Enkenbach-Alsenborn Ausstellung und Tag der offenen Tür bei Mennoniten: „Keine abgespaltene Gruppe“

Vorm Gemeindehaus der Mennoniten: Vorsitzende Dora Schmidt und Pastor Rainer Burkart.
Vorm Gemeindehaus der Mennoniten: Vorsitzende Dora Schmidt und Pastor Rainer Burkart.

Die Mennonitengemeinde Enkenbach blickt mit einer Ausstellung auf 500 Jahre Täuferbewegung. Außerdem lädt die – weder abgespaltene noch komische – Gruppe zu einem Tag der offenen Tür ein. Man folge Jesus und biete Verwurzelung und Heimat, berichten Gemeindevertreter.

Mit einer Ausstellung und einem Tag der offenen Tür erinnert die Mennonitengemeinde Enkenbach an die täuferisch-mennonitische Bewegung im Rahmen der Reformation. Von Sonntag bis Samstag, 21. bis 27. April, wird in Schrift und Bild eine Wanderausstellung präsentiert. Einen Tag der offenen Tür mit Musik, Mitmach-Shows, Second-Hand-Modenschau, Kinder-Specials und dem Clown Benji Wiebe gibt es am Samstag, 27. April, von 10 bis 17 Uhr im Gemeindehaus, Heidestraße 2a.

Eröffnen wird die Ausstellung die Leiterin der Mennonitischen Forschungsstelle Weierhof, Astrid von Schlachta, am Sonntag, 21. April, um 17 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes. „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ (1525-2025) heißt das umfassende Motto, das an die reformatorischen Ursprünge erinnern soll. Seit 2020 gibt es dazu jedes Jahr ein Thema. „Gewagt! Mündig leben“, „Gewagt! Gemeinsam leben“, „Gewagt! Konsequent leben“, „Gewagt! Gewaltlos leben“ hieß es in den vergangenen Jahren. „Gewagt! Hoffnung leben“ heißt es dieses Jahr. Die Themeninhalte sollen Vergangenheit reflektieren und für die Zukunft Glaubensperspektiven bieten.

Eine große Gedenkfeier soll dann am 29. Mai 2025 gemeinsam mit der Reformierten Kirche des Kantons Zürich stattfinden. Das liegt daran, dass die erste praktizierte Gläubigentaufe im Kreis ehemaliger Schüler und Freunde des Reformators Ulrich Zwingli am 21. Januar 1525 in Zürich stattfand. Mit der Ausstellung soll an die historische Wende vor 500 Jahren erinnert werden.

Große Gruppe der sogenannten Täufer

Hinter dem Namen „Täufer“ verbarg sich eine große Vielfalt. Dazu gehörten so unterschiedliche Gruppen wie die Mennoniten, Hutterer, Schweizer Brüder, Melchioriten und viele einzelne noch kleinere Gemeinden. Aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder ausgewiesen, fanden sie als Minderheiten Zuflucht in den Niederlanden, in der Kurpfalz, Hessen, Thüringen, Württemberg, Österreich und Mähren. Baptisten, Quäker und Amische gehörten ebenfalls dazu. Was sie verband, war die Ablehnung der Kindertaufe, das Verbot des Waffentragens, Gewaltlosigkeit und ein mündiges autarkes Leben nach biblischen Maßstäben.

Täuferspurentafeln erinnern an die Ansiedlung der ersten Mennoniten in Enkenbach. Drei davon bewirtschafteten im 18. Jahrhundert einen Teil des damaligen Klostergutes. Viele mennonitische Flüchtlinge aus Westpreußen ließen sich dann nach dem Zweiten Weltkrieg hier nieder. Namen wie Weichsel-, Nogat- und Danzigerstraße verweisen noch heute auf deren Herkunft. Keimzelle der mennonitischen Wohnsiedlung war der Bau des Altenheims Friedenshort im Jahr 1950. Weitere Häuser kamen hinzu, die mithilfe junger nordamerikanischer Kriegsdienstverweigerer (Pax Boys) errichtet wurden. Im Jahr 1956 wurde die Mennonitengemeinde Enkenbach gegründet.

Ökumenische Verbundenheit im Dorf

„Das ist schon etwas Besonderes, dass in einem Dorf mehr als zwei Konfessionen vertreten sind,“ stellt Pastor Rainer Burkart fest. Die ökumenische Verbundenheit sei nach anfänglicher Skepsis in den 50er Jahren gewachsen, findet er. „Die Mennoniten sind hier anerkannter Partner.“ Dora Schmidt, Vorsitzende der Mennonitengemeinde, pflichtet ihm bei: „Nichtsdestotrotz finde ich es wichtig, unsere Offenheit darzustellen. Viele Leute wissen, dass die Mennoniten da sind, dass sie einen tollen Chor haben, nett sind. Wer genau wir sind und was wir hier genau machen, das wollen wir mit der Ausstellung und dem Tag der offenen Tür nach außen tragen. Wir sind keine abgespaltene Gruppe, keine komische Gruppe. Wir sind ganz einfach Leute, die Jesus folgen und auch dazu herzlich einladen.“

Während man in der Minderheitenfrage also immer noch gegen Bilder wie jene mit Pferd und Wagen ankämpfe und sich erklären müsse gegenüber Vorstellungen wie „die gehen jeden Sonntag zur Kirche und finden das toll“, überwiege doch die Freude über die funktionierende Jugendarbeit und ein harmonisches Gemeindeleben. 60 bis 100 Gottesdienstbesucher zähle man sonntags, auch aus Hochspeyer, Eisenberg und Umgebung.

„Gruppe bietet Verwurzelung“

„Was Sorge macht, ist der zunehmende Wegzug, beruflich oder familiär. Kirchenaustritte gibt es nur wenige“, konstatiert Burkhart. „Nur manchmal höre ich: ,Wir haben den Glauben verloren.’“ Neun Teenager aus der Gemeinde nehmen mit Kindern aus anderen Mennonitengemeinden an der Glaubensunterweisung teil, die Voraussetzung für die Taufe ist. Sie gestalten die Gottesdienste mit und seien auch sonst aktiv. Das gebe Energie und sei auch für die Jugend wichtig, findet Dora Schmidt. Heimat- und Dazugehörigkeitsgefühl sowie Religion seien auch den Erwachsenen wichtig. „Gruppe bietet Verwurzelung, Glaube bietet Heimat. Heimat braucht der Mensch“, das habe sie selbst erfahren, sagt Schmidt.

Nach dem Weggang des bisherigen Jugendreferenten wird ein neuer Jugendpastor benötigt. Auch ein Nachfolger für Pastor Rainer Burkart, der im niederbayrischen Straubing geboren worden ist, wird demnächst gesucht werden: Seit dem Jahr 2011 ist er in Enkenbach, im nächsten Jahr geht er in Ruhestand.

Info

Gottesdienste, Jugendtreffen, Proben, Aktuelles und weitere Termine gibt es auf www.mennoniten-enkenbach.

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