Kreis Germersheim Wo die Eiche sich mit der Kiefer streitet

Schüler der Tullaschule Maximiliansau bestimmen Bäume.
Schüler der Tullaschule Maximiliansau bestimmen Bäume.

381 Drittklässler aus 21 Schulklassen sind unterwegs, um das Stadion und im Bienwald mehr über den Lebensraum Wald zu erfahren. Sie kommen aus Kandel, Berg, Freckenfeld oder Maximiliansau und beweisen bei den Waldjugendspielen die ungebremste Popularität der Natur in dieser Altersstufe.

Dieser Anpfiff hat sich gewaschen. Drei jugendliche Mopedfahrer glauben, den Verpflegungsbereich hinter der Tribüne mit Maximalgeschwindigkeit passieren zu können. Ihre Gedankenlosigkeit ist kein Einzelfall. In Höhe des Kletterparks verwechseln auch Autofahrer die schmale Straße mit dem Nürburgring. Dass dort Kinder auf ihrem Parcours den Weg queren, scheint sie nicht zu interessieren. Bernd Müller ist Revierförster in Kandel und der Hauptverantwortliche für das Großereignis der Waldjugendspiele. „Wenn Sie sich heute mit 20- oder 25-Jährigen unterhalten, dann erzählen die immer noch mit großer Begeisterung von ihren Waldjugendspielen“, sagt er stolz. Und einige von ihnen kommen ein paar Jahre später nicht nur als Schulpraktikanten wieder, sondern studieren am Ende sogar Forstwirtschaft. Wer will sich also an so einem schönen Tag und bei tollen Erlebnissen über Raser aufregen? Müller weiß, dass sich die 14 Tage Vorbereitungsarbeiten wieder gelohnt haben. Seit 1991 organisiert er dieses Ereignis. „Grundsätzlich ist alles viel professioneller geworden“, sagt er. Ursprünglich waren noch Siebtklässler dabei, doch als deren Teilnehmerzahlen immer geringer wurden, habe man sich ganz auf die noch jüngeren konzentriert: „Die sind für das Thema Wald ganz einfach noch empfänglicher und aufgeschlossener.“ Rund 50 Helfer sind dabei, um die Schülermassen zu begleiten und die Themenstationen auf den beiden Laufstrecken zu besetzen. Landesweit sind in diesen Tagen sagenhafte 17.000 Schüler unterwegs, um sich den Aufgaben zum Thema Nachhaltigkeit zu stellen. Es geht um Waldbäume, Nachhaltigkeit oder Wildtiere. Da es so viele Teilnehmer gibt, haben Müller und sein Team gleich zwei Parcours aufgebaut. Alles ist gerichtet und im Verpflegungsbereich dürfen sich die Kinder auch auf Bratwürste, Kuchen und Limonade freuen. Doch noch ist es nicht so weit. „Die machen alle fleißig mit und sind sehr motiviert bei der Sache, eine hohe Punktezahl zu ergattern“, lobt Joachim Bareiß von der Forstverwaltung Neustadt. Er begleitet eine Klasse als Forstpate. Jetzt stehen alle vor den geschlossenen Fühlkästen, wo Zweige, Holz oder Baumzapfen ertastet werden müssen. Die Kinder sind erstaunlich erfolgreich. Auf der Station zuvor waren sie mit einem lockeren Spiel darauf vorbereitet worden. Dort gab sich Roland Scherrer vom Forstamt Kandel alle Mühe, das übereifrige Durcheinander zu ordnen: „Die Eiche streitet sich mit der Kiefer, ja wo gibt’s denn sowas“, beruhigt er die mit großen Zweigen wedelnden Schüler. An der Station, wo die Aufgaben des Waldes erkundet werden sollen, gehen die Antworten in bisweilen kunterbunte Richtungen, ehe der Förster zufrieden ist. „Die Bäume machen das Wasser“, flötet es da schon mal aus der Gruppe. Spektakulär wird es dann beim Thema Wildtiere. Schon aus der Distanz erspähen die Schüler Pfoten und Geweihe, die Aufregung ist groß: „Ist das ein echter?“, aber auch: „Wir machen Bio, cool, endlich mal eine Biologiestunde!“ Nur mit Mühe kann die Lehrerin einen Halbkreis um den Stand bilden. Die Antwort, dass alle Objekte von totgefahrenen Tieren stammen, lässt die Gruppe entsetzt aufstöhnen. Alles wird beantwortet und kein Kind bloß gestellt, selbst wenn es manchmal ein wenig durcheinander geht und ein Dachs schon einmal mit einem Stinktier verwechselt wird. Auch bei der Station von Johannes Becker vom Forstamt Kandel ist eine Menge Tumult. Aber dennoch gelingt es ihm, den Schülern mit einem intelligenten und lustigen Mitmachspiel das Thema Nachhaltigkeit zu vermitteln. Da werden Kinder als leibhaftige Bäume umgesägt, um dann von Klassenkameraden wieder ersetzt zu werden. „Hat sich der Wald verändert? Nein! Er ist alles Erholungsraum für den Menschen und als Lebensraum für die Tiere erhalten worden, auch wenn wir viel Holz bekommen haben“, erklärt er. Und alle Kinder haben verstanden. Gegen Mittag sind alle Stationen erlaufen und Hunger wie Durst gestillt. Auf den ersten Plätzen landen die Grundschule Neupotz sowie die 3d aus Kandel. Zweiter werden die 3b aus Steinfeld und die 3a aus Steinweiler., während sich die Schüler der Grundschule Kuhardt gemeinsam mit der 3c aus Jockgrim über den 3. Platz freuen dürfen. Sie alle erhalten Preise der Sparkasse und vom Kletterpark .

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