Kreis Germersheim Mit dem Erfolg kommt der erste Konflikt

Die Mitarbeiter des Elektro-Montagewerks in Schaidt kommen auch mit den neuen Eignern nicht zur Ruhe. Die IG Metall hat sie für heute, 14 Uhr, zu einer Mitgliederversammlung in die Kulturhalle Schaidt eingeladen. Grund ist eine Klage der Geschäftsführung, die dem IG-Metall-Vertreter im Beirat eine Schweigepflicht gegenüber der IG Metall auferlegen will, so am Donnerstag Uwe Schütz, erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Verwaltungsstelle Neustadt. Zum Hintergrund: Bei der Herauslösung des Schaidter Werks aus dem Harman-Becker-Konzern wurde von der IG Metall ein Sozialtarifvertrag ausgehandelt. Dabei ging es auch um Abfindungen für die Mitarbeiter mit einer Gesamtsumme um 50 Millionen Euro (die RHEINPFALZ berichtete). Bei der Übernahme durch die neuen Geschäftsführer Sebastian Moss und Andreas von Meyer zu Knonow wurden die Abfindungen von der Belegschaft dem Unternehmen zur Verfügung gestellt – zum Zweck der Weiterentwicklung des Unternehmens. Dass die Gelder der Arbeitnehmer zweckgerecht verwendet werden, darüber wacht ein fünfköpfiger Beirat: je zwei Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und als Vorsitzender Bernd Gottschalk, früher Präsident des Verbands der Automobilindustrie und Daimler-Vorstandsmitglied. Die zwei Vertreter der Arbeitnehmer sind die Betriebsratsvorsitzende Petra Meyer-Spreckic sowie Winfried Ott von der gemeinnützigen Technologieberatungsstelle Rheinland-Pfalz, die dem Gewerkschaftsbund gehört. Beide haben mit Blick auf die Verwendung der Mitarbeitergelder ein Vetorecht. Gegen Ott hat nun die Geschäftsführung von Schaidt Innovations vor einigen Tagen beim Landgericht Bad Kreuznach einen Antrag auf eine einstweilige Anordnung gestellt. Der Gegenstand: Ott soll eine Schweigepflicht gegenüber der IG Metall und dem Betriebsrat auferlegt werden. Für jede einzelne Verletzung der geforderten Schweigepflicht soll Ott 250.000 Euro Strafe zahlen oder ein halbes Jahr ins Gefängnis gehen. Auf das Vorgehen von Moss und Meyer Knonow kann Ott sich keinen Reim machen. „Sie müssen Gründe haben, wenn wir uns nicht mit der IG Metall absprechen sollen“, sagt er am Donnerstag lediglich. Welche Gründe? – Das weiß er nicht, Vermutungen will er öffentlich nicht anstellen. Geschäftsführer Meyer Knonow bestätigt den Sachverhalt. Das Ziel sei aber nicht, die Kommunikation zwischen Ott und der IG Metall zu verhindern, sagte er gestern. Die Geschäftsführung wolle lediglich wissen, was Ott berichte – um eventuell gegenüber der IG Metall dazu zeitnah Stellung nehmen zu können. „Wir möchten in der Lage sein, Dinge zu erklären“, sagt Meyer Knonow. Mit Schütz und Ott sei die Geschäftsführung im Gespräch, so Meyer Knonow weiter. Das Gericht habe die Geschäftsführung lediglich als eine Art „Beratungsinstanz“ angerufen, um die rechtliche Situation klären zu lassen. Abgesehen von dieser einen Differenz sei die Zusammenarbeit mit dem Beirat sehr gut, betont Meyer Knonow. „Wir erfreuen uns gerade einer sehr guten Auslastung.“ Der Auftrag eines neuen Kunden gehe gerade in die Serienproduktion, weitere Neukunden werden kommen. Daneben werde weiter Harman-Becker beliefert. „Wenn es jetzt zu einer Produktionsunterbrechung käme, wäre es schlecht für das Unternehmen“, sagt Meyer Knonow. (lap)

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