Kreis Kaiserslautern Wildkatze ausgewildert

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Vorsichtig nähern sich Wolfgang Hinkel und der Fahrer eines ihm nachgefolgten Fahrzeuges, dem Transporter eines Frankensteiner Schrotthändlers. Tatsächlich. Ein kleiner, grauer Schwanz hängt zwischen Stoßstange und Bodenblech aus dem Transporter der Schrottfirma zu Boden. Damit beginnt der Weg einer kleinen Wildkatze vom Aufpäppeln bei der Wildtierhilfe Kaiserslautern bis zur Auswilderung.

Im September vergangenen Jahres ereignete sich folgender Zwischenfall: Auf der Bundesstraße 37 zwischen Hochspeyer und Frankenstein sprang bei einer Fahrtgeschwindigkeit von circa 100 Kilometern in der Stunde, eine kleine Katze unvermutet auf die Fahrbahn und verfing sich im Transporter der „Schrottbuwe“. Zunächst hatte lediglich der dahinter fahrende Fahrzeugführer für einen Augenblick bemerkt, dass ein Tier vom Seitenstreifen aus auf die Straße gerannt war. Er wunderte sich, dass im Weiterfahren weder ein verletztes Tier auf der Fahrbahn lag, noch auf der anderen Straßenseite davongelaufen war. Um Gewissheit zu erlangen, folgte der umsichtige Fahrer dem Schrotttransporter mehrere Kilometer bis ins Diemersteiner Tal. Dort sprach er Wolfgang Hinkel, den Fahrer des Transporters, an. Die Beiden entdeckten im vorderen Stoßstangenbereich das kleine Lebewesen – mit dem Kopf eingeklemmt. Ein etwa sechs bis acht Wochen junges Kätzchen konnte tatsächlich lebend geborgen werden. Da das „Findelkätzchen“ seine Fahrt als blinder Passagier lebend, aber dennoch nicht gänzlich unbeschadet überstanden hatte, beschlossen die Tierfreunde, es für weitere Untersuchungen in tierärztliche Behandlung zu geben. Es wurde geröntgt und eingehend untersucht. Außer einer Platzwunde am Rücken, mehreren abgebrochenen Milchzähnen und abgerissenen Krallen wurden keine ernsthaften Verletzungen festgestellt. Trotz oder gerade wegen des Schocks und der Schmerzen ließ die kleine Patientin die notwendigen Untersuchungen lediglich unter leichter Betäubung über sich ergehen. Bereits hier lag ein „Anfangsverdacht“ vor, dass es sich bei dem Unfallopfer vielleicht um eine echte Wildkatze handeln könnte. Das Tierheim in Kaiserslautern nimmt aber keine Wildtiere in Obhut. So kam dem Frankensteiner Ortsbürgermeister Eckhard Vogel (FWG) die Idee, die Wildtierhilfe Kaiserslautern zu verständigen. Karsten Tide, Gründer und Betreiber der Tierrettung, konnte über die Notrufnummer verständigt werden. Er nahm sich des kleinen Raubtieres an. Ein Gentest brachte Gewissheit: Bei der jungen Wilden handelt es sich um eine reinrassige Wildkatze. Das etwa 30 Zentimeter kleine Tier wurde in einem Gehege in Neuhemsbach untergebracht. Fast ein Dreivierteljahr verbrachte die mittlerweile fast ausgewachsene Katzendame in der Auffangstation. Oberstes Ziel bei der Betreuung und Pflege war es, eine erfolgreiche Auswilderung zu ermöglichen. Um das Überleben in freier Wildbahn artgerecht und ohne menschliche Unterstützung zu sichern, sollte die Katzendame wild bleiben und sich nicht an Menschen gewöhnen. So staunte Eckhard Vogel nicht schlecht, als bei der Auswilderung Anfang Juni, das Jungtier nicht zum Abschiedsfoto antreten wollte. Kaum hatte sich die Käfigtür geöffnet, rannte die Wildkatze, ohne ihre treuen Retter auch nur noch eines Blickes zu würdigen, hinaus in die neue Freiheit des Diemersteiner Tales. Info: Wildtierhilfe Kaiserslautern,Notruf: 0177/4256478 homepage: www.tierhilfe-pfalz.de/wildtierhilfe-kaiserslautern Spendenkonto: Tierhilfe Pfalz e.V. Verwendungszweck: Wildtierhilfe KL IBAN: DE27540501100000529800 |gby

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