Schopp Wiedersehen am Geburtsort: dem Naturfreundehaus

Herma Kennel und Karlheinz Schaedler erblickten im Naturfreundehaus, das im Zweiten Weltkrieg als Geburtsklinik diente, das Lich
Herma Kennel und Karlheinz Schaedler erblickten im Naturfreundehaus, das im Zweiten Weltkrieg als Geburtsklinik diente, das Licht der Welt.

Ein Sondervermerk in ihren Personalausweisen deutet auf einen etwas außergewöhnlichen Geburtsort hin. Diesen haben Herma Kennel und Karlheinz Schaedler kürzlich besucht. Beide erblickten im Naturfreundehaus Finsterbrunnertal das Licht der Welt.

Das Naturfreundehaus war während des Zweiten Weltkrieges eine Geburtsklinik. 420 Kinder wurden hier zur Welt gebracht. Bei der Aktion „Ein Haus sucht seine Kinder“, die vor einigen Jahren stattfand, sollten sie noch einmal zusammengetrommelt werden, um sich gegenseitig – und das Haus, das mittlerweile wieder im Besitz der Naturfreunde ist – kennenzulernen. Der Vorsitzende der Naturfreunde, Hans Müller, beschreibt das 280 Personen starke Zusammentreffen als eine schöne und harmonische Veranstaltung. Er schmunzelt, als er erzählt, dass sich alle – trotz ihrer sehr unterschiedlichen Lebenswege – sofort verstanden und den ganzen Tag miteinander verbracht haben. Aus den Geburtsbüchern der Klinik wurden bei diesem Treffen Kopien der Geburtsdokumente an alle Anwesenden verteilt.

Auch Karlheinz Schaedler, der mittlerweile in Deidesheim lebt, war damals dabei. Er besucht das Naturfreundehaus regelmäßig und spürt eine enge – oder wie er sie auch beschreibt „andere“ – Verbindung zu seinem Geburtsort. Seine Mutter wurde zur Geburt ihres fünften Kindes im April 1945 aus einem Krankenhaus in Ludwigshafen ausgelagert und ins Naturfreundehaus gebracht, weil es dort sicherer für sie war.

RHEINPFALZ-Artikel führte sie zusammen

Herma Kennels Mutter teilt das gleiche Schicksal. Sie wurde im Mai 1944 in die Geburtsklinik im Finsterbrunnertal überwiesen, was zu dieser Zeit nur per Eisenbahn möglich war. Sie habe immer viel vom Krieg und vom Naturfreundehaus erzählt – vor allem, dass sie sich dort trotz ihrer Angst sicher fühlte. Nachdem Herma Kennel ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin abgeschlossen hatte, lebte sie mit ihrem Mann in Brüssel, Bonn, Genf und Rumänien. Sie entschied sich schlussendlich dazu, Autorin und Malerin zu werden. Seit 1998 lebt sie in Berlin und nahm nun den weiten Weg auf sich, um ihre Geburtsstätte noch einmal mit einem Gleichgesinnten zu besuchen.

Einem Artikel über eines ihrer Werke, der während eines Tschechien-Aufenthalts in der Prager Botschaft entstand, verdanken Kennel und Schaedler auch ihre Bekanntschaft. Seine Schwester wies Karlheinz Schaedler damals auf den RHEINPFALZ-Artikel und die gemeinsame Geschichte der beiden hin. Da er sich zufällig auch gerade in Tschechien aufhielt, entschied er sich dazu, Kontakt aufzunehmen. Also lernten sich Schaedler und Kennel im Jahr 2005 kennen. Sie stehen bis heute in Kontakt und freuen sich, über ihren ersten gemeinsamen Besuch des Naturfreundehauses.

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