Kreis Kaiserslautern Eine Reise durchs Leben

Führten gefühlvoll durch die verschiedenen Lebensabschnitte: Rebecca Dahl und Manuel Lothschütz in Hütschenhausen.
Führten gefühlvoll durch die verschiedenen Lebensabschnitte: Rebecca Dahl und Manuel Lothschütz in Hütschenhausen.

Gefühle gestreichelt haben am frühen Freitagabend Multi-Musiker Manuel Lothschütz und seine Sängerkollegin Rebecca Dahl. In der gut besuchten protestantischen Kirche Hütschenhausen ließen sich die Menschen gerne auf eine poetisch-musikalische Reise durch alle „Lebensalter“ mitnehmen.

Von der „Geburt und Kindheit“ bis zum „Greisenalter“ reichte die Palette künstlerischer Reflexionen, umgesetzt in Wort und Musik. Zusammengestellt hatte Rebecca Dahl das Programm schon einmal vor knapp 13 Jahren. Jetzt gewann die Vorstellung aus anderem Blickpunkt neue Dimensionen. Als Verschmelzung früher Inspiration mit späterer Intensität entfaltete sie hohe Ausdruckskraft. Nachdenklich, humorvoll und froh werde das auf Initiative von Karola Menges zustande gekommene Konzert, kündigte Pfarrerin Regine Urbatzka an. Mit einem Zitat des Urwaldarztes und Theologen Albert Schweitzer hieß sie die Besucher willkommen: „Mit 20 hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit 40 das Gesicht, das das Leben ihm gegeben hat, und mit 60 das Gesicht, das er verdient.“ Von „Des Menschen Alter“ handelte ein kurzes Eingangsgedicht. Perlend, zart und mit sensiblem Einfühlungsvermögen schlug Manuel Lothschütz dazu am E-Piano die Töne an. Sprachgewandt und mit einnehmender Stimme zog Rebecca Dahl von Beginn an die Aufmerksamkeit auf sich. Von dem zerbrechlichen Wesen des Neugeborenen handelte die „Begrüßung einer Prinzessin“ des zeitgenössischen Dichters Durs Grünbein. Jule Neigels „Die Welt in deinen Augen“ über die fantasievolle Unbekümmertheit des Kleinkindes gab Dahl mit ausdrucksstarker Stimme wieder. An den Bann kreisender Karusellfahrten erinnerte Rainer Maria Rilkes gleichnamiges Gedicht. „Geholfen hat alles“ sind Kindheitserinnerungen an Zeiten ohne Sicherheitsgurte und Airbags, ohne Helm und Knieschützer, ohne Handys und Playstations. „Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen“, lautete die mit herzlichem Lachen bedachte Quintessenz. „Jedes Kind braucht einen Engel“ drückten es Dahl und Lothschütz mit den Noten des Liedermachers Klaus Hoffmann aus. Ein von Manuel Lothschütz arrangiertes Instrumentalsolo leitete den Abschnitt „Jugend und Erwachsenwerden“ ein. Liebesschmerz von Heinrich Heine, Poesie von Christine Busta und die Moderne von Hans Magnus Enzensberger beschreiben Veränderungen des Lebens. Auf die Suche „nach dem einen, diesem einen Moment“ begab sich das Duo mit Johannes Oerdings „Für immer ab jetzt“. „Was bedeutet erwachsen sein? Keinen Spaß haben? Nicht träumen dürfen? Sich züchtig benehmen? Nicht verliebt sein? – „Ich glaube, dann möchte ich nicht erwachsen sein“, sprach Rebecca Dahl dem Publikum aus dem Herzen. Auch feinfühligen Blues bot das Duo, als es mit Pe Werners „Mehr“ endgültig die Seele streichelte. Ins Erwachsenenalter begaben sich die beiden mit Jan Weilers „Pubertier“, Lessings „Musterehe“ und Hermann Hesses „Mann von fünfzig Jahren“. Mit Matthias Claudius’ Silberhochzeitgedicht „An Frau Rebekka“ ging es ins „Greisenalter“ über. Auch den Pur-Song „Wenn ich diesen Tango hör“ meisterte Sänger und Pianist Lothschütz mit Bravour. Vom „Älterwerden“ handelten die letzten Beiträge, mit Songs von Sarah Connor und Laith Al-Deen. „Du musst das Leben nicht verstehen“ las Rebecca Dahl zum Schluss vor. Der minutenlange Applaus forderte die Zugabe.

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