Kreis Germersheim Nachfolger dringend gesucht

„Insgesamt kann in Teilen des Kreises Germersheim eine deutliche Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung drohen“, lautet ein Fazit im Kreisatlas zur vertragsärztlichen Versorgung. Herausgeber ist die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, der zufolge der Kreisatlas vom September 2014 aktuelle Prognosen zur Zukunft der „ambulanten ärztlichen Versorgung“ präsentiert.

Im Kapitel zum Landkreis Germersheim geht es zunächst um die Frage, wie es um die Altersstruktur der Hausärzte bestellt ist. Der „altersbedingte Nachbesetzungsbedarf“ – also die Fälle, in denen ein Hausarzt in Ruhestand geht und einen Nachfolger benötigt – liege bei 61 Prozent und damit deutlich über dem Landesschnitt (53 Prozent), heißt es in dem Dokument. „Noch dramatischer ist die Tatsache, dass für zahlreiche Einzelpraxen bis 2020 Nachfolger gefunden werden müssen.“ Meist würden die Praxen seit Jahrzehnten von denselben engagierten Hausärzten geführt, die aber kaum Nachfolger fänden. „Dadurch ist insbesondere die Versorgung in kleineren Gemeinden und in der Fläche gefährdet.“ Als kritische Gemeinden werden hier Bellheim, Freckenfeld, Hatzenbühl, Kuhardt, Leimersheim, Neuburg, Ottersheim und Weingarten genannt, da die dort ansässigen Hausärzte altersbedingt aufhören wollen. Auch in Germersheim, Wörth und Kandel sei die Mehrheit der praktizierenden Hausärzte bereits 55 oder mehr Jahre alt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die KV für die Berechnung ihrer Prognose eine Altersgrenze einführen musste, zu der die Ärzte aufhören. Die Regelaltersgrenze für Hausärzte lag bislang bei 68 Jahren, wurde aber aufgehoben. Im Schnitt hören Ärzte mit 62 Jahren auf, diesen Wert hat die KV auch als Basis für ihre Berechnungen genutzt. Ein Blick in die Praxis – zum Beispiel nach Leimersheim oder Ottersheim – zeigt jedoch, dass viele Ärzte länger arbeiten, auch aus Sorge um das Wohl ihrer Patienten. Ein wichtiger Faktor sei die Erreichbarkeit der nächstgelegenen Praxis, heißt es in der Studie: Zum einen stehen im ländlichen Raum nicht mehrere Hausärzte in näherer Umgebung zur Verfügung, zum anderen steigt der Anteil älterer Patienten mit Nahversorgungsbedarf. Hier gibt es derzeit noch gute Nachrichten aus dem Landkreis Germersheim: „Die durchschnittliche Fahrdistanz zur nächstgelegenen Hausarztpraxis beträgt 0,8 Kilometer. Das ist deutlich weniger, als der Landesdurchschnitt (1,5 Kilometer). Sollten sich für die Hausarztpraxen in den genannten Orten aber keine Nachfolger finden, könnte sich die durchschnittliche Minimalentfernung zur nächsten Praxis auf 2,5 Kilometer erhöhen, warnt die Studie. Natürlich sind das rein statistische Werte: Tatsächlich legen die Patienten im Schnitt schon jetzt einen fünfmal so langen Fahrtweg wie nötig zurück – weil der Hausarzt ihres Vertrauens nun einmal nicht immer der in der nächstgelegenen Praxis ist. Darauf verweist auch die KV. 13 Prozent der Hausarztpatienten im Landkreis Germersheim (9000 Menschen) sind sogar über 7,5 Kilometer zur Hausarztpraxis gefahren. 2011 nahmen pro Quartal durchschnittlich 63.266 Patienten im Landkreis Leistungen der ambulanten Hausarztversorgung in Anspruch, das waren 60,4 Prozent der gesetzlich Versicherten. Damit liegt der Kreis genau im Landesdurchschnitt. Für das Jahr 2030 lautet die Prognose, dass die Zahl der Hausarztpatienten um 4,1 Prozent auf durchschnittlich 65.837 im Quartal steigen wird, das sind 2571 Patienten mehr. Eine Ursache dafür ist, dass der Rückgang in den jüngeren Altersklassen im Kreis Germersheim wohl deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen wird. Die Hochrechnungen basieren auf den Zahlen der gesetzlich Versicherten.

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