Kreis Germersheim Leserbriefe an die Lokalredaktion Germersheim-Wörth:

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Beim Lesen Ihres Artikels hätte ich beinahe laut aufgelacht, wenn es nicht um ein so trauriges Thema ginge. Allein schon der Titel mutet einem schlechten Silvesterscherz an und birgt einen Widerspruch in sich. Warum gehen die Bestände des Feldhasen zurück? Obwohl hier die Hauptursachen (intensive Landwirtschaft, Verkehr, kaltes feuchtes Frühjahr) richtig erkannt werden, kommt der Kreisbeigeordnete Braun zu dem wahnwitzigen Schluss, die Beutegreifer vermehrt zu bejagen, befürwortet dabei die grausamste aller Jagdarten, die Fallenjagd, die aus gutem Grund in einigen Bundesländern inzwischen verboten ist und brilliert zu guter Letzt mit seiner Ignoranz durch seine gesetzwidrige Aussage, auch Greifvögel zu verfolgen! Diese sind streng geschützt und ihre illegale Tötung eine Straftat! Da frage ich mich, wieso der Feldhase überhaupt noch bejagt wird (siehe Jagdstrecke 2014/15) und warum man sich wundert, dass die Jagdstrecken immer kürzer werden? Warum Bauern und Jägern hier die Lösung des Problems antragen? Das hieße wie so oft den Bock zum Gärtner machen! Denn es liegt klar auf der Hand, dass sie die Hauptverantwortlichen sind. Man sieht ja, was bei ihrer bisherigen (Zusammen)arbeit rausgekommen ist, jeder dabei stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Sie sind selbst die eigentlichen Feinde des Feldhasen und sollten „fern gehalten“ werden! Der einzig ernsthafte Teil Ihres Artikels ist der kompetente Einwurf von Herrn Fehr, der zu Recht beklagt, dass bei rückläufigen Beständen immer als Lösung als erstes die Dezimierung der Beutegreifer herauf beschworen wird. Die übrigens im Gegensatz zu den Jägern selektiv jagen. Wenn von natürlichen Feinden die Rede ist, stehen Bauern und Jäger hier eindeutig an erster Stelle. Echter Naturschutz sieht anders aus. Wann begreift der Mensch endlich, dass er der natürliche Feind, das so genannte „Raubtier“, und der Habitat-Zerstörer ist und dass die Lösung nur in der Anpassung des Menschen an die Natur liegen kann und nicht umgekehrt? Wünschenswert, wenn sich zum Thema Ökologie des Wildes, promovierte interessieren, sich besonders für den Artenschutz und die damit verbundenen Problemfelder, Beeinflussung der Ökosysteme einsetzen. So könnte womöglich der Hobbyknallerei mit einer permanenten Störung des Gleichgewichtes als bedrohenden Faktor, die Erlaubnis entzogen werden. Nur die vegane Jagd hat Zukunft und kann vor unseren zivilisatorischen Maßstäben bestehen. In einer Zeit in der weltweit Ökosysteme kollabieren, ist es nicht mehr hinnehmbar, dass fast ausschließlich irritiertes denken der Forst und Hobbyjäger mit regulärem Freibrief arbeiten. Der Bericht „Feldhase“ verdeutlicht, der moderne Freizeitjäger passt in keine Theorie. Er maßt sich an, natürliche Prozesse der Lebensgemeinschaften zu beurteilen. Es handelt sich um den Versuch, die Fortsetzung der Naturausbeutung mit falschen Argumenten zu legitimieren. So beeinflusst die negative Weltsicht der Pessimisten maßgeblich die Verbreitung der Sittenlosigkeit, statt sich um Fürsorge und Achtung der Kreaturen zu bemühen. Es ist außerdem nicht demokratisch, dass 0,4 Prozent der Bevölkerung – 370.000 Frauen und Männer mit Jagdgewehren – im Umgang mit dem Gemeingut Natur Rechte besitzen, die der Allgemeinheit schaden. Bedauerlich bleibt für die Ökologie, dass die Chance nicht genutzt wird, die Untastbarkeit in das evolutionistische Weltbild zu integrieren. Erna: „ Fritz, die Bellemer jaachen Baubrojekde. Do schdehds in de Reipalz.“ Fritz. „ Wer wird gejaachd?“ Erna. „ Die Haupdschdrohs 136 unn 138, drauss am Aldersheim isch ach was, dann noch Richdung Weschde unn noch an de Owwere Garteschdigger. Des is richdich feehl.“ Fritz: „ Die missen bloß uffbasse, dasse nid wirrer alle Inveschdore aussem Ort jaachen.