Kreis Germersheim Weißes Gold vom Meeresgrund

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Er sammelt historisches China-Porzellan und hat sich auf Stücke spezialisiert, die aus Wracks gesunkener Schiffe vom Meeresgrund geborgen wurden: Wolfgang Nolting, Diplom-Kaufmann im Ruhestand, aus Jockgrim. Zehn historisch bedeutsame Exponate hat der 66-Jährige jetzt der Stiftung Leuchtenburg in Seitenroda (Thüringen) zum Geschenk gemacht, für deren Dauerausstellung „Porzellan-Welten“, die die Geschichte des „weißen Goldes“ dokumentiert.

„Ich hatte in der Zeitung gelesen, dass Hollywoodstar Kevin Costner der Stiftung im letzten Jahr eine kleine Porzellan-Schale aus der Zeit der Ming-Dynastie, die von 1386 bis 1644 im Kaiserreich China herrschte, übergeben hat und das Stück aus dem Wrack eines 1558 vor der Küste von Mosambik gesunkenen Schiffes stammte“, erzählt Nolting. „Da habe ich mir gedacht: Das kann ich noch toppen, zumal sich hinter meinen Sammler-Stücken besonders aufregende Geschichten verbergen, die man den Besuchern zählen kann.“ So stammt zum Beispiel eine chinesische Schale mit Unterglasmalerei, die Wolfgang Nolting der Stiftung übergeben hat, aus dem Bauch einer arabischen Dau, die um das Jahr 830 vor der indonesischen Insel Belitung gesunken ist. Das Handelsschiff hatte 60 000 Stück kaltgebrannte Changsha-Ware an Bord, die 1999 geborgen werden konnte. Der Fund gilt als der bisher älteste von chinesischer Keramik in einem Schiffswrack. Eine weitere Schale und drei Teller sind Schätze aus dem Wrack der Übersee-Dschunke „Tek Sing“ Das Schiff – beladen mit rund 1000 Tonnen China-Porzellan – war 1822 im Südchinesischen Meer auf ein Riff gelaufen und gesunken. Bei der Schiffskatastrophe kamen 1600 Menschen ums Leben – mehr als beim Untergang der „Titanic“. Der in England geborene Schatztaucher Michael Hatcher hat das Wrack 1999 geortet und über 350 000 Porzellan-Gegenstände aus dem Meer geholt. Sie wurden im Jahr 2000 auf der größten Porzellan-Versteigerung der Welt in Stuttgart zu Geld gemacht. „Wir freuen uns riesig über die unverhoffte Schenkung und sind dem Sammler sehr dankbar“, sagt Historikerin Dr. Ulrike Kaiser, Direktorin der Stiftung Leuchtenburg. „Die Stücke haben einen lückenlosen Herkunftsnachweis und sind eine wunderbare Ergänzung unserer bereits bestehenden Präsentation zum Thema Porzellan-Bergung vom Meeresgrund.“ Die Trennung von seinen wertvollen Sammler-Stücken ist Wolfgang Nolting nach eigenen Angaben übrigens nicht schwer gefallen. „Wenn ich Sehnsucht nach ihnen habe, kann ich sie mir ja künftig auf der Leuchtenburg anschauen“, sagt der Experte für China-Porzellan lachen. „Mein Bruder, den ich regelmäßig besuche, lebt nämlich in Thüringen, und zwar ganz in der Nähe.“ Info www.leuchtenburg.de

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