Kreis Kaiserslautern Für Frieden und Versöhnung

Ab dem kommenden Samstag wird Am Roteneck in Waldleiningen ein Gedenkstein an jenen Flugzeugabsturz während des Zweiten Weltkriegs erinnern, der vielen Menschen in der Pfälzerwald-Gemeinde noch in klarer Erinnerung ist. Bei dem Absturz kam der damals erst 22-jährige britische Sergeant Maurice Richard Hadland ums Leben.

In der Nacht vom 16. auf den 17. April 1943 flogen die Engländer zuhauf Luftangriffe über Deutschland. Ein Angriffsziel waren die Industrieanlagen in Mannheim. Ein Bombenflugzeug vom Typ „Wellington“ war in dieser Nacht auf dem Rückweg nach England. Doch über dem Pfälzerwald lauerten deutsche Nachtjäger dem Gegner auf. Der schwerfällige Bomber der 431. Schwadron – einer kanadischen Einheit – hatte keine Chance gegen die flinken Nachtjäger. Die Englänger wurden getroffen, die Maschine fing an zu brennen. Der Pilot, Sergeant Sutterby, kreiste über Hochspeyer und Waldleiningen und versuchte wohl, einen Notlandeplatz zu finden. Doch in der Dunkelheit hatte der Pilot keine Chance. So gab er seiner Mannschaft − neben ihm waren noch vier weitere Soldaten an Bord − den Befehl, die Maschine mit dem Fallschirm zu verlassen. Für Maurice Richard Hadland kam dieser Befehl zu spät. Als Heckschütze musste er sich den Weg durch das gesamte Flugzeug bahnen, um die Maschine verlassen zu können. Doch da war der englische Bomber schon zu tief − und Hadlands Fallschirm öffnete sich nicht mehr. Der 22-jährige Engländer stürzte auf ein Feld bei Waldleiningen. Die Maschine flog führerlos weiter, ehe sie in der Nähe des Sportplatzes von Hochspeyer abstürzte. 46 Jahre später gründete Uwe Benkel aus Heltersberg die „Arbeitsgruppe Vermisstenforschung“. Dieser Absturz war der erste, den der Historiker recherchierte. Von Heinz Dietrich aus Waldleiningen erfuhr er damals viele Details. Dietrich hatte nicht nur die überlebenden Männer gesehen, die sich ins Dorf schleppten und von der Bevölkerung nicht gerade freundlich empfangen wurden. „Der Zeitzeuge konnte sich noch an die Größe, die Kleider und sogar an die Haarfarbe der mit dem Fallschirm abgesprungenen Soldaten erinnern“, beschreibt Benkel, was Dietrich damals alles zu erzählen hatte. Besonders aber sei dem Zeitzeugen das Bild des toten Hadland im Gedächtnis geblieben, der erst einen Tag nach dem Absturz tot aufgefunden wurde. Hadland wurde zunächst auf dem Friedhof in Hochspeyer bestattet, bis die Engländer ihn nach Rheinberg auf den britischen Soldatenfriedhof überführten. „Ich recherchierte über den Absturz und fand die Schwadron, das Flugzeug und die gesamte Besatzung“, erinnert sich Benkel gerne an seinen ersten Fall. „Doch über Hadland und eventuelle Familienangehörige habe ich nie etwas in Erfahrung gebracht.“ Vor drei Jahren gab es dann die große Wende. Terry Warnock aus Holland stieß im Internet auf Benkel und stellte fest, dass er den Sohn von Hadland kennt. Er meldete sich bei dem Vermisstenforscher in Heltersberg (Kreis Südwestpfalz) und berichtete, dass er gemeinsam mit Hadlands Sohn in der englischen Armee war und sie zusammen in Deutschland stationiert waren. Warnock stellte den Kontakt zwischen Benkel und Hadlands Sohn her. Im vergangenen Jahr besuchte der Engländer dann Hochspeyer, die Absturzstelle und das Feld, auf dem sein Vater starb. Hadlands Sohn, Brian Cornett, lernte seinen Vater niemals kennen. Als er geboren wurde, lebte sein junger Vater schon nicht mehr. Seine Mutter heiratete wieder, der Stiefvater adoptierte den kleinen Brian, der nun Cornett hieß. Daher konnte Benkel niemals eine Verbindung zum Namen Hadland herstellen. Vor etwa 18 Monaten begann Stefan Diemer aus Hochspeyer, eine Homepage mit geschichtlichen Ereignissen seiner Heimatgemeinde zusammenzustellen. Dabei sollte der Flugzeugabsturz nicht unerwähnt bleiben. Über Mitglieder der „Arbeitsgruppe Vermisstenforschung“ kamen Diemer und Benkel in Kontakt. Fortan arbeiteten sie gemeinsam an dem Projekt, Brian Cornett nach Hochspeyer einzuladen. Zu Beginn, so erinnert sich der Heltersberger Vermisstenforscher, sei Cornett etwas misstrauisch gewesen: „Gleichzeitig aber war er sehr interessiert, mehr über den Tod seines leiblichen Vaters zu erfahren.“ Von der Stelle, an der sein Vater starb, hatte Cornett bei seinem letzten Besuch auch tief betroffen etwas Erde mit nach England genommen. „Dabei entstand die Idee, einen Gedenkstein aufzustellen“, berichtet Benkel. Diemer organisierte Sponsoren, mehrere Firmen stifteten den Findling sowie die Plakette, die an Sergeant Hadland und seinen Absturz erinnern. Diemer und Benkel fanden die Absturzstelle des Bombers Am Roteneck passend dafür, denn der Gedenkstein solle nicht nur an den toten Engländer erinnern. Für Benkel und Diemer ist sehr wichtig: „Dieser Gedenkstein soll für alle Opfer des Krieges, für Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung stehen.“ Info —Die Einweihung des Gedenksteins findet am kommenden Samstag, 11 Uhr, Am Roteneck in Waldleiningen statt.

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