Schwegenheim RHEINPFALZ-Redaktion vor Ort: Zurück auf Tuchfühlung

Im Gespräch mit den Lesern Rolf Fessenmayr und Holger Hellmann (rechts): die RHEINPFALZ-Redakteure Nadine Klose und Timo Leszins
Im Gespräch mit den Lesern Rolf Fessenmayr und Holger Hellmann (rechts): die RHEINPFALZ-Redakteure Nadine Klose und Timo Leszinski (im Hintergrund).

Corona hat es den RHEINPFALZ- Redakteuren lange Zeit schwer gemacht, mit den Lesern persönlich in Kontakt zu treten. Umso größer war die Vorfreude auf die erste „Redaktion vor Ort“ in diesem Jahr vor dem Rewe-Markt in Schwegenheim. Etliche treue Leser schauten vorbei und berichteten Interessantes, Amüsantes, aber auch Empörendes.

Landwirt Holger Hellmann hat eigentlich auf seinen Feldern genug zu tun – es laufen die letzten Tage der Spargelernte. Dennoch nimmt sich der Schwegenheimer Erste Beigeordnete Zeit für einen Besuch bei der RHEINPFALZ-Redaktion. In seinem politisches Ehrenamt treiben den FWG-Mann momentan zwei Themen besonders um: Da wären zum einen die wilden Müllablagerungen, insbesondere am Mitfahrerparkplatz, die es seiner Beobachtung nach immer häufiger gibt. „Mittlerweile haben wir das nicht mehr wöchentlich, sondern fast täglich“, sagt er. Zum anderen haben sich Befürchtungen bewahrheitet, welche die Ortsgemeinde vor dem Umbau des alten Penny-Markts zu einer Event-Halle hatte. Nächtlicher Lärm bringt die Anwohner um den Schlaf. „Die vergangenen drei Wochenenden war jedes Mal die Polizei da“, berichtet Hellmann. Nun soll es ein Gespräch mit dem Betreiber und dem Ordnungsamt geben.

Was seinen landwirtschaftlichen Betrieb angeht, so hat Hellmann beobachtet, dass die Verbraucher zurückhaltender sind. Aber im Großen und Ganzen ist er zufrieden. Ernte vernichten, so wie einige seiner Kollegen, musste der Landwirt bislang nicht. Allerdings sehnt er den Regen herbei, denn sonst seien zum Beispiel beim Weizen Ernteausfälle zu befürchten.

Fehlender Regen ein Thema

Die Trockenheit beschäftigt auch Gerhard Horter, der kurz darauf an den Stand der RHEINPFALZ-Redaktion kommt. Der Vorsitzende des Schwegenheimer Obst- und Gartenbauvereins geht derzeit jeden zweiten Tag zum Gießen in den Kräutergarten am Ortsrand. Stolz ist Horter, dass der Verein zuletzt rund 25 neue Mitglieder gewinnen konnte. „Wir haben unser Durchschnittsalter um 20 Jahre verjüngt“, sagt er. Horter ist froh, dass der Verein dieses Jahr wieder sein Gartenfest veranstalten kann. Auch beim Tag der offenen Gartentür will er wieder dabei sein. Im kommenden Jahr will der 79-Jährige, der seit 23 Jahren dem Verein vorsteht, sein Amt abgeben. „Ich bin überzeugt, dass sich ein Nachfolger findet“, ist er zuversichtlich.

Hiltrud Dietrich ist seit 50 Jahren RHEINPFALZ-Abonnentin. Mit dem Inhalt ist die Lingenfelderin ebenso zufrieden wie mit der Zustellung. Kürzlich sei die Zeitung einmal nicht gebracht worden. Ein Anruf im Service-Center förderte den Grund zutage: Der Zusteller war erkrankt. Doch bis 10 Uhr sei die aktuelle Ausgabe nachgeliefert worden. Machtlos ist der Verlag allerdings bei einem anderen Fall, den Dietrich schildert: „Neulich habe ich früh morgens jemanden gesehen, der die Zeitung aus dem Briefkasten genommen hat“, erzählt sie. Im Schlafanzug sei sie der Frau hinterher und habe sie zur Rede gestellt. Mit Erfolg: Hiltrud Dietrich bekam ihre RHEINPFALZ zurück. Wie Dietrich aus Lingenfeld kommt auch eine weitere Abonnentin, die der Redaktion einen Besuch abstattete. Die 70-Jährige möchte ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, verrät aber zumindest, was sie in ihrem Wohnort stört: Der Durchgangsverkehr sei insbesondere in der Ortsmitte schlimm. „Die Kinder tun mir leid, die kommen kaum über die Straße“, sagt sie.

