Reichenbach-Steegen Frühjahrskonzert des Musikvereins Reichenbach: Wo Kultur und Fußball zusammenkommen

Die Musiker des MV Reichenbach erspielten sich die Gunst der Zuhörer.
Die Musiker des MV Reichenbach erspielten sich die Gunst der Zuhörer.

Das Frühjahrskonzert des Musikvereins Reichenbach im Maximilian-Kolbe-Haus war am Samstag ein Erfolg – und bot dabei viele Analogien zum Fußball.

Es war durch die nahende Fußball-Europameisterschaft ein besonderes Konzert, das der Musikverein Reichenbach bot; durch die programmatische Konzeption sozusagen ein musikalischer Vorbote auf das sportliche Großereignis, das den Konzertablauf eindeutig bestimmte. Seien es die Bühnendekoration und das Einblenden von (kürzlich verstorbenen) Idolen wie Franz Beckenbauer sowie die Moderation und das ausgewählte Repertoire: Alles war auf das Thema Fußballfieber abgestimmt – zum Beispiel durch den nationalen Kolorit der ersten Konzert-Halbzeit oder die Farben rot und weiß sowie die im Jahr 1978 im Auftrag von Fritz Walter komponierte Betze-Hymne. Kaum verwunderlich, dass die Besucher wiederholt eine Welle durch den Saal rollen ließen.

Was aber hat Blasmusik mit Fußball zu tun? Die Programmgestalter waren erfinderisch, um Analogien herzustellen. Man kann zur Beurteilung des überzeugenden Konzertes weitere Fußball-Weisheiten bemühen. Etwa die, dass die Wahrheit auf dem Platz, also hier auf der Bühne liegt: Ausgefeilte Arrangements zu Fußball-Hymnen, Fanfaren, Fangesänge und klanglich wie spieltechnisch überzeugende interpretatorische Detailarbeit bestätigten am Ende, dass die Reichenbacher weit mehr als „Kreisliga“ verkörpern und mittlerweile deutlich höherklassig spielen.

Dirigent als Erfolgstrainer

Dirigent Jan Epp ist der Erfolgstrainer, der akkurates Zusammenspiel, treffende Charakterisierung und Ausformung aller Vorträge erreicht und das begeisterte Publikum zum Mitmachen animiert. Bleibt man im Sportlerjargon, so spielten sich die verschiedenen Klanggruppen geschickt und treffsicher die motivischen und melodischen Bälle zu und das in beiden Halbzeiten, also vor und nach der Pause.

Die Geehrten für 50 Jahre von links:Wolfgang Kretz, Martin Kather, Volker Sedlmeier, Egon Westrich und Michael Gras
Die Geehrten für 50 Jahre von links:Wolfgang Kretz, Martin Kather, Volker Sedlmeier, Egon Westrich und Michael Gras

Auswechselspieler gab es zwar nicht – aber eine wie in der Bundesliga bewährte Rotation, als zum Beispiel die Schlagwerker die Plätze tauschten. Wie eine Fußball-Mannschaft hat ein Blasorchester eine bestimmte Aufstellung: Hier „verteidigen“ Bassisten den ostinaten Rhythmus, Hörner und Posaunen sind in der Mittellage (Mittelfeld) ein Garant für solide Kantilenen, und die hohen Blechbläser lassen es richtig krachen. Mit etwas Fantasie sind die Holzbläser in der Spielweise der Reichenbacher die „Flügelflitzer“, und der Dirigent formt daraus eine Mannschaft. Das gelang nicht nur beim Stück „Final Countdown“ und beim Stadionklassiker „We are the champions“ hervorragend. Der Musikverein hat mit seinem Spiel die Gunst des Publikums gewonnen.

Ehrungen

Auf Vereinsebene wurden für 15 Jahre Frederic Späth (silberne Ehrennadel) und für 45 Jahre Pia Zangerle-Müller und Jürgen Epp (goldene Ehrennadel) geehrt. Auf Verbandsebene erhielten für 50-jährige Treue Michael Gras, Martin Kather, Wolfgang Kreutz, Volker Sedlmeier und Egon Westrich das goldene Ehrenzeichen.

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