Hütschenhausen Die „Schmiede-Dynastie“ Willerich: Mit Napoleon begonnen

Das meiste ist seit der Betriebsaufgabe vor 20 Jahren schon verkauft worden. Aber Hammer, Amboss und viele Werkzeuge befinden si
Das meiste ist seit der Betriebsaufgabe vor 20 Jahren schon verkauft worden. Aber Hammer, Amboss und viele Werkzeuge befinden sich noch in der alten Werkstatt von Klaus Willerich.

Napoleon hatte gerade die Pfalz erobert, da gründete Johann Adam Willerich im Jahr 1797 in Hütschenhausen seine Hufschmiede. Fünf Schmiede-Generationen folgten. Der letzte Vertreter ist Klaus Willerich, der den Betrieb im Jahr 2002 endgültig abmeldete.

Über 200 Jahre lang wussten die Bauern immer, wo sie hingehen mussten, wenn das Pferd ein neues Hufeisen oder – im 20. Jahrhundert – der Traktor eine neue Achse brauchte: zur Firma Willerich in Hütschenhausen. Gegründet in der „Franzosenzeit“, waren die Willerichs durch alle zeitgeschichtlichen Höhen und Tiefen gegangen, hatten mehrere Kriege überstanden, der Inflation und den wirtschaftlichen Rezessionen getrotzt. Erst mit Erreichen der Altersgrenze und mangels eines Nachfolgers musste Klaus Willerich 2002 schweren Herzens den Betrieb stilllegen. Bis dahin hatten er und seine Frau Gertrud mit Herzblut die Schmiede geführt und nach und nach in eine Landmaschinenschlosserei umgewandelt.

„Mit der Hochzeit habe ich nicht nur einen Ehemann bekommen, sondern gleich auch noch einen Betrieb und einen Haufen Arbeit“, so Gertrud Willerich schmunzelnd. Denn sie hatte, wie in vielen Handwerksbetrieben üblich, nicht nur die Rechnungen geschrieben, sondern, wenn nötig, auch zugestellt und eingetrieben. „Aber gar nicht so selten blieb auch das Geld aus. Alleine bei einem einzigen Konkurs eines Kunden haben wir 50.000 D-Mark verloren“, schildert Gertrud Willerich. Das musste erst einmal verkraftet werden. „Und wenn’s pressiert hat, bin ich mit unserem Opel Olympia nach Zweibrücken oder nach Kaiserslautern gefahren, um Ersatzteile zu holen. Oder ich habe zusammen mit der Tante Alma (die Schwester von Klaus Willerichs Vater Otto, die mit im Haus wohnte) die Geländer gemenningt“, erzählt Gertrud Willerich. „Und wir haben viele Geländer gemacht“, ergänzt ihr Mann.

200 Jahre Schmiede-Tradition

Überhaupt war das Leben in der Zeit des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg kein Zuckerschlecken. „In der Erntezeit haben die Bauern abends ihre Mähdrescher bei uns abgestellt. Sechs bis sieben Stück waren das manchmal. Die mussten morgens ab 5 Uhr abgeschmiert werden, denn spätestens um halb Neun wurden sie wieder abgeholt“, beschreibt Klaus Willerich das tägliche Leben. Das alles ist seit 20 Jahren Vergangenheit. Heute zeugen noch die Werkstatt und, wenn man von den Besitzern hineingeführt wird, die noch vorhandenen Geräte, Werkzeuge und Ersatzteile von den vergangenen 200 Jahren Schmiede-Tradition.

Klaus Willerich (geboren 1936) schaffte bereits mit 21 Jahren die Meisterprüfung im Schmiede-Handwerk. Im gleichen Jahr, 1957, übernahm er auch den elterlichen Betrieb in der Hauptstuhler Straße. Diesen führte er zusammen mit Ehefrau Gertrud 45 Jahre lang. Der junge Schmiedemeister bildete sich in seinem Handwerk immer weiter fort. So besuchte er die „DEULA“-Schule in Alsenz, die Ausbildungsstätte für Landmaschinen-Mechaniker. Im eigenen Betrieb beschäftigte er in der Regel ein bis zwei „Lehrbuben“ sowie ein oder zwei Gesellen. Die Kundschaft kam aus der gesamten Westpfalz zu ihm nach Hütschenhausen.

Der Autor

Paul Junker, Jahrgang 1952, lebt in Hütschenhausen. Er war von 2009 bis 2017 Landrat des Landkreises Kaiserslautern.

Das Teile-Lager ist immer noch sehr vielfältig : Über 3000 Stücke lagern noch unterm Dach.
Das Teile-Lager ist immer noch sehr vielfältig : Über 3000 Stücke lagern noch unterm Dach.
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