Germersheim Frühstücksomas kämpfen gegen Kinderhunger

Ab kommenden Montag gibt es das Frühstück für alle Schüler zwischen 7 und 8 Uhr.
Ab kommenden Montag gibt es das Frühstück für alle Schüler zwischen 7 und 8 Uhr.

Kein Kind soll mehr mit leerem Bauch in den Unterricht müssen. Das ist das Ziel, dass sich der Verein brotZeit gesetzt hat. Die Kinder der Eduard-Orth-Grundschule in Germersheim sind die ersten in der Südpfalz, die jetzt täglich in den Genuss eines kostenlosen Frühstücks kommen. Möglich machen das auch die „Frühstücksomas.“

Manche Kinder bekommen in den frühen Morgenstunden, direkt nach dem Aufstehen noch nicht so viel runter. Bei anderen bekommen es die Eltern nicht auf die Reihe oder sind zu faul, ihren Kindern ein Frühstück zu machen. Und natürlich gibt es auch genug Familien, die sich die Mahlzeit einfach nicht leisten können. Aus welchem Grund auch immer: Es ist etwa jedes fünfte Kind, das mit leerem Magen in die Schule geht.

Diesem schlimmen Zustand hat der Verein brotZeit den Kampf angesagt. Durch die Zusammenarbeit mit der Lebensmittelkette Lidl, die die Mahlzeiten spendet, und lokalen Ehrenämtlern, die den Kindern das Essen servieren, kann der Verein bisher bundesweit an 313 Schulen hungrigen Kinder ein Frühstück anbieten. Die Eduard-Orth-Grundschule in Germersheim ist die erste Schule in der Südpfalz, die an dem Projekt teilnimmt. In der „Förderregion Vorderpfalz“ sind es bislang 11 Schulen, unter anderem in Speyer, Ludwigshafen und Schifferstadt.

Kinder dürfen Brote selber schmieren

„Als die Schule mit der Absicht an uns herangetreten ist, sich für das Projekt zu bewerben, waren wir erstmal skeptisch“, so Bürgermeister Marcus Schaile. „Was da wohl für Kosten auf die Stadt zukommen würden? Wo ist der Haken? Die Antwort ist: Es gibt keinen.“ Die Grundschule hat mit seiner Mensa ja bereits eine passende Örtlichkeit. Die Lebensmittel werden gespendet. Und brotZeit warb über den Stadtanzeiger freiwillige Helfer für die Ausgabe an – alles Frauen über 55, liebevoll die „Frühstücksomas“ genannt.

Das Frühstück gibt es jeden Morgen – zunächst in einer Testphase für einzelne Klassen zwischen 8 und 9 Uhr, ab Montag für die ganze Schule zwischen 7 und 8 Uhr. „Alle Schüler der Grundschule dürfen hier essen, es gibt auch keine Anmeldung“, erklärt Sophie Hertrich, Regionalreferentin von brotZeit. „Es geht nicht nur um das Essen, sondern auch um das Gemeinschaftliche, das Zusammensein vor dem Unterricht, auch um Selbstständigkeit. Hier dürfen die Kinder ihre Brote selber schmieren und die Mama sagt nicht, wie viel Wurst sie nehmen dürfen“, sagt Hertrich.

Kein Schweinefleisch dabei

Das Pressegespräch mit brotZeit und dem Bürgermeister wird von den Frühstückskindern unterbrochen. Sie stellen sich brav in einer Reihe auf, holen sich ihre Brote, Obst und wählen aus verschiedenen Getränken aus. Ein Kind fragt, ob sie Hafermilch bekommen kann, und muss leider auf Tee oder Fruchtsäfte vertröstet werden. Bei der Wurst wird drauf geachtet, dass kein Schweinefleisch dabei ist, damit alle Kinder bedenkenlos zugreifen können.

Karin Preek ist eine der Helferinnen, bei der die Kinder heute ihr Frühstück bekommen. Von der geplanten Frühstücksausgabe hat sie aus dem Stadtanzeiger erfahren, kommt nun mindestens einmal pro Woche in die Mensa. „Normalerweise bin ich um halb 7 noch nicht wach, seit ich Rentnerin bin“, sagt sie lachend. „Aber für so eine gute Sache mache ich das gerne. Und dass ich mit Kindern arbeiten kann, macht es noch besser.“

Info

www.brotzeitfuerkinder.com

Ehrenamtliche Helfer sind momentan ausreichend vorhanden. Wer Interesse am Verein hat oder sich einbringen möchte, kann sich bei Projektleiter Matthias Sontowski melden per E-Mail an sontowski@brotzeit.schul melden.

Helferin Karin Preek teilt die Getränke aus. Sie hat und verschiedene Fruchtsäfte im Angebot.
Helferin Karin Preek teilt die Getränke aus. Sie hat und verschiedene Fruchtsäfte im Angebot.
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