Kusel Am Freitag gehen bei CS Schmal die Lichter aus

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Regale und Maschinen noch und nöcher – nur keine Menschen mehr, die dort arbeiten. So sieht es bei CS Schmal inzwischen aus. Und auch auf den Parkplätzen rund um das Unternehmen, früher überfüllt, herrscht jetzt gähnende Leere. Insolvenzverwalter Paul Wieschemann wickelt den Betrieb nunmehr ab. Der Immobilienverkauf soll möglichst noch im dritten Quartal erfolgen.

Stefan Edingers Blick wandert durch die Halle: „Wenn hier alles marode wäre, dann könnte ich das verstehen. Aber das ist alles in Ordnung hier. Deshalb macht mich das traurig. Und enorm wütend.“ Das – das ist die Tatsache, dass die traditionsreiche Möbelfabrik CS Schmal pleite ist. Dass von einst über 600 Mitarbeitern jetzt noch gerade einmal 44 hier tätig sind. Und vor allem, dass am Freitag der Betrieb stillgelegt wird. Das Ende nach 122 Jahren.

Stefan Edinger ist technischer Leiter im Insolvenzbetrieb CS Schmal. Einer von 17 Mitarbeitern, die über den Tag der Schließung hinaus für Insolvenzverwalter Paul Wieschemann arbeiten werden, bis er sie nicht mehr braucht, bis die Immobilie verkauft, die Restbestände an Waren und Rohmaterialien vermarktet sind. Im dritten Quartal will Wieschemann eine Entscheidung haben zu dem Gelände, das rund 120.000 Quadratmeter groß ist und rund 80.000 Quadratmeter Produktions- und Lagerhallen bietet. Der Kaiserslauterer Rechtsanwalt hat eine Agentur eingeschaltet, die die Immobilie weltweit anbietet. Die ersten Interessenten haben sich laut Wieschemann bereits gemeldet. Logistiker, aber auch solche aus der Holzindustrie. All das wird in den nächsten Wochen gesichtet. Nicht jeder, der jetzt Interesse zeigt, wird am Ende ein Kaufangebot abgeben. Logistikern zum Beispiel könnte ein Teil der Hallen zu niedrig sein für die inzwischen üblichen Hochregale. Wieschemann ist zuversichtlich, dass es mit dem Verkauf noch vor dem Winter klappt. Eben weil die Hallen in gutem Zustand sind. Allerdings will er die Hoffnungen in Sachen Arbeitsplätzen nicht zu hoch hängen: „Ein solch personalintensiver Betrieb wird nicht mehr hierherkommen.“

Geisterstimmung im Haus CS

In den Hallen herrscht derweil Tristesse. Überall stehen Regale, Maschinen, liegen Rohmaterial und halbfertige Waren. Millionenwerte, wie Wieschemann sagt, die nicht alle noch verwertet werden können. Doch an Menschen in den schier unendlichen Weiten fehlt es. Als sich CS Schmal für pleite erklärte im vergangenen Oktober, da standen noch 417 Mitarbeiter hier in Lohn und Brot; 300 davon in Produktion und Lager. Augenblicklich sind es noch 44, die vermarkten, was noch zu vermarkten ist. Sie arbeiten nur noch von 6 bis 14 Uhr. Danach ist Geisterstimmung im Hause CS. Das hätte nicht sein müssen, betonen Wieschemann wie auch sein kaufmännischer Leiter Hartmut Schwerdtfeger, der ebenfalls über den 30. Juni hinaus die Stellung halten und bei der Abwicklung helfen wird. „Wir hätten einfach nur Zeit gebraucht“, sagt der Prokurist, verweist darauf, dass mit einigen Monaten mehr einiges in die richtige Richtung gegangen wäre, um den Betrieb zu sanieren.

"Insolvenz hat sich abgezeichnet"

Schon als die Nolte-Gruppe Germersheim bis Sommer 2016 noch Eigentümer gewesen sei, sei hier nicht gut gearbeitet worden. Zwar habe Nolte CS Schmal bilanziell saniert für den Verkauf, die Probleme seien jedoch nicht wirklich gelöst worden, betont Wieschemann. „Da hat sich die Insolvenz bereits abgezeichnet. CS Schmal war beim Verkauf ein Sanierungsfall“, sagt er. Doch die Sanierung hätte gelingen können, betont er. Mit dem richtigen Käufer. Gramax Capital sei das nicht gewesen. „Ein guter, ein seriöser Käufer weiß, dass er zuerst einmal Geld in den Betrieb stecken muss, um diesen zu sanieren und wieder auf Kurs zu bringen.“ Zwischen fünf und zehn Millionen Euro wären notwendig gewesen, um binnen fünf Jahren zu restrukturieren.

Käufer zieht Geld aus der Firma ab

Doch Gramax Capital hat das genaue Gegenteil getan: der neuen Tochterfirma noch Geld entzogen. Zwei Millionen Euro durch ein dubioses Darlehen an eine eigens gegründete Gramax-Tochter, die inzwischen auch insolvent ist. Dazu noch nicht bezifferte, nach RHEINPFALZ-Informationen sechsstellige Beträge für Berater aus dem Gramax-Umfeld. „Da muss man mal sehen, ob es da überhaupt eine Gegenleistung gegeben hat“, sagt Wieschemann, der auch den zwei Millionen Euro aus dem Darlehen noch nachjagt. Er stehe mit dem Insolvenzverwalter der Münchener Gramax-Firma in Kontakt, sagt er. Vermutlich wird er versuchen müssen, sich das Geld in der Schweizer Zentrale wieder zu holen. Und da ist noch die Staatsanwaltschaft, die wegen Untreue gegen die Gramax-Verantwortlichen ermittelt. Auch wenn am Freitag die Lichter in Waldmohr ausgehen – das Thema CS Schmal ist auf vielfältige Weise noch lange nicht erledigt.

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