Kreis Germersheim Leserbriefe an die Lokalredaktion Germersheim-Wörth

Wie sicher ist der Radweg zur Bienwaldmühle, fragt ein Leser.
Wie sicher ist der Radweg zur Bienwaldmühle, fragt ein Leser.

Der öffentliche Nahverkehr, die Geothermie und der Bienwaldradweg beschäftigen unsere Leser.

Öffentlicher Nahverkehr

„Nur an Werktagen bis 19.30 Uhr“

Zum Artikel „Rhein-Neckar-S-Bahn fährt stündlich nach Karlsruhe“, erschienen am 30. April 2021.

Nun ist es offiziell! Die RHEINPFALZ berichtete am 30. April 2021 unter der Schlagzeile „Rhein-Neckar-S-Bahn künftig bis Karlsruhe“, dass die Versammlung des für den regionalen Schienenverkehr zuständigen Zweckverbandes die Durchbindung der S3 über Germersheim in Richtung Wörth und Karlsruhe beschlossen hat. Zusammen mit der weiterhin verkehrenden Stadtbahn bekommt der Kreis Germersheim damit ab 2023 endlich den seit über 10 Jahren versprochenen Halbstundentakt.

Alles gut soweit? Leider Nein! Denn wer den Zeitungsbericht von Herrn Buddruss genauer liest, erfährt, dass der zusätzliche S-3-Verkehr mit den komfortablen Triebwagen der Rhein-Neckar-S-Bahn nur an Werktagen erfolgen soll und auch nur bis 19:30 Uhr. An Wochenenden bleibt alles beim Alten, eine Stadtbahn pro Stunde, mit allen bekannten Nachteilen, was insbesondere die Fahrradmitnahme stark einschränkt.

Sollten wir uns mit dieser Lösung zufrieden geben? Hierzu könnte eine Aussage von Michael Heilmann, Chef des Zweckverbandes Schienenverkehr Süd, Aufschluss geben, die er anlässlich einer Online-Veranstaltung der SPD am 29. April 2021 machte. Von einem Teilnehmer gefragt, warum man mit den vorhandenen Geldmitteln nicht einen 7-Tage-Verkehr im Halbstundentakt einrichten könne, verwies Herr Heilmann auf drei große Vergabeverfahren für Rheinland-Pfalz, die viel Geld verschlingen würden. Eines dieser Verfahren sei der grenzüberschreitende Verkehr mit Frankreich. Nun muss man wissen, dass dafür in der Tat auch deshalb viel Geld ausgegeben wird, da man für umsteigefreie, stündliche Verbindungen - natürlich an allen Tagen (!) - sehr teure Spezialtriebwagen in Auftrag gegeben hat. Diese sind nicht nur für die unterschiedlichen Stromnetze in Deutschland und Frankreich konzipiert, sondern werden zusätzlich noch mit einem Dieselmotor ausgestattet, da die Züge auch auf nicht elektrifizierten Strecken fahren sollen. Der Leser möge selbst bewerten, ob dies eine Rechtfertigung dafür ist, dem ohnehin schon benachteiligten Kreis Germersheim einen Halbstundentakt an Wochenenden und an Feiertagen vorzuenthalten.

Um falschen Verdächtigungen gleich entgegen zu treten: Auch ich trete für einen verbesserten Grenzverkehr ein. Aber vielleicht hätte man eine preiswertere Lösung finden können. Warum setzt man nicht die für Bahnen mittlerweile erprobte und ausgereifte Wasserstofftechnik ein? Auch direkt vor der Haustüre könnte man sparen. Es wäre doch vollkommen ausreichend, die Straßburg-Verbindung statt in Karlsruhe in Wörth beginnen zu lassen, zumal man von Karlsruhe aus mit TGV und ICE Straßburg in ca. 40 Minuten erreichen kann und das durchgehend unter Strom und damit klima-und umweltschonend. Ein in Wörth eingesetzter Zug bräuchte auch keine komplizierte 3-Phasen-Ausstattung. Man könnte die vorhandenen Triebwagen des TER Alsace einsetzen und vielleicht so viel Geld einsparen, dass doch noch ein - in jeder Beziehung - durchgängiger Halbstundentakt zwischen GER-Wörth - KA möglich wäre.

Hans-Jürgen Burckhardt, Verkehrsforum Südpfalz, Germersheim-Sondernheim

Bienwaldradweg

„Wohnen weit weg vom Problem“

Zu Artikeln und Leserbriefen zum Bienwaldradweg.

