Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

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Demokratie ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Vor einer Wahl mühen sich unzählige Meinungsforscher ab, um uns zu sagen, wie wir denn wählen werden – und dann wählen wir doch glatt ganz anders. Mensch, kann sich denn keiner daran halten? Das wäre auch für die Politiker einfacher, die könnten zum Beispiel schon vor der Wahl ihre Regierungen bilden und es wäre viel Zeit gespart. Und wir Wähler bräuchten dann auch gar nicht mehr wählen gehen. Eigentlich reichen schon Facebook, Google und Co. zur Entscheidungsfindung, die kennen uns eh viel besser als wir uns selbst und wissen, was gut für uns ist. So würden sogar die Meinungsforscher überflüssig. Die liegen eh zu oft daneben. Weil sie uns gefragt haben. Als ob wir wüssten, wen wir wählen ... Aber solange wir diese schöne neue Welt noch nicht haben, müssen wir mit Überraschungen leben. Einige sind erfreulich, bei anderen fasst man sich ungläubig an den Kopf. Bei den AfD-Ergebnissen wird man ja – oh Schreck! – fast zum Antidemokraten: Vielleicht ist es doch nicht so gut, wenn so viele wählen gehen? Und mit Blick nach Osten wünscht man sich ja fast die Mauer zurück... Auch vor unserer Haustür hat es eine große Überraschung gegeben: Dass Christdemokrat Marcus Klein wieder in den Landtag einzieht, galt bei seinem Listenplatz als mehr als sicher. Doch am Sonntagabend ungläubiges Augenreiben: Oh, es ist unsicher? Upps, er schafft es nicht? Mein Gott, er ist raus?! Egal, welcher politischen Couleur man angehört: Hier hat es wirklich den Falschen erwischt. Wer hat mehr Anfragen im Landtag gestellt, wer war sofort vor Ort, wenn es irgendwo brannte, wer war auf jeder Veranstaltung – nicht nur im Wahlkampf, wohlgemerkt! –, und wer hat die Presse immer prompt und ausführlich informiert? Aber gerade wegen dieses großen Engagements bin ich sicher, dass er nicht lange arbeitslos bleibt. Über die Möglichkeiten, auch hier im Landkreis, lasse ich Sie spekulieren. Auch für seinen Konkurrenten Daniel Schäffner gab es eine Überraschung. Das war jedoch weniger sein Direktmandat, sondern eher der magere Stimmenanteil, den er ausgerechnet in seinem Heimatort eingefahren hatte. Und siehe da, die Nachzählung ergab: falsch gezählt, 130 Stimmen zu wenig. Nun wollen wir natürlich nicht unterstellen, dass da ein CDU-Sympathisant die Finger im Spiel hatte. Wohl eher hatte da jemand Probleme mit der Stapelei. Denn es war zu hoch gestapelt worden, statt zehn landeten 20 Zettel auf einem Stapel. Und schwupp, waren es so nur die Hälfte der Stimmen. Also, nicht nur in der Politik, auch beim Auszählen gilt: Bitte keine Hochstapelei! Ganz bodenständig ging es weiter westlich im Kreis zu. Grünen-Kandidat Eike Heinicke blieb derart auf dem Boden, dass er noch am Wahlabend mit der Wahl aufräumte und seine Plakate abhing. Das nenne ich einen Vorzeige-Grünen, der sofort jegliche „Umweltverschmutzung“ entfernt! Bin mal gespannt, wie lange die anderen brauchen. Für den Spitzenreiter im Wettrennen der längsten Plakatumweltverschmutzungszeit lobe ich auch gern einen Preis aus. Vielleicht einen Tackerklammerentferner? Oder eine Drahtschere? Heiße Tipps auf den Champion an die Redaktion. Ein anderes zeitliches Rennen markiert der Equal Pay Day, der Tag der Lohngerechtigkeit. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen im Schnitt seit dem 1. Januar symbolisch unentgeltlich, wenn sie den gleichen Lohn wie Männer bekämen. Tja, also eher ein Trauertag, zumindest für die eine Hälfte der Menschheit. Zumindest solange er nicht auf den 1. Januar gerückt ist. Was will es uns sagen, dass auch genau heute die „Earth Hour“ ist, die weltweite „Licht aus“-Aktion zum Umweltschutz? Dass für die Frauen die Lichter ausgehen? Dass es damit nicht so auffällt, wenn sie sich den Strom nicht mehr leisten können? Aber heute ist noch ein anderer Gedenktag, und auch er hat mit Arbeit zu tun: der Josefstag. Als Schutzpatron der Arbeiter vor allem in katholischen Gegenden verehrt, wird dem Heiligen Josef besonders in Enkenbach gedacht: Die Firma Heger Guss bestellt seit 80 Jahren an diesem Tag einen Gottesdienst zum Gedenken an die verstorbenen Mitarbeiter. Diese Tradition geht zurück auf den Namenstag von Josefine Heger, die 1936 Ehefrau von Hans Heger wurde. Der restlichen pfälzischen Bevölkerung dürfte der Josefstag jedoch weniger stark eingebrannt sein. Anders in Bayern, wo er bis 1968 gesetzlicher Feiertag war. Und da die Bayern nicht nur besonders traditionsbewusst, sondern auch ebenso gesellig wie pflichtbewusst sind, haben sie 1985 die Königlich-Bayerische Josefspartei (KBJP) gegründet, die sich für die Wiedereinführung des Feiertags einsetzt. Zu Wahlen sind sie bisher, soweit bekannt, noch nicht angetreten, aber immerhin treffen sich die rund 6500 Mitglieder jährlich zum Parteitag. Und es geht hier nicht etwa um ein paar weltfremde Spinner: Nein, auch MdL Thomas Goppel, ehemaliger Staatsminister, und Ex-CSU-Vorsitzender Erwin Huber zählen zu den Parteimitgliedern. Ja, die Bayern setzen sich für ihre Brauchtümer ein! Und was bleibt nun den Frauen für ihren heutigen „Feiertag“ übrig? Sich auf morgen zu freuen. Da ist nicht nur Frühlingsanfang, sondern auch noch Weltglückstag. Also, nicht verzagen, das Glück selbst in die Hand nehmen!

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