Kreis Kaiserslautern Kranichwoog ohne Kraniche

Die Arbeiten am Kranichwoog bei Hütschanhausen gehen weiter. Nachdem bereits Ende 2018 ein erster Brutteich für Wasservögel fert
Die Arbeiten am Kranichwoog bei Hütschanhausen gehen weiter. Nachdem bereits Ende 2018 ein erster Brutteich für Wasservögel fertiggestellt wurde, werden jetzt weitere Flachwasserteiche ausgehoben.

Im Bruch bei Hütschenhausen nimmt das Naturschutzprojekt „Kranichwoog“ deutlich Konturen an. Drei Flachwasserteiche samt Wiesen- und Beweidungsgürtel sollen bis zum Herbst entstehen. Ehemals dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten soll wieder Lebensraum geboten werden. Weidende Wasserbüffel kommen voraussichtlich im nächsten Jahr.

Es ist nicht zu übersehen: Hier wird etwas bewegt. Ein gut dimensionierter Bagger samt einem gewaltigen, 16 Meter langen Arm fördert kontinuierlich schwarzen Oberboden zur Seite, legt die relativ schnell folgende helle, fast weiße Sandschicht daneben. Der Blick über das leicht anmodellierte Gelände zeigt, dass der Bagger weiter hinten bereits einen Teich samt Inselbereich erschaffen hat. Aber was entsteht eigentlich dahinter? Eine Baustellenbegehung mit allen Projektbeteiligten – Naturschutzbund (Nabu), Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), Naturschutzbehörde, Landrat Ralf Leßmeister und auch Ex-Landrat Paul Junker – bringt Klarheit: Geplant und seit dem vergangenen Jahr in der Bauphase sind drei Flachwasserteiche mit einer maximalen Wassertiefe von einem Meter. Die Teiche werden nach Fertigstellung insgesamt sechs Hektar umfassen und sich von Regenwasser und vorhandenen Gräben speisen. Ein etwa 25 Hektar großer Beweidungsgürtel wird die Teiche einschließen. Diese Bauphase soll im Herbst erledigt sein. Vermutlich erst im nächsten Jahr wird eine kleine Herde karpatischer Wasserbüffel die Arbeit im Woog aufnehmen und mit verfressenen Schnuten aufkommendes Schilf fernhalten. Das entstehende Stück Natur wird ausschließlich der Tier- und Pflanzenwelt gehören. Zuschauen und beobachten darf der Mensch aber gerne – mit gebührendem Abstand. So geht es ohnehin am besten, da hauen die Tiere auch nicht ab. Deshalb wird ein Beobachtungsturm gebaut. Das Projekt, mit etwa 580.000 Euro vom Bund (60 Prozent) und vom Land (40 Prozent) gefördert, wird gemeinsam vom Naturschutzbund Rheinland-Pfalz und der Kreisverwaltung Kaiserslautern verwirklicht. Hinzu kommen als Projektpartner das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westpfalz (DLR) und die Gemeinde Hütschenhausen. Das Wesentliche und Besondere an diesem Projekt ist ein einvernehmliches Miteinander aller, einschließlich der ansässigen Landwirte und dem Forstamt Kaiserslautern, das ein kleines Stück Wald als Unterstand für die Büffel zur Verfügung stellt. Ein Glücksfall sind zudem das Engagement des Nabu Weilerbach und seine Akteure vor Ort, wie Alexander Weis und Alfred Klein. Sie stecken gemeinsam mit Siegfried Schuch, dem erfahrenen Experten vom Landes-Nabu, enorm viel Energie in das Projekt, das 2011 seinen Anfang nahm. Von Anfang an unterstützend mit im Boot war Andreas Dein von der Unteren Naturschutzbehörde. Ein weiterer Glücksfall sind die Bauarbeiten, die in Eigenleistung der DLR durchgeführt werden können. „Anders wäre so ein sensibles Bauprojekt, bei dem auf Zuruf kurzfristig reagiert werden muss, nicht machbar“, drückt es Willi Junk von der federführenden DLR aus. Dem stimmt Arno Ernst, der Polier vor Ort, der alle Feinheiten des Geländes im Blick hat, zu. Genau dort, wo nun der Kranichwoog entsteht, stand bis 1770 Wasser. Der Scheidenberger Woog, ein ziemlich großer See voller Speisefischen, meist Karpfen, prägte die Landschaft. Karpfen will heute niemand mehr haben. Aber Lebensraum für Amphibien, Knoblauchkröten, Moorfrösche und Kammmolche bietet das Gelände. Auch die Bekassine, der Kiebitz und der Wiesenpieper sind Zielarten des Kranichwoogs. Trotz es Namens: Der Kranich ist keine Zielart. Es wäre völlig utopisch zu glauben, dass sich an der relativ kleinen Wasserstelle Kraniche zum Brüten einfinden. Kraniche werden wie bisher auch immer mal wieder auf ihrem Zug vom oder in den Süden bei schlechtem Wetter im Bruch rasten, durchschnaufen und weiterziehen. Weil er ein Sympathieträger ist und als Vogel des Glücks gilt und ein besonders Projekt nun mal einen besonderen Namen braucht, wurde das, was da der Natur wieder gegeben wird, „Kranichwoog“ genannt. Info —Am Sonntag, 14. April, 13.30 Uhr veranstalten der Nabu Kaiserslautern und Umgebung sowie der Nabu Weilerbach eine Mitgliederexkursion zum Kranichwoog. Anmeldung unter info@nabu-kl.de. —Am Sonntag, 19. Mai, 9.30 Uhr, geht es ab dem Bürgerhaus Hütschenhausen in einem Gemarkungsumgang zum Kranichwoog.

x