Kreis Kaiserslautern Gut verbunden, stark belastet

91-83679540.jpg

Landstuhl. Zwei Autobahnen unmittelbar vor der Haustür, ein Bahnhof mit stündlichem Anschluss an die ganze Welt, zahlreiche Buslinien für den täglichen Bedarf: In Sachen Verkehrsanbindung hat Landstuhl eine Qualität, von der andere Städte in der Region nur träumen können. Auf der anderen Seite sorgen die Belastungen, vor allem durch den Autoverkehr, immer wieder für Beschwerden geplagter Anwohner. Ein Spannungsfeld, das auch in der Kommunalpolitik für ständigen Diskussionsstoff sorgt.

Im Hochsommer vergangenen Jahres hatten Christel und Joachim Adam die Ohren voll. „Wir können praktisch keine Nacht mehr ruhig schlafen“, beklagten sich die Eheleute, die seit langer Zeit an der Saarbrücker Straße in Landstuhl wohnen, bei der RHEINPFALZ (wir berichteten am 21. August 2015). Der Grund: Zusätzlich zum täglichen Lärm des Autoverkehrs, der sich durch die Durchgangsstraße quält, hatten Lkw-Fahrer das benachbarte Gewerbegebiet West als Nachtparkplatz für sich und ihre Brummis entdeckt. „Die kommen abends zwischen zehn und elf und donnern morgens zwischen fünf und sechs Uhr wieder los“, berichteten die Adams. Des einen Freud, des anderen Leid. Während Unternehmer und Geschäftsleute die günstigen Verkehrsverbindungen als „wichtigen Standortvorteil“ der Sickingenstadt preisen, reagieren viele Bewohner der Innenstadt genervt auf die damit verbundenen Belastungen. Ihnen vergällen Lärm, Abgase und häufige Staus die Lebensqualität. Stadtbürgermeister Ralf Hersina zeigt dafür Verständnis: „Vor allem in den letzten zwei Jahren haben viele Anwohner das Gefühl, der Verkehr auf der Achse Saarbrücker-, Kaiser- und Pariser Straße habe eher noch zugenommen,“ sagt der Sozialdemokrat. Dabei haben sowohl die Kommunalpolitiker als auch der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in den vergangenen Jahren so manche Anstrengung unternommen, um gerade den Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. „Bereits vor einigen Jahren haben wir die Bahnstraße zu einer Umgehung für die Fahrzeuge aus Richtung Kaiserslautern ausgebaut,“ erinnert Richard Lutz, Leiter der LBM-Niederlassung Kaiserslautern. „Und zuletzt haben wir die so genannte Spitz im Stadtteil Atzel so leistungsfähig gemacht, dass auch der Verkehr aus dem Süden und Westen nicht mehr durch die Innenstadt fahren muss.“ Beide Umleitungsstrecken haben nach Ansicht des LBM-Chefs „durchaus zu einer spürbaren Entlastung“ des Landstuhler Stadtkerns geführt. Auf der anderen Seite sorgt gerade der Landesbetrieb immer wieder für zusätzlichen Durchgangsverkehr in der Sickingenstadt: Wegen der vielen Baustellen auf der benachbarten Autobahn 6 nehmen viele Autofahrer den Weg durch die Innenstadt als Umleitung in Richtung Kaiserslautern. „Das wird leider in den nächsten Monaten noch so bleiben“, räumt Lutz ein. Aktuell sanieren seine Leute die südliche Fahrbahn der A6 zwischen dem Kreuz Landstuhl-West und der Abfahrt Ramstein-Miesenbach, „da könnte es trotz aller Bemühungen auch mal eng werden“. Es wird also auch in Zukunft laut und eng im Zentrum von Landstuhl. Deshalb will Stadtbürgermeister Hersina bei der bevorstehenden „Stadtmoderation“ auch wieder auf Vorschläge zum Thema Verkehrslenkung zurückgreifen, die bereits in der Vergangenheit eine Rolle spielten. Zum Beispiel die Idee, aus der Kaiserstraße eine Einbahnstraße zu machen: „Das würde den Durchgangsverkehr auf einen Schlag drastisch reduzieren“, glaubt der SPD-Mann und ergänzt: „Es könnte allerdings auch für zusätzlichen Suchverkehr und neue Belastungen in den Nebenstraßen führen.“ Alles eine Abwägungssache, findet Hersina. Bei jeder Lösung gebe es Gewinner und Verlierer. Hat in der Zwischenzeit wenigstens das Ehepaar Adam seine Nachtruhe gefunden? Nach dem Bericht in der RHEINPFALZ hatte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Peter Degenhardt, zugesagt, sich beim Landesbetrieb für ein Lkw-Durchfahrtsverbot in der Saarbrücker Straße einzusetzen. „Damit waren wir leider nicht erfolgreich“, muss der CDU-Mann ein dreiviertel Jahr später zugeben. Dafür hat die Kommune ein Schild vor das Gewerbegebiet West gestellt, wonach die Laster dort nur noch Waren ein- und ausladen dürfen. „So können wir dort nachts wenigstens eine Politesse hinschicken, die parkenden Lkws notfalls ein Knöllchen ausstellt“, sagt Degenhardt.

91-83807892.jpg
91-84044651.jpg
x