Kreis Germersheim Wallfahrt im Namen des Vaters, des ...

An der Knittelsheimer Mühle: Die Wallfahrer aus der Südpfalz-Kaserne, angeführt vom katholischen Militärseelsorger Matthias Orth
An der Knittelsheimer Mühle: Die Wallfahrer aus der Südpfalz-Kaserne, angeführt vom katholischen Militärseelsorger Matthias Orth (Bildmitte), treffen die Wallfahrer aus den Südpfalzwerkstätten.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes machen sich am Mittwochmorgen rund 50 Soldaten und Zivilisten in Germersheim auf zur Wallfahrt. Zunächst trifft man sich um 7.30 Uhr in der Südpfalz-Kaserne zur Morgendandacht. Der katholische Militärseelsorger Matthias Ort liest den Psalm „Wallfahrt nach Jerusalem“ vor. Dabei geht es nur zur Schönstattkapelle nach Herxheim. „Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern“, heißt es in dem Psalm. Für den Weg dorthin erhalten alle Wallfahrer ein gesegnetes kleines Holzkreuz um den Hals gehängt. Mit der Fahne voran geht es zunächst zum Bus, der die Gruppe nach Bellheim bringt, wo sie nahe des neuen Reifenlagers in den Wald läuft. Militärarzt Michael Rosner ist schon zum zweiten Mal dabei, auch um den Kontakt zur Truppe zu halten. Er hält die Wallfahrt für eine schöne Aktion. „Die Bundeswehr zeigt sich in Verbindung mit einer sozialen Aktion. Das ist auch eine schöne Werbung.“ Langsam wird es warm. Die Fahnenträgerin übergibt die Fahne kurz an eine Begleiterin. „Wird sie schon zu schwer?“, fragt einer. „Nein, sie hat sich nur gerade ihre Kopfbedeckung gerichtet“, entgegnet die Begleiterin und lächelt zurück. Erste Rast am Bellheimer Kriegerdenkmal. „Nun danket alle Gott“ wird gesungen. Orth bezeichnet es als ideal, wenn die Menschen in Frieden und zufrieden miteinander leben, egal woher sie kommen, ob sie behindert sind oder nicht. Weiter geht’s zur Knittelsheimer Mühle, wo kühle Getränke warten. Hier trifft man wie geplant über 70 behinderte und nicht behinderte Menschen aus den Südpfalz-Werkstätten in Wörth, Offenbach und Herxheim. Kommandeur Maximilian Olboeter lobt, dass behinderte Menschen mitgehen. Denn seit den Kampfeinsätzen „sind Menschen mit gesundheitlichen Problemen auch ein Thema für die Bundeswehr“. Der Tross zieht gemeinsam weiter. Knittelsheimer und Wallfahrer grüßen sich und winken. Der Gollenberg wird erklommen. Kein Baum, kein Schatten. Die einheizende Sonne setzt zunehmend die körpereigene Kühlung in Gang. Hauptmann Josef Vollmer erzählt, dass vor Jahren ein Wallfahrer zwar auf dem Gollenberg seine Schuhsohlen verloren hat, aber trotzdem, wenn auch mit Blasen an den Füßen, bis nach Herxheim durchgelaufen ist. – Blasen hatten am Ende wenige, einer setzte sich wegen Knieproblemen ins Begleitfahrzeug. – Liefen bei der ersten Wallfahrt nur zehn, elf Leute mit, wurden es danach immer mehr. Aber noch nie waren es so viele wie heute, bei der Neunten. Sicherheitshalber laufen 15 Schüler der DRK-Landesschule Baden-Württemberg mit, die sich zum Notfallsanitäter ausbilden lassen. Einer von ihnen ist Stabsunteroffizier Lee Mai. Unterwegs wollen Südpfalz-Werkstättler wissen, was er in seinem kleinen Rucksack hat. „Marschverpflegung.“ Groß werden deren Augen als er erwähnt, dass sein großer Rucksack mit Marschgepäck 30 bis 35 Kilo wiegt. Mai erzählt, dass er eine behinderte Cousine hat. „Das ist ein Teil meines Lebens, ein ganz normaler Mensch für mich. Mir macht das Ganze hier viel Spaß.“ Für Birgit Dörzapf aus Rülzheim, die mit ihrem Mann Hans und Hund Dusty mitläuft, ist das Ganze eine „schöne Erfahrung“. Südpfalz-Werkstatt-Geschäftsführerin Marina Hoffmann empfindet es als positiv, „dass man mal nicht nur die Uniform sieht, sondern auch den Menschen darin kennenlernt“. Rast unter Bäumen am Wegkreuz kurz vor Herxheim: Wieder verteilen Soldaten kühle Getränke. Nach dem Lied „Gott liebt diese Welt“ und nachdem sich Orth vergewissert hat: „Seid ihr alle gut drauf?“ Und ihm ein vielstimmiges „Jaaaa!“ entgegenschallt, geht es auf die letzte Etappe. Andreas Knieriem und seinem Südpfalz-Werkstatt-Kollegen Rudolf Keiber gefällt die Wanderung, obwohl Letzterer lieber Rad fährt. Dennis Nickola läuft im Uniformhemd mit; er wäre gern Soldat geworden. „Ich finde gut, was die tun, um Schaden von uns abzuhalten.“ Nach 10 beziehungsweise 16 Kilometer Fußweg Ankunft am Ziel um kurz nach Zwölf. Mittagessen. Es gibt unter anderem Gulasch. Das wird an Tischen vor der Kapelle verzehrt oder im Sitzen unter Bäumen. Nach einem Feldgottesdienst wird noch gespielt, wozu die angehenden Notfallsanitäter einen Parcours unter anderem mit Verbandsstation und Pfeilwerfen aufgebaut haben, der begeistert angenommen wird. Plötzlich wird der vielstimmige Ruf nach Jürgen laut. „Den kennt jeder. Der hat vorhin die Müsliriegel verteilt“, meint eine junge Frau. Oberstabsfeldwebel Jürgen Mießeler, der Organisator der Wallfahrt, taucht auf und übergibt Hoffmann die von den Soldaten in der Kaserne gespendeten 300 Euro für die Südpfalz-Werkstätten. Dann heißt es Abschied nehmen. „Tschüss, es hat mich gefreut sie kennengelernt zu haben“, sagt ein junger Mann mit Handicap auf dem Weg zum Bus zu einem Soldaten.

Auf dem Gollenberg kurz vor dem Ziel: Pause im Schatten der Bäume und des Wegkreuzes.
Auf dem Gollenberg kurz vor dem Ziel: Pause im Schatten der Bäume und des Wegkreuzes.
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