tage gebracht“, fasst der Vorsitzende die Arbeit zusammen. Er und seine Mitstreiter freuen sich darüber, dass durch ihre Initiativen auch das Interesse der Bevölkerung an der Historie geweckt werden konnte. So steuern auch Schulklassen unterrichtsbegleitend die Stationen an. „Die Menschen identifizieren sich damit“, hat er festgestellt. Die Serie „Aufgeklappt“ und aufgestellt wird in den Sommerwochen in der „Saarpfalz-Rundschau“ ein orangefarbener Klappstuhl und zwar an verschiedenen Orten der Region, dort, wo es sich verweilen lässt.

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