Kreis Germersheim Ohne neue Musiker kommt kein Dirigent

Die Bienwaldkapelle Büchelberg sucht Mitspieler. Dieses Problem haben viele Kapellen. Doch für den Musikverein aus dem kleinsten Ortsbezirk der Stadt Wörth ist das Gewinnen von neuen Musikern besonders wichtig: Spielfähig ist das Orchester seit diesem Jahr nicht mehr, der Dirigent ist abhanden gekommen.

„Im letzten Jahr waren wir noch spielfähig. Da waren wir auch noch fast 10 Musiker mehr“, erklärt Sieglinde Braun, d Vorsitzende der Bienwaldkapelle. Doch aus Alters- und privaten Gründen haben viele Musiker, die über 70 Jahre alt waren, aufgehört. Derzeit besteht der Musikverein noch aus 12 Musikern. Dass viele das gleiche Instrument spielen, macht die Situation nicht einfacher: Vorhanden sind drei Trompeten, zwei Posaunen, zwei Alt-Saxophone, ein Tenor-Saxophon, ein Baritonhorn, ein E-Bass und zwei Schlagzeuger. „Wir brauchen Klarinetten, Querflöten und Tubas. Aber eigentlich haben wir überall Bedarf“, zieht Braun Bilanz. Auch passive Mitglieder sind natürlich willkommen. „In der jetzigen Situation brauchen wir aber in erster Linie Musiker“, betont Sebastian Fürstaller (Posaune). Gesucht werden Musiker aus allen Altersklassen. „Jeder ist uns willkommen“, sagt Braun. Schaut man sich im Verein um, fallen viele junge Musiker auf. Das jüngste Mitglied ist 15 Jahre alt, insgesamt ist das Alter bunt gemischt. „Bei uns spielen Jung und Alt zusammen. Das ist in keinem anderem Verein so ausgeprägt wie bei Musikvereinen“, erklärt Gerhard Braun (Baritonhorn). Er selbst spielt in zwei Musikvereinen und denkt, dass vielleicht auch andere Musiker diesen Weg gehen könnten. Natürlich, so betonen die Büchelberger Musiker, möchte man anderen Vereinen keine Musiker abwerben. Mit neuen Musikern würde auch ein neuer Dirigent zum Verein stoßen. Diese Zusage hat das Orchester bereits bekommen. Doch in der aktuellen Besetzung macht es noch keinen Sinn. Darum hatte auch der alte Dirigent aufgehört. Eine Probe, ohne dass jemand den Takt angibt, sei schwierig, bestätigen die Musiker. Mit Dirigent könnte wieder eine Musikerausbildung angeboten werden. Der stellvertretende Vorsitzende, Stefan Hutzel, gibt zudem Schlagzeugunterricht. „Wir wollen alle nicht, dass die Tradition im Ort ausstirbt“, sagt Stefan Müller (Trompete). Mit der Tradition meint er auch die Auftritte und die Beteiligung der Bienwaldkapelle bei Veranstaltungen wie der Sportwoche, der Kerwe, dem Feuerwehrfest oder dem Knoddlerfest. Und dann ist da natürlich das Herbstkonzert. „Es würde etwas im Ort fehlen.“ Der gleichen Meinung ist seine Schwester Eva Müller (Alt-Saxophon): „Der St.-Martins-Umzug ohne Musik? Vermutlich fällt es manchen im Dorf dann auf, dass wir nicht mehr auftreten können.“ Wie die Jugendleiterin beklagt auch Sieglinde Braun der Rückhalt im Dorf. Der Musikverein sei gerne gesehen und werde gerne gehört, jedoch finden sich eben keine neuen Musiker, die das Orchester bereichern. „Die Wirkung der Musik auf die Zuschauer ist immer das schönste für einen Musiker“, betont Sieglinde Braun, warum öffentliche Auftritte ein elementarer Bestandteil des Musikerlebens sind. „Wir spielen traditionelle Blasmusik, Schlager, Big-Band-Musik und auch mal kirchliche Lieder“, beschreibt Stefan Müller das Repertoire der Bienwaldkapelle. „Da ist für jeden etwas dabei.“ Natürlich biete der 1961 neu gegründete Verein mehr als die wöchentlichen Proben: Danach wird es in der Mehrzweckhalle gesellig. Auch Vereinsausflüge und „Auswärtsfahrten“ zu Auftritten bei befreundeten Vereinen gab es. Die Jugend ging auch mal Kanu fahren oder gemeinsam ins Kino.

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