Wörth Friseurgeschäft: Als die Kunden beim Warten noch Karten spielten

Zwei Generationen in einem Salon: Birgit Ritz-Ochsenreither mit ihren Eltern Rolf Ritz und Ilona Ritz. (von links nach rechts).
Zwei Generationen in einem Salon: Birgit Ritz-Ochsenreither mit ihren Eltern Rolf Ritz und Ilona Ritz. (von links nach rechts).

Nach 50 Jahren im Geschäft blickt Rolf Ritz mit Frau Ilona und Tochter Birgit zurück auf eine Zeit, als die Kunden noch ohne Termin zum Friseur gingen.

„Wir übernehmen am Freitag, 1. Februar 1974 den Salon Feldmann Ottstraße 4 a“ hieß es vor 50 Jahren in einer Anzeige in der RHEINPFALZ. „Wir“ waren Albert Serr mit der Meisterprüfung im Damensalon und Rolf Ritz im Herrensalon. Beide waren vorher Angestellte im Salon Brädle in der Marktstraße in Wörth. Jetzt feiert der Friseursalon Ritz – Inhaberin ist inzwischen Tochter Birgit – am Schulplatz 4 sein 50-jähriges Bestehen.

Der jetzt 74-jährige Rolf Ritz war nach der Lehre beim Friseur Bensching in Karlsruhe als Geselle angestellt. „Dort lernte ich Ilona als Lehrling kennen, die ich später heiratete“, erzählt er im Gespräch. 1971 wurde Tochter Birgit geboren und Ritz beendete seine Bundeswehrzeit. „Meine Frau stieg dann auch 1974 mit in unseren Friseursalon ein.“

Kunde kam von Faschingsfeier

Ritz erinnert sich noch genau an seinen ersten Kunden am Tag nach dem Schmutzigen Donnerstag: „Der kam nicht mehr ganz nüchtern direkt vom Feiern in guter Faschingslaune zu mir.“ Drei Jahre später erwarb er den Meisterbrief, der Kollege Serr schied aus und „wir richteten den Salon neu ein“, berichtet die inzwischen 71-jährige Ehefrau.

Tochter Birgit war von klein auf im Geschäft dabei. „Ich war begeistert. Das Frisieren hat mir gefallen. Deshalb war klar, dass ich nach dem Schulabschluss auch den Beruf meiner Eltern ergreifen werde“, sagt sie. 1987 begann sie ihre Lehre. „Eine Clique von Jungens wurde zu meinen Modellen zum Üben“, erinnert sie sich mit einem Schmunzeln. „Zum Rasieren, das damals noch Prüfungsfach war, musste als erstes Onkel Emil als tapferes Opfer herhalten.“ Zudem gab das frühere Besitzerehepaar Feldmann, das im Haus wohnte, oft Hilfestellung beim Rasieren und bei der Wasserwelle.

Umzug steht an

1990 beendete Tochter Birgit ihre Lehre und musste eine vierjährige Gesellenzeit vorweisen, bevor sie in drei Jahren ihren Meisterkurs absolviert hatte. Nach dem Tod der Mutter von Rolf Ritz wurde sein Elternhaus am Schulplatz umgebaut und zum 1. Januar 2000 der Friseursalon dort eröffnet. „Dank der Stammkundschaft bekamen wir auch hier gleich einen guten Zulauf“ , sagt Ritz.

Vorher in der Ottstraße wurde noch ohne Termine gearbeitet. Da saßen die einen Kunden auf der Treppe und die anderen standen draußen – vor allem am Samstag. „Die Frauen haben oft miteinander gestritten, wer zuerst da war“, erinnert er sich. „Der Betrieb im Herrensalon bei mir ging oft bis 21 Uhr und noch später.“ Manche Kunden spielten Karten, bis sie dran kamen, da sie öfters eineinhalb Stunden warten mussten. „Andere gingen in die nahe liegende Wirtschaft und holten Getränke, blickt er zurück und lacht. „Twitter und Facebook gab es damals schon beim Friseur.“ Im neuen Salon gab es dann für die Herren Termine, die Frauen kamen noch eine Zeitlang ohne aus.

Verstärkung gesucht

2012 übernahm die 41-jährige Tochter Birgit den Salon. Zwei Jahre später hat sich ihre Mutter zurückgezogen und noch einmal zwei oder drei Jahre später auch ihr Vater. „Ich führe das Geschäft mit einer Angestellten weiter, suche aber noch Verstärkung.“ Jüngst hat eine andere Friseurin in Wörth geschlossen. „Ich bin wegen steigender Nachfrage oft ausgebucht“, berichtet sie.

Vater Rolf möchte noch einen besonderen Gruß an seinen ältesten Kunden Rudi schicken. „An ihm habe ich als Modell gelernt.“ Übrigens zählte auch der Artikelschreiber zu seinen ersten Kunden zusammen mit seinem damals fünfjährigen Sohn – und ist es bis heute geblieben.

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