Kreis Kaiserslautern Gefragtes Blech
STELZENBERG. Das ehemalige Walzwerk der Gienanthwerke am Eingang zum Moosalbtal erzählt von ausgewalzten Blechen, von schwerer Akkordarbeit, von Wasserkraft, von Fuhrwerken mit eisernen Reifen und von Facharbeitern, die sich nach getaner Arbeit in das bereitgestellte Häuschen samt Garten zurückziehen konnten.
Beim Anblick der alten Gebäude braucht es eine Portion Fantasie, die Glut in den Öfen brodeln zu sehen und sich vorzustellen, wie die Walzen das Stahl in schlanke Bleche formen. Das Gesamtbild auf dem alten Anwesen, das am Walzweiher zwischen der Bundesstraße 270 und der Bahnlinie eingangs des Tales liegt, ist heute geprägt von alten Autos und sichtbar verlassenen Wohnungen. Allein ein einsam rauchender Kamin, ein buntes Tuch, das offensichtlich als Vorhang dient, und ein Hinweisschild des Metallbauers, der sich im Anwesen eingemietet hat, weist auf ein bisschen Leben hin. 1825 nahm Ludwig von Gienanth sein Blechwalzwerk in Betrieb. Der Hochofen in der nahe gelegenen Eisenschmelz lieferte das Eisen. Im Walzwerk befeuerten jährlich bis zu 7500 Zentner Steinkohle aus St. Ingbert die Flammöfen. Vierspännig rollte die Kohle heran. Nicht gerade zur Freude der Menschen in den umliegenden Ortschaften. Sorgten doch die eisenbereiften Wagen für so manchen Straßenschaden. Das rief zwar die Beschwerde der Bürgermeister auf den Plan. Nutzte aber nichts. Die Hufe klapperten, die Wagen schepperten, die Straßen litten, dafür wurde im Walzwerk tüchtig Blech produziert. In guten Jahren weit mehr als 10.000 Zentner. Ohne enorme Wasserkraft war im Walzwerk an eine Produktion nicht zu denken. Von Gienanth verschaffte sich, was er brauchte: Er staute den Aschbach an und leitete die Hälfte der Moosalb in den Walzweiher. Ohnehin hatte von Gienanth mit dem Bau seines Walzwerkes die Zeichen der Zeit erkannt. Handgeschlagenes Blech, bis 1819 am Blechhammer – damals als Fischerecker Hammer bezeichnet – entsprach nicht mehr den Anforderungen des Marktes. In nur einem Jahr errichtete er damals die Gebäude für das Walzwerk, das Schneidwerk, das Gießhaus mit den Flammöfen und dazu noch Arbeiterwohnungen mit Stallungen und Gärten und stieg im Jahre 1825 in die Produktion ein. Sein Blech war gefragt. In den Jahren 1830 bis 1840 ließ er weitere Arbeiterwohnungen bauen. In den Gärten wuchsen Kartoffeln aus Saatgut, das vom Chef finanziert wurde. Die Kuh stand im Stall und graste auf der Wiese des Chefs. Das war das Plus zum Akkordlohn, der die Fachhandwerker ans Walzwerk locken und am Standort binden sollte. Meister, Wärmer, Schmierjungen produzierten gemeinsam Blech. Wer keine Gienanthsche Arbeiterwohnung hatte, der bekam zum Akkordlohn immerhin Logisgeld bezahlt. An den Arbeitern lag es denn auch nicht, dass die Gienanthsche Zeit im Karlstal ziemlich rasch zu Ende ging. Erst wurde im Jahre 1863 der Hochofen in den Trippstadter Eisenwerken ausgeblasen, dann folgte der Verkauf des Trippstadter Waldes samt dem Schloss an den bayerischen Staat und 1892 wurde im Walzwerk das letzte Blech geformt. Aus und vorbei, der Konkurrenzdruck aus dem Saarland, aus Preußen, teilweise sogar aus England und die fehlende Bahnanbindung machte von Gienanth das Leben schwer. Die Eisenbahnanbindung mit der Haltestelle „Walzwerk“ kam erst im Jahre 1913. Zu spät für das Karlstaler Blech. Das war bereits Vergangenheit. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde in Trippstadt ist genau dieser Vergangenheit akribisch genau und liebevoll bis ins Detail auf der Spur. Heimatforscher wie Erhard Brenk, der „Die Geschichte von Stelzenberg“ in einem Buch veröffentlichte, oder Dieter Faas und Helmut Celim widmen sich in zahlreichen Heimatblättern immer wieder auch den Gienanthschen Werken. Dort ist neben den oben erwähnten Geschehnissen auch zu lesen, dass die Arbeiterkinder schon mal den Wölfen ein paar schulfreie Tage verdankten. Erst wenn die Forstleute sie erlegt oder vertrieben hatten, war der Weg durch das Karlstal zur Schule wieder frei. Die Heimatforscher berichten auch davon, dass der Meister im Walzwerk einen Taglohn von einem Florentiner Gulden und 26 Kreutzer erhielt, der Schmierjunge mit 25 Kreuzern nach Hause ging. Das reichte für drei Pfund Ochsenfleisch oder zwei sechs Pfund schwere Kornbrote. Nach der Blechproduktion war ein Sägewerk im Walzwerk. Eine Tankstelle war hier auch schon untergebracht. Das Anwesen gehört heute einer Erbengemeinschaft.