Kreis Kaiserslautern E-Books sind noch nicht gefragt

Schopp. „Bücher haben keinen Sendeschluss“ steht am Eingang der kleinen Gemeindebücherei in Schopp. Sie kommt ganz ohne Telefon und Computer sowie größtenteils mit nur einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin aus. Trotzdem werden die Bücher jährlich rund 5.300 Mal ausgeliehen, bei einem Bestand von 3.900 Stück. Allein der Altbestand von noch einmal 1.000 Büchern kann sich sehen lassen.

In der so genannten Männerecke findet der Leser „Die Caine war ihr Schicksal“ von Hermann Wouk, „Ein Kampf um Rom“ von Felix Dahn sowie alte Perry-Rodan-Hefte, politische und Geschichtsbücher. Eine Reihe der früher beliebten blauen Bücher und manches andere alte Schmankerl machen die Bücherei zu einer wahren Fundgrube. Sachbücher und Bildbände, Spiele, DVDs und CDs, auch Musikkassetten sind hier vorhanden und finden ihre Liebhaber. Schon seit 1987 hat Walburga Bayer hier den Überblick. „Ich erkenne bei jedem Buch sofort, ob es aus unserer Bücherei stammt“, sagt sie. Kein Wunder, denn sie hat es ausgesucht, eingeschlagen, mit dem Kärtchen für die Stempel der Ausleihdaten versehen und ins Regal gestellt – und bei Empfehlungen vielleicht mehrfach wieder herausgenommen. Finanziell werde sie großzügig durch die Gemeinde unterstützt, betont sie. Die Buchablagen an den Wänden und das gelbe Giraffen-Regal machen einen stabilen Eindruck. Zehn kleine Stühlchen kamen an der Büchergondel für Schülerinnen und Schüler jüngst hinzu. 2013 konnte sie 145 Bücher anschaffen. Das erledigt sie in Kaiserslautern. Mit dem Landesbibliothekszentrum Neustadt arbeitet sie anders als manch andere Leihbüchereien nicht mehr zusammen. Die helle, freundliche Ein-Raum-Bücherei ist fast in die Schule integriert. Deshalb sind die Öffnungszeiten an Dienstagen so gelegt, dass die Kinder in der großen Pause Rückgaben und Neuausleihungen erledigen können. Die Ausleihkärtchen hat Walburga Bayer schon vor dem Ansturm ausgelegt. Auf manche sind Blümchen oder andere Symbole aufgeklebt. Das sind die Kärtchen der Erstklässler, die ihren Namen noch nicht lesen können. Als Erinnerung an die Rückgabe drückt die Büchereileiterin einem Kind auch mal einen Stempel auf den Arm. Zwei Wochen dauert die kostenlose Ausleihe, aber eine Überschreitung wird nicht so streng geahndet. „Wenn ein Buch beschädigt oder in die Badewanne gefallen ist, muss es natürlich ersetzt werden“, scherzt Walburga Bayer. Ein „Tag der offenen Bücherei“ oder die Ehrung von Kindern mit den meisten Ausleihen mit einem Buchgeschenk dienen der Werbung. „Die Schulanfänger werden begrüßt, Kindergartengruppen und Schulklassen besuchen mich“, zählt Walburga Bayer erfolgreiche Aktivitäten auf. Für E-Books liegen noch keine Nachfragen vor. „Ich habe lieber ein Buch in der Hand“, bestätigen einige Leserinnen. Auf Nachfrage erzählen sie, dass sie gern querbeet lesen, also alles von Krimis bis zu Liebesromanen. Charlotte Links Bücher sind die Renner, auch Katie Fjorde und Andreas Franz mit „Tödlicher Absturz“ kommen gut an. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht „Der Medicus“ von Noah Gordon. Die Bücher des Bayern-Trios Kluftinger, Werke von Andreas Föhr und Erzählungen der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro werden viel gelesen. „Mein Weg zu dir“, ein 2011 erschienenes Buch von Nicholas Sparks, sowie „Das Haus am Leuchtturm“ von Kimberley Wilkins gehören laut Walburga Bayer ebenso zu den „Bestsellern“ der Bücherei. „Die Kinder lieben die „Was ist was“-Bücher.“ Walburga Bayer selbst liest etwa drei Bücher pro Woche. „Ich habe Zeit“, sagt sie. „Mich interessiert vieles: Romane und Sachbücher, auch politische Abhandlungen gehören dazu.“ Ein Lieblingsbuch kann sie nicht nennen, aber eines weiß sie genau: „Es täte mir sehr leid, wenn ich das hier nicht mehr machen könnte.“

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