Kusel An Nachwuchs herrscht kein Mangel

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Relsberg liegt nahe der Grenze zum Landkreis Kaiserslautern. Nach Kusel kommen die Einwohner nur, wenn sie ein Auto anmelden wollen. Auch dank der guten Busverbindungen ist die Gemeinde attraktiv für Familien von außerhalb mit Kindern.

Im Gemeinschaftshaus haben sich einige Bürger eingefunden, um gemeinsam mit Ortsbürgermeister Jürgen Werner und dem Besuch von der RHEINPFALZ zum Spaziergang durchs Dorf aufzubrechen. Uwe Welker bekennt gleich zu Beginn, dass man hier keinen anderen Bezug zur Kreisstadt Kusel habe, als dort nur sein Kraftfahrzeug anzumelden. Ansonsten reichten die Wege und Beziehungen bis Kaiserslautern, Rockenhausen, Meisenheim, Lauterecken und Wolfstein, aber nicht bis Kusel. Dank Ruftaxi und regulärer Buslinien gibt es bis zu 17 Verbindungen täglich nach Kaiserslautern. Dies hat einige Familien von auswärts bewogen, alte Häuser im Dorf zu erwerben, um hier ihre Kinder groß zu ziehen. Auf 200 Einwohner kommen nun 32 Kinder und Jugendliche. Weitere sollen bald noch hinzukommen. Joachim Kullack weist außerdem auf das Kinderheim des CJD Wolfstein hin, wo weitere 18 Kinder und Jugendliche von 19 Personen betreut würden. Auch sie besuchen die umliegenden Schulen. Vorschulkinder werden im Nachbardorf Hefersweiler betreut. Im vergangenen Jahr ist Relsberg nach einer erfolgreichen Dorfmoderation in den Kreis der Schwerpunktgemeinden der Dorferneuerung aufgenommen worden, was eine weitere Förderung von Sanierungen alter Häuser erwarten lässt. Allerdings gibt es keine echten Leerstände im Dorf. Auf den großen Erfolg, den derzeit die Theatergruppe des Kultur- und Heimatvereins mit ihrem Krimidinner hat, weist Manuela Gaß hin. Alle vier Vorstellungen sind ausverkauft, mehr könnten die Akteure auch nicht verkraften. Die Besucher nehmen weite Anreisen in Kauf. Dorfchronist Rudolf Hentzel hat nicht nur alle Familien des Dorfes mit ihren Stammbäumen bis ins 17. Jahrhundert erfasst, sondern auch die Ereignisse und das Geschehen im Dorf ausgeschrieben. Von ihm stammen die Tafeln mit Erklärungen, die bislang an zehn Anwesen angebracht sind und über deren Geschichte informieren. Vis-à-vis vom Gemeinschaftshaus steht die neue Schule, die nun der vielseitige Künstler Gottfried Bräunling bewohnt. Dahinter findet man den Kinderspielplatz, dessen stabile Geräte weitgehend von den Vereinen finanziert und in Eigenleistung der Bewohner aufgestellt worden sind. Weitere Investitionen werden noch folgen. Ein paar Schritte die Hauptstraße hinab kommt die alte Schmiede in Sicht, vor ihr ein alter Magnolienbusch. Die Begleiter beschreiben das bunte Treiben, das hier in der Vorweihnachtszeit Besucher von weither anziehe: Draußen werde am Weihnachtsbaum gesungen, drinnen erwärme Glühwein Herz und Seele. Erwin Scherer aus der Schmiededynastie gab seinen Beruf im Jahr 1974 auf. Er verwendet nun den Raum als Orangerie zum Überwintern empfindlicher Pflanzen. Wenige Schritte weiter steht das Haus von Simon Felsenthal. Er verkaufte als fahrender Händler Waren aller Art. Seine Tochter und sein Schwiegersohn Karl Herz wurden von den Nazis in Polen umgebracht. Deren drei Töchter konnten noch rechtzeitig über England in die USA emigrieren. Gegenüber steht die alte Schule von 1830, die von einer jungen Familie bewohnt wird. Sie hat es als besonders wohltuend erfahren, dass es hier keine Zwietracht und Klüngel gebe, die das Einleben erschwerten. Und so erklärt sich auch, warum die Anhänglichkeit ehemaliger Relsberger weder mit der Zeit noch mit größerer Entfernung schwindet, wie Einheimische immer wieder betonen. DATEN UND FAKTEN Relsberg Relsberg liegt am nordöstlichen Rand des Kreises unterhalb eines Bergrückens, der nach Osten ins nahe Odenbachtal  abfällt.  Karl Werner Laub gibt der Chronik von Relsberg den Untertitel „Kleine pfälzische Toskana“. In einer Urkunde des 13. Jahrhunderts wurde  Relsberg erstmals  erwähnt. Vermutlich liegt der Ursprung des Ortes in einer Burg, von der allerdings nichts überkommen ist. Weil es  aufgrund der geringen Erträge aus der Landwirtschaft auch nur wenig Steuer gab, war keine Feudalherrschaft ernsthaft an dem Ort interessiert; nach Laub „ein historisches Unikum“.    Das Wappen enthält vielleicht deshalb auf grünem Feld zwei gekreuzte silberne Ähren über einem stilisierten dreigeteilten silbernen Hügel.   (hjse)

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