Kreis Germersheim Zu viel Regen und ein Zugunglück

Katastrophenfall geübt: Um Schautafeln und die Magnetwand im Feuerwehrhaus versammeln sich Gruppen, diskutieren, beratschlagen,
Katastrophenfall geübt: Um Schautafeln und die Magnetwand im Feuerwehrhaus versammeln sich Gruppen, diskutieren, beratschlagen, treffen Entscheidungen.

Was ist zu tun, wenn ein Unglück über die Stadt Wörth hereinbricht? Eine Frage, die die Feuerwehr regelmäßig nicht nur in der Theorie, sondern auch in großangelegten Übungen möglichst praxisnah trainiert. Jedoch nicht nur die diversen Rettungskräfte, sondern auch die Mitarbeiter der städtischen Verwaltung sind im Fall der Fälle gefragt. Deshalb wurde am Freitag und Samstag erstmals gemeinsam geübt.

Angenommen wird ein schlimmes Unwetter, der Heilbach tritt über die Ufer und das Regenrückhaltebecken ist zunehmend belastet. Alt-Wörth muss evakuiert werden, Büchelberg ist von der Außenwelt abgeschnitten. Dazu kommt, dass ein umgestürzter Baum auf den Gleisen einem Zugunfall ausgelöst hat. Verletzt ist niemand, aber um die Fahrgäste muss man sich trotzdem kümmern. Wenn ein so dramatisches Ereignis passiert, sind viele Kräfte – sprich Menschen – gefragt, um schnell einen Überblick der Lage zu bekommen und der Bevölkerung schnellst möglich zu helfen. Dementsprechend hektisches Treiben herrscht im Wörther Feuerwehrhaus. Um Schautafeln und Tische versammeln sich Gruppen, diskutieren, beratschlagen, treffen Entscheidungen. Infos und Anweisungen werden durch den Raum gerufen, in dem die Mitglieder der Feuerwehr und Mitarbeiter der Verwaltung Hand in Hand arbeiten. Auch die Polizei ist vor Ort. Ständig werden die Teams mit neuen Herausforderungen konfrontiert: So ist in Wörth gerade der Strom ausgefallen, die Feldbetten für die Bienwaldhalle, die als Evakuierungszentrum fungiert, müssen organisiert werden und der Bogenschießverein fragt an, ob der dort geplante Wettbewerb denn morgen stattfinden kann. Dazu läuft auch noch die Presse ein, die zügig über die aktuellen Entwicklungen informiert werden möchte und auch die Kommentare auf Facebook – es gibt eine Echtzeit-Simulation – erfordern Aufmerksamkeit, um Falschmeldungen schnell zu entkräften. Das „Drehbuch“ zu dem Szenario, das es in dieser Form in Wörth real noch nicht gab, hat Andreas Schicktanz aus Büchelberg geschrieben und dabei alles minutiös und detailreich geplant. So muss die Führungsstaffel dafür sorgen, dass Batterien für den Betrieb von Radios da sind und die Straßen-Durchsagen in unterschiedliche Sprachen übersetzt werden. Zudem wird ein Wassereinbruch im Supermarkt gemeldet und die Kanalisation ist mittlerweile auch vollgelaufen. Dabei haben immer alle ein Auge auf den aktuellen Niederschlag und die Pegelstände. Eine nicht ganz neue, aber dennoch ungewohnte Herausforderung sei der Umgang mit den sozialen Medien, erläutert der Feuerwehr-Pressesprecher Stephan Rabenschlag. Ein Kollege simuliert die Kommentare, die von allgemeinen Info-Anfragen - Wo kann ich meine Verwandten abholen? - bis zu „Fake News“ reichen: Die dringend benötigten Sandsäcke werden angeblich genutzt, um das Haus des Bürgermeisters vor den herannahenden Fluten zu schützen. „Diese Übung ist natürlich sehr gut, da wir die Abläufe einfach mal konkret durchspielen können“, sagt Bürgermeister Dennis Nitsche (SPD). Vor allem der Informationsfluss, die Abstimmung untereinander und die Kommunikation müssen bei einem Ernstfall stimmen. Da spielen auch scheinbare Kleinigkeiten wie korrekte Handynummern und Erreichbarkeiten im Vertretungsfall eine Rolle. Für ihn, die Abteilungsleiter und Mitarbeiter der zuständigen Sachgebiete eine erkenntnisreiche Übung. Ebenso für die Feuerwehrleute, wie Wehrleiter Jürgen Stephany bestätigt. Bei der gemeinsamen Lagebesprechung am Sonntagmittag gibt es dann endlich gute Neuigkeiten: Es hat aufgehört zu regnen und die Pegelstände im Heilbach sinken langsam. Draußen im wirklichen Leben scheint sogar die Sonne.

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