Kreis Kaiserslautern Easy Rider auf dem Fußballplatz

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Das 18. Hambacher Bikerfest des MID – „Motorrad Initiative Deutschland“ – fand zum wiederholten Mal am Wochenende auf dem Sportgelände „Köpfchen“ des ASV Frankenstein statt. Die Kombination aus politischem Programm am Fuße des Hambacher Schlosses und einer gemütlichen Party für die ganze Familie in Frankenstein lockte zahlreiche Teilnehmer aus ganz Deutschland in die Pfalz.

Mit blubbernd tuckernden oder spritzig heulenden Motoren kämpfen sich knapp 300 Motorradfahrer gegen 18 Uhr am Samstagabend den rumpelig steilen Anstieg zum Sportgelände des ASV in Frankenstein hoch. Sie kommen aus Neustadt und dürfen mit Sondergenehmigung der örtlichen Behörden, eskortiert von sechs Kradfahrern einer Motorradstaffel der Polizei, eine Teilstrecke des Elmsteiner Tals befahren. Denn die kurvenreiche Straße ist seit 1994 an den Wochenenden, im Sommerhalbjahr von April bis Oktober, für den Motorradverkehr gesperrt. Eine hohe Unfallbeteiligung von Zweiradfahrern hatte in den Jahren davor die Behörden aus Gründen der Verkehrssicherheit zu dieser Maßnahme bewogen. Damit möchten sich die Biker des „MID“ nicht abfinden. Sie nutzen jährlich den geschichtsträchtigen Rahmen des Hambacher Schlosses, um gegen die, wie sie es empfinden, diskriminierenden Einschränkungen der Durchfahrrechte von Zweiradfahrern im Elmsteiner Tal zu demonstrieren. Die Unfallgefahr verlagere sich durch die Sperrung lediglich auf die Nebenstrecken, meint Gerhard „Cherry“ Kirsch aus Wörth. „Jeder Auto- oder Motorradfahrer sollte immer vernünftig und rücksichtsvoll fahren!“, appelliert er. Dabei betonen die Organisatoren um den Vorsitzenden Rolf „Hilton“ Frieling aus Frankfurt/Main, wie viel ihnen an einem friedlichen Miteinander mit allen Beteiligten gelegen sei. „Viele Zuschauer am Straßenrand haben uns im Vorbeifahren zugewinkt und fotografiert“, berichtet er. „Wir hatten sogar eine Biker-Kindstaufe.“ Ein kleiner Junge, standesgemäß in eine schwarz-lederne Biker-Kutte gekleidet, sei vom Pastor Ludger Mandelbaum auf dem Hambacher Schloss getauft worden. „Für Verkehrssicherheit – gegen Diskriminierung“ lautet ein Motto ihres diesjährigen Treffens. Mit Schildern an ihren Motorrädern bringen die Biker ihr Anliegen zum Ausdruck. Das Bundesministerium für Verkehr hat eigens einen Infostand am Samstagabend auf dem Partygelände errichtet. Unter dem Motto „Echte Männer/Frauen rasen nicht“ zeigen sie im Einklang mit der MID, was sie von unvernünftigen Rasern und laut aufheulendem Motorenlärm halten. Der Ortsbürgermeister von Frankenstein, Eckhard Vogel (FWG), betont, dass es während der dreitägigen Anwesenheit auf dem Sportgelände mit der Bikertruppe noch nie Probleme gegeben habe. Einige Frankensteiner Bürger besuchten regelmäßig die Party am Samstagabend. So auch Irene Haag. Die 78-Jährige sitzt jedes Jahr munter plaudernd unter den schwarz gewandeten, mit Totenkopfemblemen auf den T-Shirts markig daher kommenden Bikern, und genießt mit ihrem Sohn Andreas das muntere Treiben. Doris und Karl-Heinz Holzgräbe aus Frankenstein sind zum ersten Mal dabei. Sie fühlen sich sehr wohl und finden die Veranstaltung gelungen. Eine Tombola mit attraktiven Preisen findet Anklang. Im Anschluss daran ist „Papa Lu“, selbst ein gestandener Biker aus der Nähe von München, am Zuge. Er unterhält die Partygäste mit einer bunten Mischung aus Country, Folk, Blues und Rock. Peter „Korea“ Laier aus der Nähe von Bruchsal vergibt an diesem Abend die traditionell wichtigen Pokale. Einen für die weiteste Anreise aus dem 728 Kilometer entfernten Laboe in Schleswig-Holstein, einen für die jeweils ältesten und jüngsten Teilnehmer. Mit etwa 300 Teilnehmern hatte das Organisationsteam aus „engagierten Idealisten“ gerechnet. „Wir mussten Bier und Grillfleisch nachkaufen gehen. Es waren an die 500 Leute da“, berichtet Hilton im Nachgang zur Samstagabend-Party. Für Vogel sind die Biker in ihren Zelten gern gesehene Gäste. Alle Beteiligten rechnen fest damit, dass es im nächsten Jahr im August wieder ein PS-starkes Stelldichein in Frankenstein geben wird. |gby

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