Kreis Germersheim „Treff muss sich Lebenswelt der Jugend anpassen“

Wird von fünf bis sieben Jungs regelmäßig besucht: das Jugendhaus am Kerweplatz in Schwegenheim.
Wird von fünf bis sieben Jungs regelmäßig besucht: das Jugendhaus am Kerweplatz in Schwegenheim.

Das Jugendhaus und die Jugendarbeit in Schwegenheim sind bei der Jugendausschusssitzung am Dienstagabend diskutiert worden. Die Einberufung des Gremiums hatte die FWG beantragt. Sie wollte über das Konzept informiert werden.

Wie berichtet, hatte die FWG moniert, dass ein von ihr geforderter Bericht über das Jugendhaus zweimal abgesagt worden sei. Und Bürger über Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz berichtet hätten. Verantwortliche des Jugendhauses hatten diesen Vorwurf zurückgewiesen (wir berichteten). Holger Hellmann (FWG) informierte am Dienstag, dass für die Jugendarbeit jährlich 20.000 Euro im Etat stünden: „Das müssen wir rechtfertigen.“ Hinter dem FWG-Antrag stehe „kein Angriff“. Bei der Sitzung waren neben Jugendpflegerin Traudel Siegfarth alle vier Jugendbetreuer anwesend. Jugendhaus-Leiterin Laura Wick, die für die SPD im Ausschuss sitzt, sagte auf Nachfrage, dass fünf bis sieben Jungs regelmäßig kämen. „Sehr schwer“ sei es aber, Mädchen zu werben. Holger Hellmann regte an, die Altersgrenze zu senken, um für mehr Zuspruch zu sorgen. Heinz Lischer (FWG) kritisierte, dass das Jugendhaus „öfter zu hat“. Manchmal seien „Betreuer ganz alleine vor Ort“. Siegfarths Angaben zufolge gibt es „in allen Treffs im Kreis Fluktuationen“. Lischer ist zudem aufgefallen, dass drei von vier Besuchern mit dem Auto kämen. Laura Wick verneinte das – und hielt es für nicht schlimm, wenn 18-/19-Jährige das Auto nutzten. „Können wir in Schwegenheim nicht mal stolz sein auf Einrichtungen, die wir haben?“, fragte Ortsbürgermeister Peter Goldschmidt (SPD). Er kritisierte, dass „immer etwas schlechtgeredet“ werde. Goldschmidt, der Lischer einmal verwarnte und eine „sachliche Diskussion“ forderte, sagte: „Ich bin froh, dass wir das Jugendhaus haben.“ Und: „Die Jugendlichen sitzen nicht auf der Anklagebank.“ Zudem sei die Ausschusssitzung „kein Kreuzverhör“. Marliese Lischer (CDU), die – wie berichtet – von Goldschmidt Hausverbot fürs Jugendhaus erteilt bekam, kritisierte, dass im Treff Shisha, also Wasserpfeife, geraucht werde. „Das finde ich auch nicht optimal“, so Siegfarth. „Rauchen ist im Jugendhaus untersagt“, sagte Goldschmidt. Beigeordneter Jürgen Wolff (CDU) wünschte sich, dass die Betreuer Fortbildungen besuchten. „Wenn wir höhere Erwartungen haben, müssen wir überlegen, was wir investieren“, sagte Anne Jäger (SPD). Mit 20.000 Euro seien keine pädagogischen Stellen zu schaffen. Goldschmidt fügte an: „Wir achten darauf, dass jeder Betreuer die Jugendleitercard erwirbt.“ Wolff hatte im Haupt- und Finanzausschuss von einer Silvesterparty im Jugendhaus berichtet. Nun stellte sich heraus, dass es keine öffentliche Feier des Jugendhauses, sondern eine private war – und deshalb auch Alkohol getrunken wurde. Wolff erzählte zudem, dass ein Jugendlicher, der stark alkoholisiert vom Reitverein gekommen sei, im Jugendhaus gefragt habe, ob ihn jemand nach Hause fahre – ohne Erfolg. „Davon haben wir nichts mitbekommen. Wieso ist er nicht beim Reitverein geblieben?“, fragte ein Betreuer in der Sitzung. Auf die Frage von Holger Hellmann, ob es eine Hausordnung gebe, sagte Siegfarth: „Keine schriftliche. Jeder weiß aber, was das Jugendschutzgesetz bedeutet.“ Hellmann forderte „eine klare Hausordnung“, die Alkohol und Rauchen verbiete. Goldschmidt sagte, dass er nichts dagegen habe, wenn sich Betreuer außerhalb der Öffnungszeiten im Jugendhaus träfen und Bier tränken. Beigeordneter Bodo Lutzke (FWG) betonte, dass Jugendbetreuer Vorbildfunktion hätten: Auch wenn sie erwachsen seien, sollten sie daher im Jugendhaus auf Alkohol und Zigaretten verzichten – und keine entsprechenden Fotos ins Netz stellen: „Das kommt nicht gut in der Bevölkerung an.“ Lutzke regte an, Jugendliche über die Einrichtung mit Flugblättern zu informieren. Dirk Pramschiefer (SPD) ist froh, dass sich Betreuer um den Treff kümmern. Sein Kommentar in Richtung FWG/CDU: „Echt schwach!“ Weiter sagte er: „Die Prävention von Jugendarbeit wird wohl keiner in Abrede stellen.“ Und: „Viele Gemeinden wären froh, sie hätten so etwas.“ Pramschiefer räumte ein, dass „die Raucherei unschön“ sei. Für Anne Jäger ist es ebenfalls „nicht selbstverständlich, dass sich Leute engagieren“. Der Treff müsse sich an die Lebenswelt der Jugendlichen anpassen: „Wenn ich zu rigoros bin, kommen die Jugendlichen nicht mehr. Und die, die ich ansprechen muss, kriege ich nicht.“ Öffnungszeiten Montags und mittwochs jeweils von 17 bis 21 Uhr (Betreuer: Annika Kramer, Devran Günes), donnerstags von 16 bis 20 Uhr (Laura Wick) und freitags von 17.30 bis 21 Uhr (Manuel Hermann).

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