Kusel Auch vor Ort im Einsatz

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Die Agentur für Arbeit wird, wenn die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) offiziell in Betrieb geht, mit einem eigenen Mitarbeiter auf dem Windhof sein. Er soll dann unmittelbar nach der Registrierung der Flüchtlinge einen Kurz-Check zu den beruflichen Qualifikationen der Menschen übernehmen. Das hat Martina Sarter, Mitglied der Geschäftsführung der Arbeitsagentur in Kaiserslautern, im Gespräch mit der RHEINPFALZ erläutert.

Die Arbeitsagentur hat es derzeit nicht leicht. Fast täglich gibt es neue Vorschläge oder Beschlusslagen auf Bundesebene, wie man mit dem Thema Flüchtlinge und Arbeitsmarkt umgehen soll. „Wir verfolgen das sehr intensiv“, sagt Sarter. Fakt ist: Das Gros der Flüchtlinge hat derzeit (noch?) ein dreimonatiges Beschäftigungsverbot. Ausnahme: Menschen aus Ländern mit hoher Schutzquote – also solche, bei denen aufgrund des Herkunftslandes (Beispiel: Syrien) davon auszugehen ist, dass sie länger im Land bleiben werden und nicht, wie vor allem Flüchtlinge vom Balkan, nach dem Asylverfahren schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren müssen. Für die Zeit des provisorischen Betriebs auf dem Windhof geht Sarter davon aus, dass das Thema Arbeitsmarktqualifikation von der Afa in Trier miterledigt wird. Doch die Kaiserslauterer, die auch für den Landkreis Kusel zuständig sind, bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Der Mitarbeiter vor Ort – das Besetzungsverfahren läuft – soll dann beispielsweise für die Flüchtlinge erfassen, welche berufliche Qualifikation sie haben und welche Sprachkenntnisse, soll herausfinden, ob sie beispielsweise einen Führerschein haben – unabdingbare Informationen, wenn die Menschen später einmal in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Diese Basisinformationen stehen anschließend, wenn die Flüchtlinge aus der Erstaufnahmeeinrichtung rauskommen und im ganzen Land auf die Kommunen verteilt werden, den jeweils zuständigen Arbeitsagenturen zur Verfügung. Der Mitarbeiter auf dem Windhof soll aber auch noch etwas anderes übernehmen. Er soll jenen Flüchtlingen, die längerfristig hier bleiben und Interesse an einem Job haben, einen ersten Überblick darüber geben, wie der Arbeitsmarkt in Deutschland funktioniert. Auch deshalb ist es notwendig, dass der noch zu bestimmende Mitarbeiter entsprechende Sprachkenntnisse hat. In Trier steht dafür ein Syrer im Dienst der Arbeitsagentur. Dass beileibe nicht jeder Flüchtling die erhoffte Fachkraft sein wird, auf die viele in der Wirtschaft angesichts der demografischen Entwicklung hoffen, ist klar. Bei einem nicht geringen Anteil der Flüchtlinge wird nicht nur ein Sprachkurs notwendig sein, sondern vorab vielleicht sogar eine Alphabetisierung. All das aber kann die Arbeitsagentur in einer Erstaufnahmeeinrichtung nicht leisten. Was an integrativen Maßnahmen dort erfolgen kann, ist Sache des Landes beziehungsweise derer, die die Einrichtung betreiben. Die eigentliche Tätigkeit der Arbeitsagentur setzt ein, wenn die Flüchtlinge auf die Kommunen verteilt sind – speziell jene, die länger bleiben dürfen. „Perspektiven für Flüchtlinge – Potenziale identifizieren, Integration ermöglichen“ heißt ein Sonderprogramm hierfür, das auch in der Westpfalz startet. Für Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken sind entsprechende Kurse im Oktober bereits vorgesehen. „Das ist bislang noch ein Pilotprojekt“, dämpft Sarter die Erwartungen. Doch sollten die Kurse gut laufen, ist an eine Ausweitung gedacht. Auch im Landkreis Kusel könnte das – vermutlich in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Jobcenter – dann Anfang kommenden Jahres starten und damit eines der Hauptprobleme von Flüchtlingen lösen – die eingeschränkte Mobilität. Ebenfalls neu werden sogenannte Flüchtlings-Coaches sein, die Flüchtlinge quasi bei der Hand nehmen sollen, wenn sie in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Die Arbeitsagentur beteiligt sich hier an den Kosten – zusammen mit dem Wirtschaftsministerium und den Handwerkskammern. Vor allem aber geht es nun laut Sarter in dieser Sache ums Vernetzen zwischen Arbeitsagentur, Kommunen, Kammern, Jobcentern und Arbeitgebern. Denn wie für die große Politik ist auch für die Arbeitsmarkt-Partner vor Ort der große Zustrom von Flüchtlingen gleichermaßen eine Überraschung wie eine Herausforderung. Und dass täglich neue Vorschläge kommen, wie das Thema Integration in den Arbeitsmarkt gehandhabt werden sollte, nicht minder. (wop)

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