Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

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Der Satz der Woche kommt diesmal aus dem Munde des Frankensteiner Ortsbürgermeisters Eckhard Vogel. Ebenso wie alle seine Vorgänger bemüht sich der FWG-Mann bereits seit dem Amtsantritt im Jahr 2009 um eine Verkehrsentlastung seines schönen Pfälzerwald-Dorfs zu Füßen der beiden Burgen. Denn die 900-Einwohner-Gemeinde − Geburtsort übrigens eines Speyerer Bischofs und eines Abgeordneten der Nationalversammlung von 1849 − schlängelt sich an B37 und B39 entlang, ist extrem eng und dennoch vom Durchgangsverkehr Richtung Dürkheim samt zugehörigen Lärm- und Schadstoff-Emissionen belastet. Das verdrießt die Frankensteiner Bürger. Vogel aber ist ein Kommunalpolitiker von echtem Schrot und Korn, dem das Wohl seiner Heimatgemeinde über alles und das Wehe der Mitmenschen ein steter Dorn im Auge sind. Rührig, einfallsreich und nimmermüde, wie er ist, griff er jetzt auf Pläne aus dem Jahr 1954 zurück. Schon damals litt Frankenstein unter Verkehrsaufkommen und -lärm sowie den damit einhergehenden Unfallgefahren. In jenem Jahr des bundesdeutschen Triumphs bei der Fußball-WM verfielen die Frankensteiner auf die Idee, den Verkehr um den Ort herum und in einen Tunnel abzuleiten. Sechs Jahrzehnte sind seitdem vergangen, eine Linderung des Problems lässt weiter auf sich warten. Es waren also Hoffnung und Gottvertrauen, als Eckhard Vogel am Dienstagabend verkündete: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Tunnel.“ In diesem Zusammenhang durchzucken gleich zwei Gedankenströme meine (ansonsten eher selten aufblitzende) Schädelhöhle. Anja Pfeiffer, deren Mann den Berichterstatter ebenso oft wie gern auf ihre von ihm (dem Gatten, nicht dem Journalisten!) ausgesuchten Gewänder hinweist, war mal Deutschlands jüngste hauptamtliche Bürgermeisterin. Ihr Einzug in die Weilerbacher Verbandsgemeindeverwaltung ist schon ein paar Jährchen her, exakte Zahlen will ich aus Gründen der Ritterlichkeit gar nicht erst nennen. Jedenfalls hat auch Pfeiffer außer ihren Verlautbarungen auf den Facebook-Seiten und dem Wohlergehen der Schnappschildkröte „Horst“ eine weitere Daueraufgabe: die Verkehrsprobleme, die mit dem Bau des neuen US-Militärkrankenhauses zu Tage treten werden. Schon anno 2010 − gleichfalls einem Jahr der Fußball-WM − bemüht sich die Bürgermeisterin um einen Ausbau des Mackenbacher Kreisverkehrs, den sie ihren „Lieblingskreisel“ nennt. In der Bundes- wie der Landeshauptstadt wird seitdem geprüft und gerechnet, man wälzt Gesetzestexte und Zuständigkeitsregelungen. Anders als in Frankenstein köchelt der Mackenbacher Vorgang aber ja erst seit sechs Jahren vor sich hin. In den nach Lichtjahren gemessenen Äonen der Verwaltungs-Unendlichkeit ist das nicht mehr als der Flügelschlag eines Glühwürmchens! Mein zweiter Gedanke galt einer Mitkreatur, die ihrerseits auch schon seit 2012 mein Leben teilt: einem Maulwurf. Ob es nur ein einziger Vertreter des Kleinsäugers aus der Ordnung der Insektenfresser ist oder aber gleich mehrere Sippenmitglieder, entzieht sich meiner Kenntnis. Sicher ist jedenfalls, dass sich jener − wissenschaftlich „Talpidea“ genannte − Wühlwicht jetzt den fünften Sommer in meinem Garten gütlich tut. Im Frühjahr, Herbst und Winter