Kreis Kaiserslautern Weit über den Fußballplatz hinaus

Mit neuem Konzept und frischem Wind in die Zukunft: Der SV Alsenborn hat sich nach der Ablehnung einer Fusion mit dem SV Enkenbach (wir berichteten) umstrukturiert und neue Ziele definiert. Durch Geländeverkäufe soll Geld in die Kasse kommen, mit dem die Sportstätte modernisiert werden soll. Zudem will sich der Verein in der Gemeinde stärker über den klassischen Ballsport hinaus engagieren und neue Sportarten erschließen.

Um die vielen neuen Aufgaben umzusetzen, wurde ein weiterer Förderverein gegründet, neben dem SVA und dem Jugendförderverein. „Wir haben nun drei Vereine unter einer Adresse“, erläutert Roberto Rahn, Vorsitzender des neuen Fördervereins. Und damit habe der SVA nun etwas, was laut Rahn vermutlich bundesweit einzigartig ist: Eine vereinsübergreifende Geschäftsordnung mit neun Ressorts, die von „Fußball“ über „Marketing und Zukunft“ sowie „Soziales Engagement“ bis zu „Vermarktung Grundstücke“ reichen. „35 bis 40 Personen haben wir in den neun Kompetenz-Teams“, führt Rahn aus. Für drei Jahre haben jene sich verpflichtet. „Ein Verein besteht nicht nur aus wirtschaftlichen Dingen“, macht er klar. Ein Hauptaugenmerk will der SVA deshalb künftig auf das soziale Engagement im Ort legen. Aufgrund des demografischen Wandels – der nicht nur die Überalterung, sondern auch ein geändertes Freizeitverhalten bedingt – und weil die Kommunen nicht mehr so viel leisten können, habe ein Verein heute mehr Aufgaben als nur die Sportförderung. So will sich der SVA unter anderem um die Integration von ausländischen Mitbürgern, samt Organisation von Deutschunterricht, kümmern und sein Sportangebot über die klassischen Vereinssportarten Fußball oder Tennis hinaus erweitern: Mountainbiken, Wandern, Nordic Walking, Klettern oder Skifreizeiten könnten dazu zählen. „Da müssen wir experimentieren“, kündigt Rahn an. Unterstützung holt sich der SVA bei Gerhard Steinebach, Professor an der TU Kaiserslautern in Raum- und Umweltplanung. Er hat 2012 mit Kollegen eine Studie mit dem Titel „Gesunde Kommune – Chancen für ein nachhaltige Stadtentwicklung durch Sport und Bewegung“ erstellt. „Der Inhalt deckt sich genau mit dem, was wir machen wollen“, begründet Rahn, wieso der SVA die Kooperation mit Steinebach suchte. „Heute wird Sport wesentlich weniger als früher in festen Strukturen ausgeübt“, erläutert Steinebach. Turnhallen stünden oft leer, stattdessen sind viele neue Sportarten entstanden, die draußen ausgeübt werden. „Ermöglichungsräume“, wie Steinebach sie nennt, müssen deshalb in den Kommunen geschaffen werden, in denen sich dann beispielsweise Mountainbiker, Jogger oder Skater bewegen können. „Man darf nicht alles verplanen, die Menschen eignen sich die Räume selbst an“, sagt er und nennt einen Flashmob als Beispiel für ein solches spontanes Treffen mit Bewegung. Was für Angebote letztlich nach Alsenborn passen, werde sich zeigen. „Wir stehen erst am Anfang. Es ist ein langer Prozess, der eigentlich nie beendet sein wird.“ Vor diesen Schritten steht die Finanzierung. Um wettbewerbs- und damit überlebensfähig zu bleiben – „Wir wollen der attraktivste Verein der Region werden!“, so Rahn – ist Geld nötig. Das soll durch den Verkauf von Gelände in die Vereinskasse kommen. „Wir besitzen fast 50.000 Quadratmeter Fläche“, berichtet der Fördervereinsvorsitzende, „8000 Quadratmeter wollen wir veräußern, hat die Mitgliederversammlung zugestanden.“ Der Verkauf ergäbe rund 600.000 bis 700.000 Euro, rechnet Rahn vor, „damit können wir unser Stadion zu einem Top-Stadion ausbauen.“ Ihm schwebt eine moderne Anlage mit Hintertor-Kamera, Rasenroboter und Solarzellen vor. Um so viel Geld durch den Grundstücksverkauf zu bekommen, muss das Land in Bauland umgewandelt werden – und das macht die Gemeinde. Für die erste Hälfte – „400.000 bis 450.000 Euro“ – sieht Rahn kaum Schwierigkeiten, „wir werden es so gestalten, dass eine Ablehnung durch den Gemeinderat unwahrscheinlich ist“, kündigt er an. Schließlich sei die Umwandlung des SVA-Geländes in Bauland Teil des Planes von Ortsbürgermeister Jürgen Wenzel (CDU) gewesen, damals durch die geplante Fusion mit dem SVE und komplette Aufgabe des SVA-Geländes. Für die zweite Hälfte der 8000 Quadratmeter sieht es laut Rahn jedoch schwieriger aus. „Dafür muss der Flächennutzungsplan geändert werden, und das ist eine langwierigere Sache“, gesteht er ein. Ortsbürgermeister Wenzel bestätigt, eine „Absichtserklärung“ vom SVA bekommen zu haben, allerdings wisse er noch nicht, um welche Fläche es sich genau handele; deshalb könne er noch nichts dazu sagen. „Ich werde den SVA bitten, einen konkreten Antrag zu stellen“, dann werde die Sache bearbeitet. Dass der Wechsel vom „alten“ Sportverein zum offenen, modernen SVA nicht von heute auf morgen geschieht, ist Rahn klar. „In vier Jahren feiern wir unser 100. Jubiläum: Bis dahin wollen wir 80 Prozent unserer Pläne umgesetzt haben“, sagt er. Immerhin hat der Verein durch die Fusions-Debatte Aufwind bekommen, die Mitgliederzahl ist um rund 50 auf über 400 angestiegen und die Mitglieder seien äußerst motiviert. „Diesen Wind nehmen wir mit; dafür können wir Herrn Wenzel dankbar sein“, schmunzelt Rahn. (gzi)

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