Kreis Kaiserslautern „Die meisten Gärten sind überdüngt“

Der Klimawandel ist in aller Munde und auch den Hobbygärtnern fallen die Veränderungen auf. Doch was können sie tun, damit Nutzgarten und Rasen nicht noch zusätzlich die Umwelt belasten? Gärtnermeisterin Sabine Günther, Leiterin der Stadtgärtnerei Landstuhl, gibt Tipps.

Immer öfter Starkregen, dann wieder lange Trockenphasen – beide Extreme setzen Pflanzen und Boden zu. „Pessimisten neigen dazu, diese Ereignisse als sichere Folge des Klimawandels zu sehen, während sie für Optimisten innerhalb der normalen Bandbreite liegen“, umreißt Günther die Positionen. Problematisch ist beispielsweise, dass hierdurch bedingt vermehrt wärmeliebende Schädlinge, Pilze und verstärkt Fäulnisschäden auftreten. Doch inwieweit kann der Garten klimafreundlich bewirtschaftet werden? Und ist der Grillabend eine Klima-Sünde? Wer sich in Richtung regionaler Produkte und Selbstversorgung bewegt, schlägt einen guten Weg in Richtung Klimaschutz ein. „Dadurch lässt sich der Ausstoß von Kohlendioxid beim Warentransport in die Atmosphäre verringern oder ganz vermeiden“, sagt die Gärtnermeisterin. Denn schließlich sind mit der Ernte von Obst und Gemüse im eigenen Garten nur wenige Schritte verbunden. Allerdings werden Pflanzen, Dünger, Wasser und auch Energie benötigt. „Das sollte man kritisch überprüfen“, legt die Fachfrau Hobbygärtnern ans Herz. „Die meisten Gärten sind statistisch gesehen mit Phosphor und Kali überdüngt“, berichtet sie. Eine Bodenprobe gibt Aufschluss über die enthaltenen Nährstoffe, und der eigene Komposthaufen sorgt dafür, dass der Kreislauf erhalten bleibt. Als Faustformel gilt: drei Liter Kompost auf einen Quadratmeter Fläche ausbringen. Der Baum- und Heckenschnitt lässt sich ebenfalls in Hoch- oder Hügelbeeten verwerten, etwa zum Mulchen von Beerensträuchern und anderen Nährstoffzehrern. Das erspart den Abtransport. Hier hat Günther einen Tipp: Wer in einem Holzgestell daraus ein Polster schichtet und obenauf einen Sack mit Pflanzerde legt, diesen oben kreuzweise einschlitzt und unten Löcher zum Abfließen des Wassers sticht, kann Salat oder Erdbeeren in die Öffnungen setzen. Die Plastikhülle trägt dazu bei, das Substrat feucht zu halten und von der Wärme, die beim Verrotten entsteht, profitieren die Setzlinge. Die Gärtnermeisterin plädiert dafür, sich von einem Bilderbuchrasen zu verabschieden. „Warum muss er akkurat sein?“, fragt sie. Der Trend gehe hin zu extensiven Blumen- und Spielrasen oder Bienenweiden mit trockenheitsverträglichen Saatmischungen. Mit ihnen bleibt der Rasensprenger, der Strom frisst und Trinkwasser verschwendet, aus. Auch der Schnitt ist wiederverwertbar, wenn er nicht zu einem Haufen aufgetürmt wird. Stattdessen kann er um Hecken, Strauchbeeren oder Tomaten ausgebracht werden. Oder er bleibt ganz einfach liegen – dann aber gut zerkleinert. „So bleibt der Nährstoffkreislauf geschlossen und ein zusätzliches Düngen erübrigt sich meist“, sagt sie. Schon bei der Auswahl der Geräte können Gartenfreunde den Umweltschutz im Auge haben. „Man sollte elektrische Sichel- oder Spindelmäher und Mulcher wählen“, verweist sie auf die ökologisch sinnvollere Variante, auch wenn ein häufigeres Mähen erforderlich sei. Zum klimafreundlichen Gärtnern gehört auch die standortgerechte Auswahl der Pflanzen, sonst ist ihre Pflege weitaus aufwendiger und sie sind anfälliger gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Da kommen Hobbygärtner häufig nicht um den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln herum. „Doch Chemie muss nicht sein. Hier können selbst angesetzte Jauchen und Nützlinge diese Aufgabe übernehmen.“ Wer zudem trockenresistente Gräser, Stauden und Sträucher setzt und dazu noch das „weiche“ Regenwasser in Tonnen und Fässern sammelt, senkt seinen Trinkwasserverbrauch um etwa ein Drittel und schont Ressourcen. Wenn dann noch Gartenmöbel oder Terrasse aus heimischen Hölzern gefertigt sind, Sandstein, Bast, Kokosstrick oder Holzpfähle anstelle von Eisen, Drähten und Kunststoff rücken, ist fürs Klima einiges getan. „Dann dürfen Gartenfreunde sich in ihrer Oase ausruhen, vielleicht sogar den Urlaub verbringen und mit gutem Gewissen den Grill in geselliger Runde anzünden.“

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