Kreis Germersheim Schlagader für Wirtschaftswachstum

Germersheim. Beim Goethe-Forum (siehe: Zur Sache) sprach Professor Dr. Peter Kupfer, ehemaliger Leiter des Arbeitsbereiches Chinesische Sprache und Kultur und Dekan am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Gutenberg-Universität in Germersheim über seine Forschungsreise entlang der Seidenstraße, durch Osteuropa, den Nahen Osten und Zentralasien bis zur chinesischen Westgrenze im Jahr 2008. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Stephanie Mohr sprach mit dem China-Experten über den aktuellen Prozess der neuen Seidenstraßen-Politik.

Im September 2013 verkündete der chinesische Staatspräsident Xi Jinping offiziell das Projekt der „Neuen Seidenstraße“ als künftigen Schwerpunkt der Außenpolitik Chinas. Was hat sich seitdem verändert?

Kupfer: Neben der traditionellen, kontinentalen Seidenstraße gibt es auch die „Maritime Seidenstraße“. Das ist der Seeweg über Südostasien durch den Indischen Ozean bis Afrika und Europa. Insgesamt sollen mehr als 60 Anrainerstaaten mit nahezu zwei Dritteln der Weltbevölkerung in das Projekt einbezogen werden. Bis Ende des Jahres ist die Gründung einer asiatischen Infrastruktur-Investment-Bank geplant, der sich bereits über 40 Länder angeschlossen haben, darunter die meisten großen europäischen Staaten, auch Deutschland. Von dieser Bank und einem Seidenstraßen-Fond soll der Bau von Straßen, Güterverkehr, Hochgeschwindigkeitszügen, Öl- und Erdgaspipelines, Telekommunikationsverbindungen oder etwa Häfen über den gesamten eurasischen Kontinent finanziert werden. Wie sind die Reaktionen auf Chinas „Neue Seidenstraßen“-Politik? Kupfer: China betont immer wieder den kooperativen und Frieden fördernden Charakter seiner Politik, basierend auf den Prinzipien völliger Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens aller Mitgliedsstaaten ohne jegliche Dominanz irgendeiner Macht. Bislang hat dieses Projekt, außer in den USA, Russland und Chinas Nachbarstaaten, im Wesentlichen positives Echo hervorgerufen. Bringt die neue Politik China den erhofften Wohlstand? Kupfer: Trotz aller gegenwärtigen und noch bevorstehenden Probleme ist anzuerkennen, dass China es in den letzten Jahrzehnten in historisch beispielloser Weise geschafft hat, seine Bevölkerung auf den Weg des Wohlstands zu führen. Zwangläufig ruft dies in der Welt nicht nur Bewunderung, sondern auch Neid und Missgunst hervor. Das war schon beim Beginn der Öffnungspolitik in den 1980er Jahren so. Damals gab es nicht allzu viele Optimisten unter den internationalen Beobachtern. Heute, beim Aufbruch in die Außenpolitik einer „Neuen Seidenstraße“ sind zwangläufig ebenfalls viele Bedenken und Einwände zu vernehmen. Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach Kashgar?“ Kupfer: Kashgar spielt seit Jahrtausenden eine Schlüsselrolle als der vielleicht wichtigste Kreuzungspunkt der Reise- und Handelswege in alle Richtungen und auch als einzigartige Drehscheibe des Kulturaustausches und der Völkerverständigung. Von hier aus hat sich zum Beispiel vor 2000 Jahren der aus Indien kommende Buddhismus nach China und Ostasien verbreitet. (smoh)

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