Kreis Kaiserslautern Oben ist die Luft ganz schön dünn

Er war so kaputt, dass er noch einen Tag Urlaub zum Erholen dranhängen musste, hat vier Kilo abgenommen – und ist restlos glücklich: Michael Berberich aus Enkenbach-Alsenborn hat die vier Tage Extremlauf der „Salomon 4 Trails“ durch die Alpen gut überstanden. Und aus seinem Ziel „ankommen“ ist eine Gesamtplatzierung im ersten Drittel geworden.

Die Strapazen von knapp 10.000 Höhenmetern auf 158 Kilometern in unwegsamem Gelände sieht man ihm nicht an. Die Erschöpfung wird offenbar von der tiefen Zufriedenheit vollkommen überstrahlt. Von Garmisch-Partenkirchen durch Österreich bis nach Samnaun in der Schweiz ging die Tour Ende vergangener Woche (die RHEINPFALZ berichtete vorab am 5. Juni). „Ich war wirklich richtig fertig, ich dachte nicht, dass es so schlimm ist“, erzählt der 32-Jährige entspannt und nippt an seiner Apfelschorle. Die braucht er zwar sicher auch, aber mit dem Flüssigkeitsausgleich hatte er keine Probleme, dazu war es zu kühl. „Meist 10 bis 12 Grad und oben auf dem Gipfel fünf – gar nicht mein Wetter.“ Denn nass war es meist auch noch, am dritten Tag herrschte sogar Dauerregen. Doch die verbrauchte Energie aufzufüllen, hat er noch nicht geschafft. „Obwohl ich sogar zwei Hauptgänge gegessen habe, und die Zielverpflegung wirklich super war, habe ich vier Kilo abgenommen.“ Überraschend ist das nicht wirklich. Denn die vier Etappen von Marathonlänge hatten es in sich. „Es ging oft riesige Felssteine hoch, wegen des Wetters war alles total rutschig – ich hab mich manches Mal gewundert, dass mir nichts passiert ist; andere hatten Platzwunden am Kopf“, erzählt er. Auf einem Grat hatten die Veranstalter Fixseile angebracht, an denen sich die Läufer entlang hangeln konnten, denn „rechts und links ging es hundert Meter den Abhang runter“. Bachläufe waren immer wieder im Weg, bei denen er sich fragte, ob er versuchen soll, auf Steinen hinüber zu balancieren oder einfach durchzulaufen. Die Schuhe waren am Abend sowieso nass, „aber die Hotels hatten alle einen Skikeller mit Schuhtrockner“, freute er sich, so die Blasenbildung auf ein Minimum reduzieren zu können. Einmal wurde eine Strecke wegen Neuschnees geändert, aber um Schneefelder kamen die Läufer trotzdem nicht herum: „Da ist man knietief in den Schnee eingebrochen.“ Und die Höhe habe auch das Ihre zu den Strapazen beigetragen: „Am letzten Berg hat man gemerkt, dass die Luft dünner war, die Pumpe musste ganz schön arbeiten.“ Auf bis zu 2878 Metern ging es hoch. Dass alle Teilnehmer die Herausforderung möglichst unbeschadet überstehen, darauf haben die Veranstalter geachtet. Eine „Medical Crew“ aus Ärzten, Physiotherapeuten und Masseuren hat in den Etappenorten größere und kleinere Wehwehchen versorgt und „einen Läufer, der an einer Verpflegungsstation umfiel, aus dem Rennen rausgenommen“, erfuhr Berberich von jenem. Er selbst hat sich mal mit Kinesio-Tape versorgen lassen und auch eine Massage gegönnt. „Der Lauf war top organisiert“, lobt er. An jedem Etappenort gab es schon mittags, wenn Berberich nach fünf bis sieben Stunden Lauf ankam, ein umfangreiches Buffet, ab 18 Uhr wurden dann bei der Pasta-Party Kohlenhydrate reingeschaufelt. „Das Gepäck stand bei meiner Ankunft immer im Hotel parat, und auch der Bustransfer zum Startort verlief reibungslos.“ Die Strecke war perfekt ausgeschildert und mit Kreide markiert, „selbst wenn es nur geradeaus ging, und selbst dem Regen haben die Markierungen getrotzt“. Obwohl der Informatiker sich als Ziel lediglich „ankommen“ gesetzt hatte, erwachte dann doch der Ehrgeiz in ihm. So hat er den 80. Platz von 258 erreicht – und das bei etlichen Profis im Teilnehmerfeld und obwohl er zuvor lediglich an einem Berglauf teilgenommen hatte. Zur Zufriedenheit trägt auch die Summe der Spenden bei, die er mit dem Lauf für „World Vision“ und seine dort betreuten Patenkinder gesammelt hat: 1100 Euro. So will er diese Woche, in der nur Regeneration auf dem Plan steht, fürs Schreiben von Spendenquittungen nutzen. Und was kommt dann, als nächstes Ziel? „Das war eine super Erfahrung, damit reicht es jetzt – dachte ich am Tag nach dem Lauf …“ Nun, ein paar Tage später, kann er sich schon wieder vorstellen, sich um einen Platz bei den Halb-Ironman-Weltmeisterschaften, die im nächsten Jahr in Europa stattfinden, zu bewerben. „Oder ich mach einfach mal einen Wettkampf zum Genießen!“, grinst er. Und tatsächlich: Bei ihm scheinen sich die Wörter Wettkampf und Genießen nicht auszuschließen.

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