Kreis Germersheim Leserbrief an die Lokalredaktion Germersheim-Wörth:

Am 23. Juli jährt sich zum 70. Mal der ruchlose Meuchelmord an Generalleutnant Hans Graf von Sponeck, dessen Name auf Grund von Prof. Grimmer-Solems hinterfragungswürdiger Monografie von der Luftwaffenkaserne an der Hexenbrücke getilgt werden soll. Sponeck war, wie alle damals lebenden Deutschen, in die strikten Strukturen der faschistischen Diktatur eingebunden. Als Kommandierender General hätte er nach Grimmers Auffassung radikalen Befehlen des Oberkommandos der Wehrmacht widersprechen können. Sofortige Amtsenthebung und Kriegsgericht mit Todesurteil wären die Folge gewesen, wie es nach dem Rückzugsbefehl auf der Halbinsel Kertsch Ende Dezember 1941 geschah. Umstritten bleibt, ob der Rückzugsbefehl nicht doch erst nach dem vergeblichen Versuch einer Rücksprache mit dem Armeeoberkommando gegeben wurde. Mit einem von mir als Initiator der Kasernenbenennung im März als Leserbrief verfassten, aber nicht veröffentlichten Schreiben löste ich mit dem Bundesverteidigungsministerium einen Schriftwechsel aus, in dem auf Bitten der Ministerin Oberst i. G. Dr. Köster u. a. schrieb: „In dem Artikel (Grimmer-Solems) wird die Rolle von Sponecks differenziert dargelegt. Dies schließt sowohl seine mögliche Beteiligung an Verbrechen im Zuge des Barbarossa-Feldzuges als auch sein beispielhaftes militärisches Handeln als Kommandierender General des XXXXII. Armeekorps im Dezember 1941 mit ein.“ Jeder der deutschen Sprache Mächtige weiß um die Bedeutung des Wortes „mögliche“ Beteiligung. Ein persönlicher Schuldnachweis wird offenbar nicht gesehen. Grimmer schreibt: „Man muss deshalb davon ausgehen, dass Sponeck bis Ende 1941 noch loyal gegenüber dem NS-Regime war“. Dagegen steht diametral die mir handschriftlich am 21.1.1966 gegebene Feststellung des Schriftstellers Dr. Manfred Hausmanns, einer von Sponecks Offizieren: „Der von mir jederzeit hoch verehrte Graf Sponeck wollte mit dem NS-Staat nichts zu tun haben. Er hat, auch im Dienst nie „Heil Hitler“ gesagt, sondern immer ’Guten Tag meine Herren!’, ’Guten Abend meine Herren’. Vergleichbares kann ich über Begegnungen mit Graf Sponeck in Germersheim berichten. Annahmen und Vermutungen, von denen es mehrere in der Arbeit von Grimmer gibt und die stets zu Lasten Sponecks interpretiert werden, führen, wie im angezogenen Fall gezeigt, in die Irre. Der Frage, ob Sponeck der NSDAP angehörte, was nach meinen Feststellungen nicht der Fall war, wird nicht nachgegangen. Allein der obige Vortrag begründet erhebliche Zweifel, ob die Monografie sine ira et studio, also ohne Zorn und Eifer verfasst wurde oder mit dem Ziel, den von ihm wahrgenommenen „Mythos Sponeck“ aufzubrechen. Auf solch schwammigen Boden hat das Kommando Luftwaffe „einen Meinungsbildungsprozess bei den zuständigen Stellen am Standort Germersheim zur Umbenennung der General-Hans-Graf-Sponeck-Kaserne angestoßen“, offenbar unter Außerachtlassung des europäischen Rechtsgrundsatzes in dubio pro reo, also im Zweifel für den Angeklagten. Ich hingegen schlug vor, das Militärgeschichtliche Forschungsamt mit der Erarbeitung einer das gesamte Leben Sponecks umfassenden Biografie zu beauftragen und bis zu deren Vorliegen den Umbenennungsprozess zu stoppen. Das Teuflische für das Militär in der Nazidiktatur war, dass nicht nur die in preußisch-deutschem Geist erzogenen Soldaten ihren Eid auf Hitler persönlich und nicht auf ihr Vaterland zu leisten hatten. Jeder für sich allein, ob Stauffenberg, von Treskow oder Sponeck, rang mit seinem Gewissen, ob und wann er den Eid brechen durfte oder musste. Graf Sponeck folgte auf Kertsch alter deutscher Soldatentradition und stellte die ihm anvertrauten Soldaten vor einen unsinnigen Führerbefehl mit den für ihn bekannten bitteren Folgen. Allein deshalb, aber auch wegen seines mannhaften Auftretens als Entlastungszeuge im perfiden Fritschprozess 1938 sollte der Standort Germersheim Graf Sponeck am 70. Jahrestag seiner Ermordung öffentlich in militärisch angemessener Form ehren und die Stadt nicht die ihm zugemessenen Ehrungen wieder zurücknehmen. Ich weiß, dass nicht wenige meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger ein solches Vorgehen begrüßen würden. (...) veranlassten mich, unmittelbar zu unserem Heimatbuch „Hagenbach - Stationen seiner reichen Geschichte“ zu greifen und nachzulesen, wo insbesondere auf den Seiten 757 bis 772, über das jüdische Leben berichtet wird, über einzelne Schicksale und einzelnes Versagen. Es wird ein Bogen über viele Jahrzehnte gespannt -von 1743 bis 1971. Einen Abschnitt möchte ich besonders hervorheben:„Was geschah, ist nicht ausgelöscht. Auch in Hagenbach darf das schreckliche Geschehen um seine Synagoge und das Verbrechen an seinen jüdischen Mitbürgern nicht totgeschwiegen werden. Die Verfolgung der Juden und ihre Vernichtung ist keine historische Vergangenheit, sie ist bleibende Geschichte, die jede Generation angeht. Natürlich gibt es keine Kollektiv-Schuld, aber zur Kollektiv-Trauer und Kollektiv-Verantwortung müssten wir uns alle bekennen“. Dies ist im Heimatbuch nachzulesen (Autor: H. Dreizehnter). Es ist das seit Jahrzehnten tausende Male wiederholte Gelöbnis „Nie wieder.“ In den bisher erschienen Artikeln, als Art historische Rückblende, sind sich wiederholende, unterschwellig reißerische Passagen eingebaut wie zum Beispiel: „Ein heimlich zugesteckter Brotlaib steht für den Rest von Mitgefühl“ – grauenhafte Formulierung. Im Kommentar „Was bleibt“ am 17. Juni: „Ihnen ist kein Stolperstein und Anderes gewidmet, im Gegensatz zur sachhistorischen belanglosen, dafür aber umso eifriger strapazierten lokalen Sagenfolge. Ein Schelm, wer hier Absicht vermutet“ – grauenhafte Unterstellung. Diese Art, hier Menschen von damals und von heute herabzuwürdigen und zu degradieren, hat in angeblich sachhistorischer Bearbeitung keinen Platz, auch nicht in der Presse. Ich erlebe alle bisherigen Artikel – und die, die eventuell noch folgen dürften und den gleichen Stil haben – als negativ, übergriffig und letztlich in Teilen unsachlich.

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