auch. Emsig, beharrlich und ausdauernd wie der Frankensteiner Ortsbürgermeister durchzieht er und/oder seine Familie meine kleine Wiese mit unterirdischen Gangsystemen, derweil das Aushubmaterial oberirdisch in der typischen Maulwurfshaufenform endgelagert wird. Dieses Treiben stellt meinen Rasenmäher vor 14-tägliche Rangierprobleme und nötigt meine Frau zu tagtäglichen Schreikrämpfen. Unterdessen recherchiere ich in Bibliotheken, unter Gartenexperten und auf Internetseiten nach Strategien der Maulwurfbekämpfung und -vertreibung, die nicht nur wirkungsvoll, sondern zugleich auch legal sind. Denn der sehbehinderte Stollengräber steht, wie bereits am Kopf der Internetseite www.maulwuerfe.de konstatiert wird, unter Naturschutz. Ich versuche seit 2012, „Talpidea“ mit Rasierwasser, Riech- und Qualmkugeln, Fischköpfen, ölgetränkten Lappen und sonnenbetriebenen Sonargeräten in die Flucht zu schlagen. Aber der possierliche Buddler − der in wunderschönen Kurzfilmen des tschechischen Zeichners Zdenek Miler als „Krtek“ oder „Pauli“ auftritt − lässt sich von mir nicht beeindrucken. Er bleibt. Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass die Natur sich dem Zugriff menschlicher Bosheit und Arglist zuweilen schlicht widersetzt. Ich jedenfalls habe mit dem Untergrundhelden im Garten meinen Frieden gemacht. Soll er doch graben, so lange ihm der Sinn danach steht. Schließlich hat „Krtek“, der tschechische Maulwurf, sogar schon als Plüschtier an Bord der „Endeavour“-Rakete den Weltraum bereist. Auf den Mond geschossen zu werden, droht übrigens auch der Kreissparkasse (KSK). Ein streitbarer Sparer aus Sulzbachtal bekam dieser Tage sein Überweisungsformular zurückgeschickt, weil er es nicht korrekt ausgefüllt hatte. Das ärgerte den hartgeldlagernden Lautertaler. Aber endgültig der Kamm schwoll ihm, als ihm die KSK dann auch noch die für die Rücksendung anfallende Gebühr vom Girokonto abbuchte. Die ist nämlich weitaus höher als das Porto für die retournierte Überweisung. Da hatte der Sulzbachtaler einen veritablen Wutanfall, in dem unter anderem von illegaler Abzocke die Rede war − und dessen Heftigkeit die KSK immerhin veranlasste, die eingezogene Gebühr zurückzuerstatten. Auf RHEINPFALZ-Anfrage ließ ein Vorstandsmitglied unseres Kreis-Kreditinstituts wissen, dass die Gebühr ihre Rechtsgrundlage in den EU-Richtlinien zum Zahlungsverkehr sowie einer Ergänzung des Paragrafen 675 des Bürgerlichen Gesetzbuchs habe. Die neuen Sepa-Überweisungsträger, die seit Jahresbeginn auch für Privatkunden zwingend vorgeschrieben sind, werden maschinell eingelesen. Wenn der Computer etwas nicht entziffern oder zuordnen kann, greift die „Prüfpflicht“ des menschlichen Mitarbeiters, dem dabei ein gewisser Bewertungs- und Kulanzspielraum eingeräumt wird. Die ist im Fall des Girokontoinhabers aus dem Lautertal offenbar erst nach seinem emotionalen Ausraster wirksam geworden. Aber ich will nichts gesagt haben! Nicht, dass Sie sich künftig zu rückbuchungswirksamen Verbalattacken hinreißen lassen, nachdem Sie Ihren Überweisungsträger unrichtig, unleserlich oder sonst wie unbearbeitbar ausgefüllt haben. Üben wir lieber übers Wochenende mal wieder Schönschreiben. Aber bitte nicht in Sütterlin, sondern in KSK-kompatiblen Krakeleien!

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