Ettlingen/Lingenfeld Internationales Turnier: Niemals ohne Maßband am Tisch

Hier wird ganz genau gemessen. Schließlich geht es darum Missionen zu erfüllen und so den Sieg für sich zu verbuchen.
Hier wird ganz genau gemessen. Schließlich geht es darum Missionen zu erfüllen und so den Sieg für sich zu verbuchen.

Jüngst war es wieder soweit: Das „Team Firebug“ hatte zu einem international besetzten Turnier geladen und Spieler aus ganz Europa sind gekommen. Doch worum geht es bei Warhammer 40.000 und wer sind die Spieler?

Die Würfel sind gefallen. Mit konzentriertem Blick loten die Spieler ihre Möglichkeiten auf dem Schlachtfeld aus. Wohin können die Einheiten vorrücken, um einen Vorteil zu haben? Ist die Angriffslinie frei oder von Gelände versperrt? Zur Vorbereitung ihres Duells haben die Kontrahenten Spielfiguren aus ihren Sets ausgewählt, die sie in den Kampf schicken. Jede Figur und jedes Fahrzeug hat einen spezifischen Wert, erklärt Ralf Wagner vom Team Firebug. Aus wie vielen Punkten ein Set bestehen darf, wird im Vorfeld definiert.

In Wagners Keller in Lingenfeld ist der Versammlungsraum der „Feuerkäfer“ (englisch: Firebugs). Hier trägt die Interessengemeinschaft Trainingsspiele aus und es wird gefachsimpelt. Und hier baut Wagner seine Modelle, denn die Einheiten werden in der Regel von den Spielern selbst erstellt und auch bemalt. „Da steckt oft ganz viel Liebe drin“, erklärt Wagner und zeigt auf einen kleinen Panzer auf einem der vielen Spiel-Tische, die auf zwei Ebenen im Ettlinger „Radisson Blu“ aufgebaut sind. Bereits zum dritten Mal ist das Hotel Austragungsort. Der Kontakt kam über Alexandra Kleber, die dort als Eventmanagerin tätig ist und zum Orga-Team des „Firebug Open“ gehört.

Erst im Laden, dann in der Kneipe gespielt

Angefangen hat alles eine gute Spur kleiner. In einem ehemaligen Spieleladen in Speyer wurde gespielt, dann in Gaststätten. Ein Event in Karlsruhe war geplant. Doch dann kam Corona – und danach das „Radisson Blu“. Das Ambiente und der „Rund-um-Service“ hätten wohl auch dazu beigetragen, dass die Teilnehmerzahl sich so entwickelte, sind sich Daniel Konjevic und Wagner einig. Das Turnier ist nach Wissen von Konjevic, der sich bei den Firebugs hauptsächlich um die Turnier-Organisationen kümmert, das größte seiner Art im süddeutschen Raum.

Ralf Wagner beim Duell von Sebastian Gehart und Pascal Haberstroh (von links nach rechts).
Ralf Wagner beim Duell von Sebastian Gehart und Pascal Haberstroh (von links nach rechts).

Derweil gibt es an einem Tisch Uneinigkeit zur Regelauslegung. Dafür sind fünf Schiedsrichter in den Räumen unterwegs und ab und an wird auch mal das Regelwerk gezückt. Normalerweise werden sich die Spieler aber auch so einig. Mit Maßbändern werden die Entfernungen gemessen, die eine Einheit ziehen kann. Wenn unsicher ist, ob ein Angriff möglich ist oder doch ein Hindernis die Sicht versperrt, wird auch schon mal eine Laserlinie gezogen. „Da geht es dann ums Gewinnen“, weiß Wagner.

Spiele werden gestreamt

Auch er war mal ein verbissener Spieler, gehört 2019 gar „Team Germany“ an, der deutschen Nationalmannschaft. Heute hat er vor allem Spaß am Bauen, „das konnte ich mir früher gar nicht vorstellen“. Ein Spiel dauert etwa drei Stunden. Über drei Tage hat jeder Teilnehmer sechs Spiele. Das Duell der aktuell führenden Spieler wird auch im Internet gestreamt. Etwa 100 Zuschauer verfolgten die ersten Spiele. Durch das Schweizer System gibt es am Ende ein Ranking. Pokale und Preise winken. Auch Sonderpreise, wie für besonders angenehme und faire Spielpartner. Eine Tombola sammelt Geld für einen wohltätigen Zweck.

Es geht familiär zu beim Turnier. Die Turniere dienen auch der Community-Pflege. Natürlich kommen immer wieder neue Spieler dazu, doch meist kennt man sich. Die Reisen zu Turnieren, das Drumherum – alles gehört dazu. Wagner nennt es „Road Trips“ und diese Ausflüge haben die Firebugs schon bis nach Las Vegas geführt. Auch in Ettlingen kommen die 160 Teilnehmer nicht nur aus Deutschland. Niederländer, Österreicher, Engländer und Schweizer sind am Start. Das Teilnehmerfeld ist – wie die Community – von Männern dominiert, erklärt er. In Ettlingen ist nur eine Frau als aktive Spielerin dabei. Die meisten Spieler sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. Das Hobby ist teuer, begründet Wagner, selbst 48 Jahre alt, warum eher keine Teenager bei den Turnieren sind. Ein kleiner Panzer kostet schon mal 40 Euro, größere Fahrzeuge auch mal 80. Die Interessengemeinschaft hat aktuell 26 Mitglieder.

Aus Hobby einen Beruf gemacht

„Ein Hobby, das aus dem Ruder lief“, so beschreibt Jochen Pfeffer aus Wiesloch seine Karriere mit einem Augenzwinkern. Aus der Frage, wie sich die Figuren am besten transportieren lassen, kam aus der Community die Idee für magnetische Halterungen und für Pfeffer eine Geschäftsidee. Er baut passende Transportboxen und vertreibt diese mittlerweile online. Die Größe: passend fürs Fluggepäck. „Armybox“ ist Mitveranstalter des Turniers und einer der Sponsoren, ohne die es nicht geht.

Kontakt

teamfirebug40k@gmail.com

Zur Sache: Das Tabletop-Spiel Warhammer 40.000

Tabletop-Spiele sind Strategiespiele, bei denen nach einem meist komplexen Regelwerk mit Miniaturfiguren auf einer Spieloberfläche gespielt wird. Eines der ersten Regelwerke war „Little Wars“ von H. G. Wells aus dem Jahr 1913. Im Jahr 1987 brachte das Unternehmen Games Workshop brachte Warhamer 40.000 heraus. Es spielt in einer dystopischen Zukunft und ist eine Science-Fiction-Variante aus der Warhammer-Welt. Menschen und andere Spezies kämpfen hier im Jahr 41. Jahrtausend um die Vorherrschaft in der Milchstraße. Neben den Tabletop-Spielen gibt es unter anderem auch Computerspiele, Romane, Sammelkarten und Filme aus diesem Universum.

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