Kreis Germersheim Wochen-Spitzen:

Das kleine gallische Dorf, das sich gegen jeden (römischen) Zeitgeist stellt, hat es dank seiner Helden Asterix und Obelix zu großer Berühmtheit gebracht und erfreut sich vieler Sympathien. Sich gegen den Zeitgeist stellen, könnte vielleicht auch der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister Sympathien bringen, mag man im Germersheimer Stadthaus gedacht haben. Jedenfalls sucht die Stadt einen Feuerwehrgerätewart (warum eigentlich keine Feuerwehrgerätewartin?), der aber genau das nicht tun soll, was dem Zeitgeist entsprechend gang und gäbe ist: sich online bewerben. Gesucht wird ein erfahrener Feuerwehrmann mit handwerklicher Qualifikation und Führerschein. Diese Qualifikation soll der Feuerwehrmann – wir unterstellen hier mal, dass es auch eine Feuerwehrfrau sein darf – mit aussagefähigen Bewerbungsunterlagen an Bürgermeister Marcus Schaile belegen. Aber bitte nicht online. Das ist zwar gegen den Zeitgeist, aber irgendwie sympathisch. Oder doch nur hinterhergehinkt? Wie kommen die jungen Triebe der Schwarznussbäume an Stellen im Wald, an denen weit und breit kein fruchttragender Schwarznussbaum zu sehen ist? Die Fortpflanzungstheorie der Schwarznuss beschäftigte, wenn auch kurz, die Experten beim Auen Forum in Hördt. Die Dinger sind schließlich so hart, dass Nussknacker daran zerbrechen. Für die Förster indes war klar, dass es doch den ein oder anderen Kiefer im Wald gibt, der diese Nüsse knackt. Und Eichhörnchen schleifen sowieso alles nussige durch die Gegend, so dass denen sicherlich auch eine Rolle bei der Verbreitung der Schwarznussbäumchen zuzuschreiben ist. Freudig nahm Hans Jochen Meyer-Ravenstein von der Interessengemeinschaft Nuss diese Nachricht auf. Bisher fühlte er sich nämlich als einsamer Schwarznuss-Geburtshelfer. „Ich mache bei jedem Waldspaziergang die Hosentaschen voll und verteile die Nüsse dann an andern Orten“, erzählte er – sichtlich erfreut, diesen Job nun doch nicht alleine machen zu müssen. Es geht das Gerücht, dass schon vor Jahrzehnten in einem Büro des Bauamtes der Kreisverwaltung eine Landkarte an der Wand hing, über und über voll mit roten Fähnchen. Jedes davon soll eine amtsbekannte Bausünde markiert haben – die bis heute nicht geahndet ist. Warum, so mag sich der jeweilige Amtsleiter gedacht haben, soll ich mir politisch eine blutige Nase holen wegen der Versäumnisse des Vorgängers. Der hat schließlich auch keine Abrissverfügungen unterschrieben. So geht das, glaubt man dem Gerücht, seit Landratsgenerationen. Und Bausünden vom Wohnblock über das Gartenhäuschen bis zu Holzstapel und Pferdeweide kassieren, wenn überhaupt, eher symbolische Strafen. Jetzt aber ist die Kreisverwaltung in die Offensive gegangen und hat illegalen Holzstapeln, Gartenhäuschen und Pferdeweiden den Kampf angesagt. Nicht ohne die Ankündigung, unter gewissen Voraussetzungen doch ein Auge zuzudrücken. Aber grundsätzlich droht der Abriss. Wahrscheinlich überließ der sonst so volksnahe Landrat Fritz Brechtel deshalb bei der Bürgerversammlung die Präsenz gerne seinem Beigeordneten Michael Braun. Der hat als Lehrer ja auch den Umgang mit renitenten Schülern gelernt. Da sollte es auch mit aufmüpfigen Holzstaplern, Pferdehaltern und Gartenhäuschenbauern keine Probleme geben. Wie man hört, war es tatsächlich verhältnismäßig ruhig, bei der Versammlung. Ein ruhiges Wochenende! Thomas Fehr

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