Kreis Kaiserslautern Im Musik-Business nicht blenden lassen

Wenn man nicht auf das Schild am Eingang schaut, dann sieht das Haus kaum anders aus als jedes andere in dem Wohngebiet. Doch mitten in Queidersbach liegt einer der größten Musikverlage Deutschlands. Die Ewoton GmbH verwaltet hier die musikalischen Rechte von 3000 bis 4000 Titeln und vertreibt Noten, hauptsächlich aus der Volksmusik, in 30 Ländern. In dritter Generation wird der Familienbetrieb inzwischen geführt.

Aktenschränke, Bürotische und -stühle, Computer, Bildschirme. Eigentlich ein ganz normales Büro. Wenn eines nicht wäre: Die Wanddekoration aus Goldenen und Platin-Schallplatten. Sie verrät, dass sich in dem unscheinbaren Gebäude etwas Nicht-Alltägliches verbirgt: Ein Musikverlag, der weltweit tätig ist. Und nicht nur die Rechte von Hunderten von Komponisten verwaltet, sondern auch von einigen sehr bekannten. Mit Ernst Mosch, dem Weggefährten des 2006 verstorbenen Firmengründers, fing alles an; seine Schallplatten zieren die Wände des Queidersbacher Verlages. Er hat damals noch 250.000 Alben für Gold und 500.000 für Platin verkaufen müssen; seit 2003 gelten 100.000 und 200.000 als Minimum. „Unser Verlag steht auf drei Beinen“, erläutert Patrick Wolf (26), der seit zwei Jahren geschäftsführender Gesellschafter ist. „Der Verwaltung von musikalischen Rechten, dem Notenvertrieb und dem deutlich kleineren Bereich des CD- und DVD-Verkaufs.“ Die Blasmusik macht durch die Zusammenarbeit des Firmengründers Elmar Wolf mit Ernst Mosch das Hauptrepertoire aus. „Mosch hatte damals keine Lust, sich mit wirtschaftlichen Dingen zu beschäftigen, er wollte nur Musik machen“, erinnert sich Elmar Wolfs Sohn Bernd Wolf (53). „Da hat mein Vater kurzerhand entschieden, sich um Rechte und Vertrieb zu kümmern.“ Der heutige Senior macht nun – seit er die Geschäftsführung abgegeben hat – das, was er früher nicht durfte: komponieren, arrangieren, Notengrafiken. „Ich hätte gern Musik studiert, aber mein Vater war zu diktatorisch und meinte, dafür haben wir andere.“ Sein Sohn Patrick – privat Rockmusikhörer –, der nach der kaufmännischen Ausbildung überlegte, ob er ins Familiengeschäft einsteigen will, wiegelt später ab: „Er war Patriarch, ja. Aber nicht diktatorisch.“ Geschützt vor Feuchtigkeit und Feuergefahr lagern im Keller des Hauses unzählige Kartons mit Noten – alle aber auch digital archiviert. „1300 bis 1400 Werke haben wir sofort verfügbar“, verrät Bernd Wolf, „von 3000 bis 4000 Titeln haben wir die Rechte.“ Volksmusikgrößen wie Marianne und Michael sowie Gitti und Erika gehören dazu. Erst 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten oder Texters werden die Rechte frei. Besonders stolz ist Bernd Wolf auf Schätze wie „Rosamunde“: „Es gibt zwei Originale – zwei davon haben wir“, grinst er. Als „Dienstleister von und für Musiker“ versteht sich Patrick Wolf: „Komponisten, die etwas verlegt haben wollen, wenden sich an uns, und Musiker, die Noten brauchen.“ Rund 40.000 Orchester und Vereine aus 30 Ländern sind in der Stammkundenkartei. In der Branche sei Ewoton bekannt, und der Hobby-Musiker findet im Musikgeschäft oder im Internet die Noten von Ewoton. „Wir bekommen auch Anfragen nach modernen Arrangements, zum Beispiel nach ,Gangnam-Style’“, erzählt der Junior. Die Rechte daran hat Ewoton zwar nicht, aber auch der Druck allein habe sich rentiert. Nachgefragt seien auch Arrangements aus dem Popbereich, „wie ein Grönemeyer- oder BAP-Potpourri“. Und 400 Werke als Klingelton darf Ewoton abrechnen. Generell verdient der Komponist 60, der Verlag 40 Prozent an einem Werk. Von den Schattenseiten der digitalen Entwicklung bleibt jedoch auch der Queidersbacher Verlag, der neben Vater und Sohn noch zwei, demnächst drei Mitarbeiter beschäftigt, nicht verschont. „Kopien unserer Noten entdecken wir immer wieder mal, wie gerade auf Facebook schön sichtbar, für 150 Personen – das wird die etwas kosten!“ Denn an einem Markenzeichen erkennt man die Ewoton-Notenblätter sehr gut: Am beige-farbenen, blendfreien Papier, das besonders bei Bühnenlicht gut lesbar ist. Im kleinen Queidersbach ist man nicht nur weltweit tätig, sondern eben auch weltweit auf der Hut.

x