Kreis Kaiserslautern Zwischen Nervosität und Nudelsalat

In diesen Tagen rauchen in etlichen Klassensälen die Köpfe: Die schriftlichen Abiturprüfungen laufen. In der Zeit vom 12. bis zum 30. Januar müssen diese in Rheinland-Pfalz über die Bühne gebracht werden, besagt die Verwaltungsvorschrift des Bildungsministeriums. Beim Abiturjahrgang 2015 fällt somit bald der letzte Stift.

Am 27. Februar sind dann die Ergebnisse zu verkünden. Im Februar liegt das Schwitzen und Schuften dann also auf der Seite der Lehrer. Die Ausführungen der Schüler zu all den Abi-Fragen und Aufgaben wollen schließlich korrigiert und bewertet werden. Deutsch- oder Englischlehrer sind derzeit wohl schon mitten im Korrigieren. Solche „korrekturintensiven“ Fächer, wie sie Jan Schmidt, Oberstufenleiter am Reichswald-Gymnasium in Ramstein-Miesenbach bezeichnet, machen traditionell den Auftakt ins Abi. In Landstuhl etwa mussten sich die Schüler der Deutschleistungskurse wahlweise mit der Analyse und Interpretation einer Kurzgeschichte von Rainer Brambach („Känsterle“), eines Auszugs aus Brechts „Leben des Galilei“ oder der Erörterung eines Sachtextes über eine Verfilmung von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“ befassen. „Die letzte Abiturprüfung findet bei uns am Montag mit Französisch und Latein statt. Somit können wir bereits am Dienstag wieder mit dem Unterricht beginnen. Der Unterrichtsausfall wird damit begrenzt, zumal sich die Schülerinnen und Schüler noch in allen Fächern in einer Benotungsphase befinden“, weist Thomas Lieser vom Sickingen-Gymnasium Landstuhl darauf hin, dass nach dem Abitur eben doch noch nicht der letzte Stift fallen kann. An der Integrierten Gesamtschule (IGS) Bettina von Arnim in Otterberg läuft nach Aussage von Cordula Schürmann, MSS-Leiterin, der „normale“ Schulbetrieb bereits seit gestern wieder. „Auf dem Flur war von einem ,guten Gefühl’ zu hören“, ist Schürmann ganz froh, dass sich die Abiturienten soweit schon mal positiv äußern. In Ramstein gebührt es dem Fach Mathematik, am Montag den Schlusspunkt zu setzten. An der IGS Enkenbach-Alsenborn endet die Schreiberei am Dienstag mit Biologie. „Wann welches Leistungsfach geschrieben wird, tüfteln wir so aus, dass die Schüler zwischen ihren drei Fächern mehrere Zwischentage haben“, sieht sich Jörg Neurohr, Schulleiter an der IGS Enkenbach-Alsenborn, auf der Seite der Abiturienten. Drei Leistungsfächer, dann kommt das Durchatmen bis zum mündlichen Abitur. Eine Ausnahme bilden Schüler mit Sport als Leistungsfach: Die müssen neben der schriftlichen Reifeprüfung noch praktisch ran. Das ist nichts für Spezialisten! Hier ist das Talent des Alleskönners gefordert. Schwimmen, Turnen und eine Ballsportart wollen punktebringend gezeigt werden. Leichtathletik wird auch geprüft, liegt aber schon hinter den Jungs und Mädels. Witterungsbedingt – weil halt draußen – sprinten, springen, werfen und stoßen die Sportabiturienten bereits im Herbst fürs Abi. Das Leistungsfach Sport bietet am Ende laut Neurohr übrigens mehr als nur eine gute Motorik. Dahinter steckt die Lehre der Biologie genauso wie Biomechanik oder Entwicklungspsychologie. Soziologie und eine Portion Konflikt- und Aggressionsbewältigung zählen ebenfalls dazu, weiß der Schulleiter, der auch Sport unterrichtet. Persönliche Stressbewältigung am Tag der schriftlichen Abiprüfung sieht bei jedem ein bisschen anders aus. Herzliches Miteinander ist auch dabei. Thomas Lieser erzählt von einer Schülerin, die verzweifelt vor dem geschlossenen Kiosk stand und spontan von einer Mitschülerin mit Essen und Trinken aus deren Vorräten versorgt wurde. Während der eine nur eine Flasche Mineralwasser vor sich aufs Schreibpult platziert, bringen anderen ganze Kühlboxen mit. „Ein Nudelsalat ist mir aufgefallen“, muss der Ramsteiner Lehrer Jan Schmidt schmunzeln. Ein liebevoller Zettel mit dem elterlichen Hinweis „Das schaffst Du schon!“ komplettierte die Dose. In Ramstein ist heute übrigens Premiere: Zum ersten Mal findet eine schriftliche Abiturprüfung im Leistungsfach Sport statt. „Es wurde bei uns immer wieder nachgefragt“, erläutert Schmidt. Passende Sportlehrer, eine gut ausgestattete Schulsporthalle, ein Schwimmbad und ein Stadion direkt nebenan waren gute Voraussetzungen. Sieben Sportschüler schreiben heute das erste Sport-Abitur in Ramstein. In den Stufen elf und zwölf rücken dann jeweils um die 20 nach. (thea)

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