Liebe zu Spanien

Angelika Brückner kommt aus Harthausen und ist besonders interessiert am Kulturteil der RHEINPFALZ, denn Brückner ist selbst Künstlerin und hat auch schon im Harthausener Tabakschuppen ausgestellt. In den Urlaub in Bad Griesbach bei Passau lässt sie sich die Zeitung regelmäßig nachschicken. Brückner ist überzeugte Print-Leserin. „Ich will was unterstreichen oder ausschneiden“, sagt sie. Die gebürtige Düsseldorferin lebt schon lange in Harthausen – und möchte dort auch nicht mehr weg. „Die Leute haben mich so ins Herz geschlossen“, schwärmt sie. Den Pfälzer Dialekt spricht sie zwar nicht, versteht ihn aber perfekt – weshalb sie auch gerne Mundart-Theater in der Umgebung besucht. Außer für die Pfalz schlägt ihr Herz für Spanien: Angelika Brückner ist begeisterte Flamenco-Tänzerin.

Haben viel zu erzählen: Hiltrud Dietrich (vorne links) und Jürgen Wolff.
Haben viel zu erzählen: Hiltrud Dietrich (vorne links) und Jürgen Wolff.

Rolf Fessenmayrs Liebe gilt dagegen der Historie. Der Schwegenheimer Ehrenbürger verwaltet das Archiv der Ortsgemeinde und freut sich darauf, wenn die Bürger wieder zusammenkommen können. Der nächste Anlass ist das Sommerfest vom 17. bis 19. Juni rund um den Kerweplatz. Das werde auch den persönlichen Umgang fördern, der sich nach Fessenmayrs Ansicht in den vergangenen Jahren verändert habe. Er spricht von der „Facebook-Mentalität“ und meint damit, auf der Internetplattform andere zu beleidigen. „Wenn diese Personen demjenigen persönlich gegenüberstehen, würden sie das nie machen“, ist Fessenmayr überzeugt. Bevor sich der 87-Jährige mit seinem Fahrrad – „damit schule ich mein Gleichgewicht“ – auf den Heimweg macht, erwähnt er mit einem Augenzwinkern noch, dass der Termin für die RHEINPFALZ-Aktion nicht ganz günstig gewählt sei. Denn zur Stunde laufe die Fernsehübertragung der Militärparade zu Ehren der Queen. Das mehrstündige Ereignis aus der britischen Hauptstadt anlässlich des 96. Geburtstags und 70-jährigen Thronjubiläums von Königin Elisabeth wollte sich der Schwegenheimer aber doch nicht anschauen. „Das ist mir zu lang“, sagt Fessenmayr.

Schwegenheim ist attraktiver Wohnort

Else Langel hat Schwegenheim lieben gelernt. „Als ich 1970 aus Bayern hierher gezogen bin, war es ein Kuhdorf, schrecklich“, sagt sie und erinnert sich, wie sie ihren Mann sogar gebeten habe, gar nicht alles auszupacken, sondern wieder wegzuziehen, wenn sie ein anderes Haus gefunden haben. Heute ist Schwegenheim ihr Zuhause. „Ich fühle mich wohl. Wir haben eine sehr gute Nachbarschaft, helfen uns gegenseitig“, sagt Langel. „In der Stadt ist es unpersönlicher“, ist sie sich sicher. Auch Gerhard Metzger, der eigentlich aus Lingenfeld kommt, aber in Schwegenheim ein Haus errichtet hat, weil es dort einen Bauplatz gab, lobt die Gemeinde: „Man hat alles in der Nähe, Geschäfte, Tankstellen und kommt schnell überall hin.“

Politische Scharmützel

Einer, dem Schwegenheim ebenfalls gefällt, ist Jürgen Wolff. Der ehemalige Ortsbeigeordnete und CDU-Politiker hätte allerdings lieber seine Frau Cornelia als Ortsbürgermeisterin gesehen. Sie trat 2019 als parteilose Kandidatin gegen Anne Jäger (SPD) und den heutigen Ortsbürgermeister Bodo Lutzke (FWG) an, schied jedoch vor der Stichwahl mit 16,64 Prozent der Stimmen aus dem Rennen aus. Wolff lobt die beiden Ortsbeigeordneten Holger Hellmann (FWG) und Christian Schuster (SPD), die viel leisteten und gute Arbeit machten. Obwohl Schwegenheim in den vergangenen Jahren mit der Ortspolitik nicht mehr so häufig negative Schlagzeilen macht, sieht Wolff immer noch zwei getrennte Lager – wie früher: auf der einen Seite die FWG und auf der anderen die SPD.

Mit politischen Spielchen hat Sandra Cairo nichts am Hut. Die Geschäftsführerin des ortsansässigen Motorradhändlers Kawasaki Heinrich beschäftigen eher die Lieferengpässe beim Material. Deswegen könnten sie und ihre Mitarbeiter derzeit nicht alle Kundenwünsche erfüllen. Die Nachfrage sei gut, sagt die „Ur-Schwegenheimerin“ und macht sich zurück auf den Weg zur Arbeit – genau wie die RHEINPFALZ-Redakteure.

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