“ Jaja. Ad acta legen ist ja so einfach, wenn andere Interessen aus irgendwelchen Gründen vorgeschoben werden. Dabei hätte der erste Spatenstich für eine Innerortsversorgung in Verbindung mit der Wasgau AG vermutlich schon erfolgen können. Bloß, wollte man das auch? Das Planungsbüro Piske aus Ludwigshafen, welches den Auftrag für eine Standortanalyse bekam, hat seine Hausaufgaben gemacht. Es wurde ja auch dafür bezahlt. Allerdings so schien es, gefiel einigen Personen dieses Ergebnis nicht. Die Firma Wasgau AG teilte mit, dass eine Ansiedlung zur Versorgung für sie nur interessant sei, wenn in dieser Verbindung auch ein DM – Drogeriemarkt an gleicher Stelle entsteht. Von einem Schuhgeschäft gar nicht zu reden. Und schon stand die SPD mit ihrem Antrag zur Ansiedlung von Rossmann neben Edeka auf der Bühne. Das Ergebnis von diesem Trauerspiel wird wohl jeder kennen. Lächerlich hingegen finde ich nun den fragwürdigen Versuch die Bürger von Bellheim nach ihrer Meinung oder Wünschen zu fragen. Wasgau wird definitiv nicht kommen, da Rossmann beschlossene Sache ist. Mich würde es nicht wundern wenn man nun im Nachhinein versucht, Wasgau als „Böse“ hinzustellen, wenn die Bürger eine nahe Versorgung wünschen, dies allerdings mit Wasgau nicht zustande kommt. Ich persönlich gehe mal davon aus, dass unser Bürgermeister versucht dies uns genauso auf’s Brot zu schmieren. Abschließend sei zu erwähnen, dass unser Seniorenbeauftragter Herr Strunk (SPD) wohl in Verbindung mit dem SPD-Antrag zur Ansiedlung von Rossmann die älteren Menschen im Süden Bellheims gänzlich vergessen hat. Ihnen hätte man eine fußläufige Einkaufsmöglichkeit gewünscht. Lieber Jos, du „sprichst“ mir aus dem Herzen. Auch ich hatte als Kind solche unvergesslichen Erlebnisse. Als im September 1943 der schlimme Bombenangriff auf Ludwigshafen (wo wir zu dieser Zeit wohnten) stattfand, war als Fünfjähriger mit meiner Mutter und Oma im Haus, als drei Brandbomben einschlugen. Ich wurde in einen Teppich eingeschlagen und wir flüchteten über die Straße ins Nachbarhaus in den Luftschutzkeller. Ich werde den Anblick nie vergessen als auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Haus lichterloh brannte. Am Morgen danach flüchteten wir dann nach Oberlustadt, wo uns der Bruder meiner Oma aufnahm. Aber auch da gingen die schrecklichen Erlebnisse weiter. Als wir, meine Mutter, die Oma und ich mit dem Handwagen auf dem Weg zum Wald waren um „Butzle“ zu lesen und etwas Holz zu sammeln, kamen, als wir auf der Höhe des Bahnhofs waren die Jabos und feuerten auf uns. Wir krochen unter die dort stehenden Güterwagen bis sie wieder abflogen. Dies waren schreckliche Erlebnisse die man nie vergisst. Da stand ich nun, den Zapfhahn noch in der Hand, starrte auf die Zapfsäule, ungläubig und ratlos, es hatte auch mich erwischt, dem Spritesel die falsche Nahrung zugeführt, Diesel mit Superbenzin vermischt. Dem Hintermann, der darauf wartete, sein hungriges Gefährt zu füttern, verdeutlichte ich mein Missgeschick. „Den Motor nicht starten, ich helfe ihnen.“ Erste Hilfe, erste Erleichterung, die noch größer wurde, als ich mit seinem mobilen Telefon Hilfe rufen konnte, meines, wie das meistens in solchen Fällen ist, hatte ich vergessen. Die „mail box“ als Ansprechpartner war nicht zielführend. „ Soll ich sie nach Hause fahren?“ Mein Zwischentief verflog, die ersten Sonnenstrahlen durchbrachen die dichte Wolkendecke. „Haben sie schon bezahlt?“ Ich wäre um ein Haar zum Schwarztanker mutiert. „Wo wohnen sie?“ „Bellheim und sie?“ „Bornheim“. „Oh, das ist aber die entgegengesetzte Richtung, außerdem ist die Durchfahrt in Ottersheim gesperrt“. „Das macht nichts.“ Ich war und bin immer noch überwältigt von dieser spontanen, selbstlosen Hilfsbereitschaft. Das wird ein gutes Jahr, noch besser würde es, wenn ich diesem hilfsbereiten Menschen nochmals meinen Dank persönlich aussprechen könnte, denn er verschwand viel zu schnell in der Dunkelheit, mein „Engel“ auf Rädern. Hier mein Aufruf: Bitte melde Dich! Tatort: Hornbachtankstelle. 2. Januar, um 18 Uhr.

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