Als wir zum ersten Mal gelesen haben, dass es nach 30 Jahren in dem Projekt vorwärts gehen soll, waren wir sehr erfreut. Umso mehr sind wir erstaunt über die teilweise mit Halbwissen geprägten Berichte und Leserbriefe. Wir sind regelmäßig mit dem Fahrrad oder Pkw in diesem Bereich des Bienwaldes unterwegs. Ich würde jedem empfehlen, der die Route kreuz und quer über Waldwege führen möchte, eine Probefahrt in den Monaten zu machen, in denen die Holzerntemaschinen unterwegs sind. In dieser Zeit sind die Wege nur mit Allradtraktoren passierbar und der Forst hat keinerlei Interesse die Wege für Radfahrer instand zu halten. Desweiteren würde ich über diese Route niemals ein Kind Richtung Scheibenhardt oder Steinfeld schicken. Die Meinung die L 545 als Fahrradstrecke mit eingeschränkter Nutzung für Kraftfahrzeuge zu nutzen kann wohl nur ein Aprilscherz sein. Die Zeit der Schlagbäume ist Gott sei Dank vorbei. Wir kommen regelmäßig in den Gasthof Bienwaldmühle je nach Anlass mit Auto oder Fahrrad. Von Scheibenhardt zur Bienwaldmühle ist es mit dem Fahrrad gefährlich und mit Kindern unzumutbar.

Auch im Ort Bienwaldmühle wohnen Familien mit Kindern die das Recht haben, Nachbargemeinden sicher zu erreichen. Dies scheint den „Schreibern“ egal zu sein. Bei ihnen geht der Fahrradweg bestimmt am Haus vorbei. Dass ausgerechnet Umweltschützer und Fahrradclubs Radwege verhindern wollen ist neu. Ein Schelm der Böses denkt. Die Herrschaften wohnen von dem Problem weit weg. Diese Aktionen zeigen deutlich die Probleme in unserem Land. Gut gemeinte Lösungen werden aus unterschiedlichen Interessen torpediert bis sie unrealisierbar sind. Frei nach dem Motto „Heiliger Sankt Florian verschon mein Haus zünd andere an“.

Reinhold Westermann, Neuburg

Geothermie

„Monopol mit Knebelverträgen“

Zum Artikel „33 Gigawatt Strom im Jahr durch Geothermie am Oberrhein“, erschienen am 23. April.

Wie konnte der Gastjournalist Hans-Joachim Of bei der RHEINPFALZ so einen unqualifizierten Artikel unterbringen? Werden denn Inhalte nicht mehr überprüft? Brauchte man „nur“ einen Lückenfüller? Hat sich denn die RHEINPFALZ über die vielen Jahre hinweg nicht selbst genügend Hintergrundwissen über die Stromgewinnung und Nahwärme durch die Tiefe Geothermie in Landau und Insheim angeeignet? Dies scheint hier leider nicht der Fall zu sein.

Die Deutsche Erdwärme mit Geschäftsführer Dr. Herbert Pohl ist eine kleine GmbH mit 25.000 € Einlage. Wie kommt diese GmbH in den Besitz von nahezu 40 Geothermiekraftwerken? Als 2017 im Wald zwischen Bellheim, Lustadt und Westheim die Deutsche Erdwärme ein Geothermiekraftwerk bauen wollte (damaliger Geschäftsführer Lutz Stahl) gab sie keine Auskunft über den/die Geldgeber im Hintergrund. Man fand schnell heraus, dass diese auf der Steuerparadies-Insel Jersey im Ärmelkanal saßen. Das Projekt wurde durch eine Bürgerbefragung in den Gemeinden mit knapp 100 Prozent abgelehnt!

Interessant wäre auch mal die Aufzählung der Standorte dieser 40 Geothermiekraftwerke. Alle befragten Insider schütteln darüber lächelnd nur den Kopf. Dann geht es weiter mit den unglaublichen und unbewiesenen theoretischen Gigawattleistungen, die man auch noch mit billigem und zugekauftem Industriestrom produziert – den selbsterzeugten Geothermiestrom verkauft man dann Dank der EEG-Umlage für ca. 26 Cent weiter. Selbst für das Wirtschaftsministerium in Mainz hat der Geothermie-Strom als erneuerbare Energie keinerlei Bedeutung mehr (...). Zur Info: eine Geothermieanlage hat nachweislich einen Wirkungsgrad von nur 3 bis max. 7 Prozent – die gute, alte Dampflok kommt auf immerhin 12 Prozent! Mein Gefühl: es interessieren nur die staatlichen Fördermittel. Zuletzt noch die viel gepriesene Nahwärme. Die Abnehmer bringen sich in eine Monopolsituation mit 10-Jahres-Knebel-Verträgen. Keinerlei Konkurrenz, keine Wechselmöglichkeit. Auch da bietet die Gemeinde Insheim aus 2016 beste Hintergrundinformationen.

Mein Wunsch wäre, wenn die RHEINPFALZ in Zukunft wieder kritischer wäre, denn guten Journalismus brauchen wir alle.

Jürgen Bauer, Insheim

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