Kreis Germersheim In der Nacht brennen Synagogen

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 und am darauffolgenden Tag brannten in Deutschland – auch im Kreis Germersheim – die Synagogen. Jüdische Friedhöfe und Geschäfte wurden geschändet und ausgeraubt. Die Reichspogromnacht und die Zerstörung der Synagogen erregte weltweit Aufsehen.

Einschüchterung, Bedrohung, Verfolgung, Verzweiflung und Vernichtung waren die bleibenden Folgen für die deutschen Juden. Mit der Zerstörung der Synagogen wollten die Nationalsozialisten nicht nur die Menschen, sondern auch ihre Kultur vernichten. An vielen Orten stehen Mahnmale oder Gedenktafeln, die an die Nazi-Verbrechen erinnern. Rückblick: Am Vormittag des 10. November 1938 wurden in Rülzheim das Dach der 1832 bis1833 erbauten Synagoge beschädigt, die Fenster eingeschlagen und die Inneneinrichtung zerstört. Feuerwehrkommandant Karl Geck verhinderte eine Brandstiftung. 1953 verkaufte die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz das Anwesen für 10.750 DM der Katholischen Kirchenstiftung, die das Haus zu einem Jugendraum umbaute. Nach Unterschutzstellung als Kulturdenkmal kaufte die Gemeinde das Gebäude, um es zu sanieren und darin ein Museum einzurichten. Das war 1987. Seit Juni 1991 befindet sich in der ehemaligen Synagoge eine Geschichts- und Begegnungsstätte. Hagenbachs Synagoge, die in der Ludwigstraße stand, brannte. Dorfbewohner wollten das Feuer löschen, was die Schänder und Plünderer verhinderten. Eine Zeitzeugin erinnert sich: „Synagoge und Kindergarten hatten einen gemeinsamen Hof. Die Synagoge war für die Kinder schon etwas Besonderes. Wir waren neugierig, wie es darin aussieht. Als sie zerstört wurde, war das ganze Dorf in Aufruhr. Fast die gesamte Einrichtung wurde durch SA-Männer zur Schau gestellt und im Hof verbrannt.“ 1955 veräußerte die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz das Grundstück an einen privaten Käufer, der darauf ein Wohnhaus baute. Auch Leimersheims Synagoge wurde in der Reichspogromnacht verwüstet und zerstört. Mit Äxten zerschlugen SA-Männer die Inneneinrichtung. Holzteile konnten Dorfbewohner auf der Straße als Brennholz auflesen. Die Polizei verhinderte wegen der engen Bebauung eine Brandstiftung. 1970 wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen. Die Gemeinde errichtete auf dem Grundstück eine Gedenkstätte. Die Schwegenheimer Synagoge mit einer Lehrerwohnung entstand um 1830 in der Hauptstraße 179. Sie wurde 1938 zwar auch geschändet, geplündert und ausgeraubt, aber wegen der geschlossenen Bauweise an der Stelle nicht angezündet. Im Mai 1939 kaufte die Familie Schemel das Grundstück für 1200 Reichsmark und baute das Gebäude bis 1941 zum Wohnhaus um. Später wurde es abgerissen und ein Parkplatz angelegt. Wahrscheinlich bildeten die Juden von Ober- und Niederlustadt schon im 18. Jahrhundert eine Kultusgemeinde, die auch einen eigenen Friedhof besaß. Die 1851 in der Rosengasse neben der Schule errichtete Synagoge hat 1938 ein SA-Kommando aus Landau geplündert und niedergebrannt. Die Feuerwehr beschränkte sich darauf die Nachbargebäude zu schützen. Mehr als drei Jahrzehnte blieb die Ruine als Mahnmal stehen. Das 1971 von der Jüdischen Kultusgemeinde verkaufte Anwesen wurde mit einem Wohnhaus bebaut. In Germersheim gab es bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Juden. Um 1863 befand sich im Erdgeschoss des Wohngebäudes Oberamtsstraße 12 eine Synagoge. Nach dem Ersten Weltkrieg löste sich die Jüdische Kultusgemeinde auf. Die Synagoge wurde nur noch selten benutzt. Ab 1932 fanden keine gemeinsamen Gottesdienste mehr statt, so dass der Verband der Pfälzischen Juden die Synagoge im März 1938 verkaufte. Die neuen Eigentümer bauten das Gebäude zum Wohnhaus um. Am Eingang des gegenüber liegenden Stadthauses ist eine Gedenktafel, die an die Synagoge erinnert. (jlba)

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